landes,607 ist also eine frühmittelalterliche Gründung.
Zwar gehört sein Name nicht in die von der Ortsnamen-
forschung dem fraglichen Zeitraum zugewiesenen Na-
mensschicht, steht jedoch keineswegs vereinzelt da.608
Die erste Erwähnung (Karolingerzeit)
In der Karolingerzeit ist die Existenz des Ortes nicht nur
durch Scherben, sondern erstmals auch schriftlich be-
zeugt. Wie viele andere Orte des Kraichgaus, verdankt
Eschelbronn die früheste Erwähnung seines Namens ei-
ner Schenkung an die Reichsabtei Lorsch, das älteste
rechtsrheinische Kloster im Oberrheingebiet.609 In des-
sen Verzeichnis der Neuzugänge zum Klosterbesitz sind
im Zeitraum zwischen dem 9. Oktober 788 und 8. Okto-
ber 789 unter der Überschrift Donat. Folcrichi, in Ascen-
brunen 14 Tagewerke Acker aufgeführt in pago Creich-
gowe in Aschinbrunnen, et in Radincheim, die Folkrich
für das Seelenheil der Regiswinde dem Kloster ver-
macht.610 Nun lag zwar Radincheim/Rettigheim tatsäch-
lich im karolingischen Kraichgau, der nur den nordwest-
lichen Teil der heute so bezeichneten Landschaft um-
faßte, Eschelbronn aber im damaligen Elsenzgau.611 Da
jedoch alle weiteren Orte, die für eine Identifizierung mit
>Aschinbrunnen< in Frage kommen,612 ebenfalls nicht im
karolingischen Kraichgau lagen und erheblich weiter von
Rettigheim entfernt sind, ist der Bezug zu Eschelbronn
am Schwarzbach in der Forschung unumstritten.613
Nach dieser ersten Nennung 788/89 klafft in der schrift-
lichen Überlieferung eine Lücke von annähernd einem
halben Jahrtausend.
Die dunklen Jahrhunderte (9. bis Anfang 13. Jahr-
hundert)
Diese Überlieferungslücke tritt - in unterschiedlicher
Länge - bei fast allen kleineren früherwähnten Orten
Deutschlands auf. Zurückzuführen ist sie auf einen star-
ken Rückgang schriftlicher Rechtsaufzeichnungen im
Ostfränkischen bzw. Deutschen Reich des 9. und 10. und
deren nur langsames Wiederaufkommen im 11. und 12.
Jahrhundert;614 sie darf daher nicht als Besiedlungslücke
mißdeutet werden. Die Archäologie müßte demnach in
der Lage sein, diese Lücke zu füllen. Leider weist die
Kenntnis der materiellen Kultur Süddeutschlands, na-
mentlich die des Hauptfundgutes Keramik, im fraglichen
Zeitraum ebenfalls große Lücken auf, die teils auf die
verschmälerte Quellenbasis für historische Datierungen
von Fundkomplexen, teils aber auch auf einen Rückgang
des tatsächlichen materiellen Lebensstandards in der da-
maligen Zeit zurückgeht.
Einige wenige der seltenen, schwer ansprechbaren
Scherben dieses Zeitraumes sind in Eschelbronn zu Ta-
ge gekommen und schlagen eine Brücke zur Periode I
der Grabung, die sich mit Hilfe von Dendrochronologie
und Keramik in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datie-
ren läßt.
Im Jahr 1220 wird auf dem von der Grabung erfaßten
Areal, unter Wahrung der durch Zaun und Graben mar-
kierten Grundstücksgrenze, ein Holzhaus errichtet (Pe-
riode II). In die 50 Jahre währende Bestehenszeit dieses
Gebäudes fallen die beiden nächsten schriftlichen Er-
wähnungen von Eschelbronn.
