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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen — Leipzig, 1920

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Mitteilungen Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.11372#0114
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gebracht und an die Provinzpresse verschickt, namentlich dorthin, wo die 2iege Friedrichs des
Lrotzen geschlagen und geseiert oder wo Vivatbänder zunr vorschein gekonrmen waren. 5o ent-
slanden bei mir schließlich dicke Kktenstücke mit allerlei Missenswertem, das ich dann in grötzeren
zusammenfassenden ölufsätzen und in vorträgen an die breite Hffentlichkeit brachte. va schon
Lessing uns den Freibrief gegeben hat, datz seiner Llrbeit, seines Fleitzes sich jeder rühmen darf,
so wolle es mir niemand falsch auslegen, wenn ich in aller Lescheidenheit, aber doch mit einem
gewissen llachdruck diese Lelegenheit benutze, um daran zu erinnern, datz alles, was in den
letzten Z0 llahren über Vivatbänder geschrieben ist, sich allein auf meine persänlichen Forschungen
gründet, und datz fremde Federn meinen Forschungen nicht viel veues hinzugefügt haben. vas
weitz auch jeder, dessen Kenntnis von den Vivatbändern über das Landläusige hinausgeht. Ls
ist aber immer gut, verdunkelungen vorzubeugen.

Neben meinen eingehenderen Llufsätzen in der 6erliner öeitschrift„ver5ammler"(Iahrgänge l885
und 1889, damaliger herausgeber vi.Lrendicke) und in den Monatsheften von velhagen und Klasing
(llahrgang 1897/98 heft 12) mit 12 hübschen farbigen Llbbildungen nenne ich hier die Llrbeit
des professors Seidel im hohenzollern-llahrbuch vom Iahre 1912, ebenfalls mit farbigen 6b-
bildungen und sein hest „Vivatbänder aus alter und neuer Zeit" in den Kriegsschriften des
Kaiser-Mlhelm-Vank (heft aa).

INeine vielen kleineren und grötzeren Llufsätze in der laufenden Tagespresse lassen sich nicht
aufzählen.

vie Tesamtmenge aller noch erhalten gebliebenen alten Vivatbänder schätze ich nach sorg-
fältigen Lrmittelungen aus annähernd 500. Vavon hatte meine eigene Sammlung 1Z0, so datz
sie also wohl kaum jemals überholt werden konnte. Vm hohenzollern-Museum waren nach den
letzten bekanntgaben 7Z vänder vorhanden, im herzoglichen und im vaterländischen Museum
in vraunschweig sowie im lNuseum Zchlesischer 6ltertümer in vreslau etwa je 25—Z0. vie
fehlenden vänder verteilen sich auf Kleinbesitz und Linzelbesitz.

Oie gewebten — noch undatierten — vänder waren sehr einsach gehalten.
ver gekrönte llamenszug des Königs 6.V., das VIV^T und Lorbeerkränze wechselten mit
einander ab. vas band wurde ellenweise verkauft. Mer wenig Teld hatte, heftete sich nur ein
paar Zoll nach der 6rt unserer heutigen Grdensbänder in das Knopsloch oder an die Brust,
wer mehr zahlen konnte, ließ es lang slattern oder machte eine Zchärpe daraus.

vie ersten datierten vänder sind die aus dem llahre 1757 von llotzbach und
Leuthen. viese vänder waren gedruckt und durch zeichnerischen Schmuck und durch hinzu-
tretende verse schon reicher ausgestattet als die gewebten Länder. Mir finden Bildnisse und
büsten Friedrichs des Troßen, des herzogs Ferdinand von Braunschweig, des Königs Teorg von
hannover, des prinzen heinrich. vaneben Mappen, Fahnen, kriegerische Trophäen oder auch
6Negorien im Ltile des vokoko. Oie verse auf den bändern waren einfach und volkstümlich
gehalten, etwa im Lharakter der Tleimschen verse in den Kriegsliedern eines preutzischen
Trenadiers. 6uf dem Lande von der Zchlacht bei Leuthen steht der vers:

„Ls lebe durch des höchsten Tnade — ver König, der uns schützen kann! — 5o schlägt
er mit der Machtparade — lloch mehrmals achtzigtausend INann!" —

Leider ist bisher immer noch nicht gelungen, den verfasser dieses ganz allgemein bekannten
verses ausfindig zu machen.

6uf die Miedereroberung Lreslaus (19. vszember 1757) gibt es sechs osr-
schiedene Bänder mit den versen:

„Ich mußte jüngst durch iZwang, mein held, — vir untreu werden" usw.

„llun breslau, opfre Lott und singe Freudenlieder, — venn Friedrich gibet vir die vorige
Freiheit wieder." — Ltolz pochte Hsterreichs Löwe auf den 6aub^ — voch preutzens 6dler drückt
ihn in den Ztaub." — „Mas durch 6rglist ward genommen, — INutz durch List nun wieder
kommen" usw.

Lin besonders schönes Band von öreslau hat die Büsten von Maria Theresia und von
Friedrich dem Erotzen. vazu die Tleimschen verse: „Nun beschlietze veinen Krieg, Kaiser-
Königin! Lib vir selbst den schönsten Ziey, Merde Siegerin!" usw.

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