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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen — Leipzig, 1919

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Mitteilungen Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.11371#0131
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recht verschiedener Höhe. vie Liebhaberarbeiten scheinen nnr, wenn ich die
Oinge recht beurteile, die fachmännisch durchgearbeiteten zu überwiegen. Vatz
wir in Oeutschland eine höchst entwickelte geschäftliche werbekunst haben, datz
wir im Begriff sind, mit deutscher Gründlichkeit den Gegenstand auch wissen-
schaftlich zu verarbeiten, merkt man wenigstens an den Flugblättern nur aus-
nahmsweise, eher schon an den plakaten, besonders den Bildplakaten. Es
könnte auf die politische Lrbeit nur anregend wirken, wenn man sich auch bei
den Flugblättern die Erfahrungen und Erfolge der geschäftlichen werbung zu-
nutze machen und zur Bearbeitung geschäftliche werbefachleute heranziehen
würde. Früher oder später werden wir einen Lehrstuhl für politische werbe-
kunst brauchen, jetzt werden alle Erfahrungen noch in den Geschäftszimmern
der parteien vergraben. Es mutz aber allmählich überall Blarheit darüber
entstehen, wieviel Zprach- und Vruckkunst, wieviel wassenseelenkunde, poli-
Lische, wirtschaftliche und soziale Einsicht, welche örtlichen Einzelkenntnisse dazu
gehören, ein politisches Flugblatt mit wahrscheinlichkeit des Erfolges
herauszubringen. Bei der heutigen Werbeweise wird ein grotzer Oufwand an
geistiger Orbeit, an Papier und Oruckerschwärze so gut wie nutzlos vertan.
Gder Lst es anders? haben wir schon Gahlenzusammenstellungen, die uns das
Verhältnis von Oufwand und Erfolg zeigen? Bei der verteilung von Flug-
blättern scheinen drei Ürdeitsweisen zu bestehen:

1. wan überlätzt die Einzelwerbung den örtlichen vereinen.

2. wan lätzt von der Hauptstadt aus sich die Papierfülle ergietzen.

2. wan leitet die werbung geistig von der Hauptstadt aus mit allgemeinen

Entwürfen und Änweisungen, lätzt aber die Busführung im einzelnen

durch die örtlichen Ztellen vornehmen.

welches der beste weg ist, hängt von den Umständen ab, besonders davon, ob
auch in örtlichen Ztellen fähige Leute sitzen. IsL das der Fall, so ist sicher dieser
weg der beste. Ve vertrauter der Gedankeninhalt Lst, um so rascher wird das
vertrauen erworben. Ooch ich fürchte, die Oeutschen sind nach der unerhörten
Papierüberschwemmung der letzten wonate flugblattmüde. Bndere wege
müssen — wenigstens vorübergehend — gesucht werden. Ein neues werbe-
mittel, neu mindestens in dieser Vesonderheit, ist die durchdachte und planmätzige
wundpropaganda von wensch zu wensch, für die der Zentralausschutz für den
ostdeutschen heimatdienst, Landesverband Gstpreutzen in seinem Bntispartakus
kluge Regeln aufgestellt hat.

2wei gewaltige vorgänge erschüttern unser volk bis in das tiefste: der
Urieg und die Revolution. lloch ist die vorbereitende Zammlung der Tat-
sachen und die ausdeutende ölrbeit der Forschung über die Knfänge nicht
hinaus, und schon bringt ein lleues ungeheure wandlung: der welt-
frieden. wieder müssen die Gedanken neu eingestellt werden. lln neuen
Papierfluten werden die Beschlüsse der völker bis ins letzte Oorf gespült.
wieder müssen die Zammlungen am Ztrome stehen, wachen und schöpfen mit
Fässern und ttrügen.

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