Die Herrschaft der Dynasten von Dürn (13. Jahr-
hundert)
Im Januar 1251, zwei Jahre vor seinem Tode, verfügte
Konrad I. von Dürn über den Rest seiner an sich schon
unter seine drei Söhne aufgeteilten Herrschaft. Dieses
Testament, gedacht als Alterssicherung für seine Frau
Mechthild, die Erbtochter der in männlicher Linie aus-
gestorbenen Grafen von Lauffen, hat sich in Form einer
Urkunde erhalten.615 Wie aus der umfangreichen Zeu-
genliste am Schluß des Schriftstücks hervorgeht, setzte
Konrad seine versammelten Vasallen als Treuhänder ein,
darunter einen Heinricus de Eschelbrunnen, der im An-
schluß an A. Krieger mit dem bei Tauberbischofsheim
gelegenen Weiler Esselbrunn, Gemeinde Gissigheim, in
Verbindung gebracht wurde.616 F. Gehrig hat jedoch
schon 1969 darauf hingewiesen, daß Eschelbronn bei
Sinsheim ebenfalls in Frage kommt,617 und sich unter
dem Eindruck der Grabungsergebnisse endgültig für ei-
ne Korrektur der Zuweisung in diesem Sinne entschie-
den,618 denn in Esselbrunn ist weder durch Urkunden,
607 Vgl. die Verbreitung der merowingerzeitlichen Grabfunde (Hist.
Atlas, Karte 111,7) und der frühen Ortsnamen (Hist. Atlas, Kar-
ten IV,1 und IV,2).
608 So sind von der Gemarkung des bei Pforzheim gelegenen Dorfes
Öschelbronn, Gde. Niefern-Öschelbronn, das bei seiner Erstnen-
nung im Jahr 835 noch Nessenbrunnen hieß, zwei zugehörige Grä-
berfelder der Merowingerzeit bekannt, von denen das eine zum
Gemarkungsort, das andere zu einer abgegangenen Siedlung
>Hardheim< gehört (Regierungsbez. Karlsruhe 575).
609 Zur Verbreitung des Lorscher Besitzes vgl. Hist. Atlas, Karte
VIII,2.
610 Glöckner, Codex Laur. 21 Nr. 2326; ein Photo der Textstelle bei
Fütterer, Eschelbronn (nach S. 4).
611 Hist. Atlas, Karte IV,3.
612 In erster Linie Esselborn bei Alzey, während bei dem bereits er-
wähnten Öschelbronn bei Pforzheim die hochmittelalterliche Na-
mensform auf einer Umdeutung von Nesseln zu Eschen zu beru-
hen scheint (Regierungsbez. Karlsruhe 575); ferner Essel-
brunn bei Gissigheim und Öschelbronn bei Herrenberg.
613 Boy, Heimat 94f. Die Erklärung des Widerspruchs als eine bei der
verkürzten Wiedergabe des ursprünglich längeren Urkundentex-
tes unterlaufene Ungenauigkeit ist angesichts der Zeichensetzung
und der Hervorhebung von Ascenbrunen in der Überschrift nicht
ganz befriedigend. Vielmehr zeigen ähnliche Fälle, daß man die
karolingische Gaueinteilung nicht mit den Maßstäben heutiger
Verwaltungstechnik messen darf.
614 Von den bayrisch-alemannischen Traditionsbüchern sei hier ein-
mal abgesehen.
615 Wirtemberg. UB 4,249ff. Nr. 1181.
616 Krieger, Baden 1, 545. So auch bei Eichhorn, Lehenshof 237
Anm.51; die Möglichkeit einer Identität mit Eschelbronn bei Sins-
heim, wenn auch als weniger wahrscheinlich, erwähnt in Wirtem-
berg. UB 4,251.
617 Gehrig, Gissigheim 83.
618 Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16.2.1976 (vgl. Lutz,
Eschelbronn 207). Die von Herrn Pfarrer F. Gehrig zusammenge-
stellten Unterlagen zur Besitzgeschichte Eschelbronns waren
auch mir als Einstieg sehr hilfreich.
