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Mittelstraß, Tilman
Eschelbronn: Entstehung, Entwicklung und Ende eines Niederadelssitzes im Kraichgau (12. bis 18. Jahrhundert) ([Hauptbd.]) — Stuttgart: Theiss, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.75254#0020
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Bauhölzern heraus, und die jahrgenaue Datierung des
Schwellmauerturmes durch Probe Nr. 1197 war wegen
ihrer geringen Ringzahl (41) nur auf der breiten Basis
vieler sicher datierter Holzteile des Gebäudes möglich.
Schließlich erwiesen sich viele Proben wegen ihrer Her-
kunft von extrem feuchten Standorten als nicht datier-
bar. Es ist daher allein den massenhaft durchgeführten
dendrochronologischen Bestimmungen zu verdanken,
daß die Perioden I-V und VII sicher und darüber hinaus
mit einer Genauigkeit datiert sind, die sich mit her-
kömmlichen archäologischen Methoden nicht erreichen
läßt.
Weiterhin wurden 45 Bodenproben aus den Schichten
der Periode I-III auf pflanzliche Großreste hin unter-
sucht.14 Zu den bereits publizierten Ergebnissen wird in
einem gesonderten Abschnitt dieser Arbeit Stellung
genommen, der den Ergebnissen der Ausgrabung zur
Kulturlandschaftsentwicklung gewidmet ist, da erst die
umfassende Aufarbeitung der Grabungsbefunde eine
endgültige stratigraphische Einordnung der Proben er-
möglichte. Dort ist auch ein während der Grabung an-
gefertigtes quartärgeologisches Gutachten zur Einsedi-
mentierung der Wasserburg eingearbeitet.15
Obwohl die Ausgrabungen in Eschelbronn von Bauvor-
haben erzwungen und daher nicht als reine Forschungs-
grabung, sondern als Notuntersuchung im Rahmen der
Denkmalpflege durchgeführt wurden, entsprachen die
dem Bearbeiter zur Verfügung stehenden Unterlagen
insgesamt allen Anforderungen, die man an eine moder-
ne Grabungsdokumentation stellen mag, und ließen in
ihrer Ausführlichkeit kaum einen Wunsch offen. Dies ist
mit Sicherheit dem starken wissenschaftlichen Interesse
zu verdanken, welches der tätige Archäologe vor allem
den von der Grabung zu erwartenden burgenkundlichen
Ergebnissen entgegenbrachte. In zwei Punkten seien je-
doch Anregungen ausgesprochen, die zwar bisher nicht
zum Standard einer mittelalterlichen Ausgrabung ge-
hören, die aber aus der Sicht des Bearbeiters wert sind,
bei zukünftigen archäologischen Unternehmungen in
diesem Bereich aufgegriffen zu werden. Zum einen wä-
re eine detaillierte photographische und zeichnerische
Dokumentation der einzelnen Bauhölzer wünschens-
wert, vielleicht durch einen Spezialisten, wie dies den
holzbaugeschichtlichen Ergebnissen der Grabungen auf
der Stellerburg und dem Husterknupp zugute gekom-
men ist.16 Auch ist zu überlegen, ob nicht alle aussage-
kräftigen Bauhölzer an markierter Stelle in einem Bag-
gersee konserviert werden sollten, um bis zur endgül-
tigen Grabungspublikation für Nachuntersuchungen zur
Verfügung zu stehen. Zweitens versprächen grundsätz-
lich durchgeführte Materialuntersuchungen von Mörtel-
proben aller Mauerbefunde eine bessere Interpreta-
tionsgrundlage für das Erkennen zusammengehöriger
Bauvorgänge, auch wenn diese nicht über Schichtver-
läufe verbunden sind.17 Bei erkennbarer Unterschied-
lichkeit wäre dabei u. U. die Untersuchung mehrerer

Proben aus derselben Mauer notwendig, um Ausbesse-
rungen bzw. Weiterverwendungen in anderem Zusam-
menhang erfassen zu können. In Eschelbronn z.B. wäre
bei jeder oberflächennahen, jüngeren Mauer eine Mör-
teluntersuchung von mindestens zwei Proben sinnvoll
gewesen, wobei die eine unmittelbar von der angetroffe-
nen Maueroberfläche, die andere aus dem mittleren oder
unteren Bereich der Mauer stammen sollte. Im Zuge der
Auswertung hat sich nämlich in mehreren Fällen der be-
gründete Verdacht ergeben, daß die angetroffenen Mau-
ern nach dem völligen oder teilweisen Abbruch des ur-
sprünglichen Gebäudes ab der Erdoberfläche einem spä-
ter ebenfalls wieder ganz oder fast ganz entfernten jünge-
ren Aufgehenden in gleicher oder ähnlicher Abmessung
als Fundamente gedient haben. Zusätzlich wäre auch bei
Mauern die Heranziehung eines Spezialisten zur einge-
henden Begutachtung komplexer Verhältnisse zu über-
legen, wie sie bei sich überlagernden Bauperioden aufzu-
treten pflegen.
1.3 Die Bearbeitung der Grabung
Zur besseren Beurteilung der in dieser Arbeit vorgeleg-
ten Ergebnisse, vielleicht auch als Anregung für künfti-
ge Grabungsauswertungen, erscheint es angebracht, den
darstellenden und auswertenden Kapiteln einige Bemer-
kungen über Grundlagen und Ziele des Bearbeiters vor-
auszuschicken und auf die Arbeitsweise einzugehen, der
diese Ergebnisse ihre Entstehung verdanken.
Zur Erarbeitung und Darstellung der Grabungs-
ergebnisse
Dem Bearbeiter stand die gesamte Grabungsdokumen-
tation zur Verfügung, bestehend aus 151 Profilzeichnun-
gen (1 : 10), 183 Flächenzeichnungen (1 : 20), einer aus-
giebigen Photodokumentation, dazu Beschreibungen zu
1787 Befundnummern, 1775 Fundnummern und dem
Grabungstagebuch. Nicht zur Verfügung stand ihm die

14 Die botanischen Untersuchungen wurden von Frau Prof. Dr. Udet
gard Körber-Grohne, Universität Stuttgart-Hohenheim durchge-
führt. Ihr Bericht liegt publiziert vor (Körber-Grohne, Eschel-
bronn).

15 Angefertigt von Herrn Prof. Dr. Walter Carle, Heidelberg, am 12.
9. 1975. Des weiteren war dem Bearbeiter ein geologisches Gut-
achten von Herrn H.-K. Findeisen, Freiburg, vom 18. 2. 1972 zu-
gänglich, welches im Zusammenhang mit dem geplanten Sport- und
Kulturzentrum Eschelbronn den Gründungsverhältnissen im alten
Schloßgelände galt.

16 Rudolph, Stellerburg; Zippelius, Husterknupp. Zahlreiche Bear-
beitungsspuren konnten vom Bearbeiter nur anhand der glückli-
cherweise ausgiebigen und qualitätvollen Photodokumentation der
entsprechenden Bauhölzer im Rahmen der Flächen- und Profil-
aufnahmen nachträglich erkannt werden.

17 Bei der Grabung wurden Mörtelproben nur sporadisch und an Stel-
len entnommen, die eine Gesamtauswertung nicht lohnend ma-
chen. Auch scheint es für die Mörtelbeschreibung auf der Grabung
kein Schema gegeben zu haben, wie es z.B. für Schichten oder Mau-
ern existierte.

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