170
Zwar gehört sein Name nicht in die von der Ortsnamen-
forschung dem fraglichen Zeitraum zugewiesenen Na-
mensschicht, steht jedoch keineswegs vereinzelt da.608
Die erste Erwähnung (Karolingerzeit)
In der Karolingerzeit ist die Existenz des Ortes nicht nur
durch Scherben, sondern erstmals auch schriftlich be-
zeugt. Wie viele andere Orte des Kraichgaus, verdankt
Eschelbronn die früheste Erwähnung seines Namens ei-
ner Schenkung an die Reichsabtei Lorsch, das älteste
rechtsrheinische Kloster im Oberrheingebiet.609 In des-
sen Verzeichnis der Neuzugänge zum Klosterbesitz sind
im Zeitraum zwischen dem 9. Oktober 788 und 8. Okto-
ber 789 unter der Überschrift Donat. Folcrichi, in Ascen-
brunen 14 Tagewerke Acker aufgeführt in pago Creich-
gowe in Aschinbrunnen, et in Radincheim, die Folkrich
für das Seelenheil der Regiswinde dem Kloster ver-
macht.610 Nun lag zwar Radincheim/Rettigheim tatsäch-
lich im karolingischen Kraichgau, der nur den nordwest-
lichen Teil der heute so bezeichneten Landschaft um-
faßte, Eschelbronn aber im damaligen Elsenzgau.611 Da
jedoch alle weiteren Orte, die für eine Identifizierung mit
>Aschinbrunnen< in Frage kommen,612 ebenfalls nicht im
karolingischen Kraichgau lagen und erheblich weiter von
Rettigheim entfernt sind, ist der Bezug zu Eschelbronn
am Schwarzbach in der Forschung unumstritten.613
Nach dieser ersten Nennung 788/89 klafft in der schrift-
lichen Überlieferung eine Lücke von annähernd einem
halben Jahrtausend.
Die dunklen Jahrhunderte (9. bis Anfang 13. Jahr-
hundert)
Diese Überlieferungslücke tritt - in unterschiedlicher
Länge - bei fast allen kleineren früherwähnten Orten
Deutschlands auf. Zurückzuführen ist sie auf einen star-
ken Rückgang schriftlicher Rechtsaufzeichnungen im
Ostfränkischen bzw. Deutschen Reich des 9. und 10. und
deren nur langsames Wiederaufkommen im 11. und 12.
Jahrhundert;614 sie darf daher nicht als Besiedlungslücke
mißdeutet werden. Die Archäologie müßte demnach in
der Lage sein, diese Lücke zu füllen. Leider weist die
Kenntnis der materiellen Kultur Süddeutschlands, na-
mentlich die des Hauptfundgutes Keramik, im fraglichen
Zeitraum ebenfalls große Lücken auf, die teils auf die
verschmälerte Quellenbasis für historische Datierungen
von Fundkomplexen, teils aber auch auf einen Rückgang
des tatsächlichen materiellen Lebensstandards in der da-
maligen Zeit zurückgeht.
Einige wenige der seltenen, schwer ansprechbaren
Scherben dieses Zeitraumes sind in Eschelbronn zu Ta-
ge gekommen und schlagen eine Brücke zur Periode I
der Grabung, die sich mit Hilfe von Dendrochronologie
und Keramik in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datie-
ren läßt.
Im Jahr 1220 wird auf dem von der Grabung erfaßten
Areal, unter Wahrung der durch Zaun und Graben mar-
kierten Grundstücksgrenze, ein Holzhaus errichtet (Pe-
riode II). In die 50 Jahre währende Bestehenszeit dieses
Gebäudes fallen die beiden nächsten schriftlichen Er-
wähnungen von Eschelbronn.
Die Herrschaft der Dynasten von Dürn (13. Jahr-
hundert)
Im Januar 1251, zwei Jahre vor seinem Tode, verfügte
Konrad I. von Dürn über den Rest seiner an sich schon
unter seine drei Söhne aufgeteilten Herrschaft. Dieses
Testament, gedacht als Alterssicherung für seine Frau
Mechthild, die Erbtochter der in männlicher Linie aus-
gestorbenen Grafen von Lauffen, hat sich in Form einer
Urkunde erhalten.615 Wie aus der umfangreichen Zeu-
genliste am Schluß des Schriftstücks hervorgeht, setzte
Konrad seine versammelten Vasallen als Treuhänder ein,
darunter einen Heinricus de Eschelbrunnen, der im An-
schluß an A. Krieger mit dem bei Tauberbischofsheim
gelegenen Weiler Esselbrunn, Gemeinde Gissigheim, in
Verbindung gebracht wurde.616 F. Gehrig hat jedoch
schon 1969 darauf hingewiesen, daß Eschelbronn bei
Sinsheim ebenfalls in Frage kommt,617 und sich unter
dem Eindruck der Grabungsergebnisse endgültig für ei-
ne Korrektur der Zuweisung in diesem Sinne entschie-
den,618 denn in Esselbrunn ist weder durch Urkunden,
607 Vgl. die Verbreitung der merowingerzeitlichen Grabfunde (Hist.
Atlas, Karte 111,7) und der frühen Ortsnamen (Hist. Atlas, Kar-
ten IV,1 und IV,2).
608 So sind von der Gemarkung des bei Pforzheim gelegenen Dorfes
Öschelbronn, Gde. Niefern-Öschelbronn, das bei seiner Erstnen-
nung im Jahr 835 noch Nessenbrunnen hieß, zwei zugehörige Grä-
berfelder der Merowingerzeit bekannt, von denen das eine zum
Gemarkungsort, das andere zu einer abgegangenen Siedlung
>Hardheim< gehört (Regierungsbez. Karlsruhe 575).
609 Zur Verbreitung des Lorscher Besitzes vgl. Hist. Atlas, Karte
VIII,2.
610 Glöckner, Codex Laur. 21 Nr. 2326; ein Photo der Textstelle bei
Fütterer, Eschelbronn (nach S. 4).
611 Hist. Atlas, Karte IV,3.
612 In erster Linie Esselborn bei Alzey, während bei dem bereits er-
wähnten Öschelbronn bei Pforzheim die hochmittelalterliche Na-
mensform auf einer Umdeutung von Nesseln zu Eschen zu beru-
hen scheint (Regierungsbez. Karlsruhe 575); ferner Essel-
brunn bei Gissigheim und Öschelbronn bei Herrenberg.
613 Boy, Heimat 94f. Die Erklärung des Widerspruchs als eine bei der
verkürzten Wiedergabe des ursprünglich längeren Urkundentex-
tes unterlaufene Ungenauigkeit ist angesichts der Zeichensetzung
und der Hervorhebung von Ascenbrunen in der Überschrift nicht
ganz befriedigend. Vielmehr zeigen ähnliche Fälle, daß man die
karolingische Gaueinteilung nicht mit den Maßstäben heutiger
Verwaltungstechnik messen darf.
614 Von den bayrisch-alemannischen Traditionsbüchern sei hier ein-
mal abgesehen.
615 Wirtemberg. UB 4,249ff. Nr. 1181.
616 Krieger, Baden 1, 545. So auch bei Eichhorn, Lehenshof 237
Anm.51; die Möglichkeit einer Identität mit Eschelbronn bei Sins-
heim, wenn auch als weniger wahrscheinlich, erwähnt in Wirtem-
berg. UB 4,251.
617 Gehrig, Gissigheim 83.
618 Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16.2.1976 (vgl. Lutz,
Eschelbronn 207). Die von Herrn Pfarrer F. Gehrig zusammenge-
stellten Unterlagen zur Besitzgeschichte Eschelbronns waren
auch mir als Einstieg sehr hilfreich.
170