Abb. 98 Eschelbronn. Keramik der Merowingerzeit (9-12), der Karolingerzeit (13) und des 9.-11. Jahrhunderts (14). - M. 1 : 2.
de Magerung sowie plumpe, extrem dicke Böden (wie
Nr. 10).459 Während ihre Anfangsdatierung inzwischen
mit gutem Grund ins späte 6. Jahrhundert gesetzt wird,460
ist ihre Laufzeit offen, da mit dem Ende der Reihengrä-
berzeit (in Südwestdeutschland um 700) die gesicherte
Datierungsgrundlage fortfällt. U. Gross nimmt eine Ab-
lösung der rauhwandigen durch die ältere, gelbtonige
Drehscheibenware an, die sich zeitlich gestaffelt vom
Rhein (Ende 7. Jahrhundert) nach Osten vollzieht (in
Wülfingen/Kocher z.B. erst im 8. Jahrhundert), und im
mittleren Neckarraum noch später liegt.461 Trotz der klo-
bigen Formen scheinen die Ränder dieser Keramik-
gruppe eine deutliche typologische Entwicklung durch-
zumachen: Am Beginn - und damit zeitlich relativ gut zu
fassen - stehen Sichelränder wie Nr. 9. Die deutliche
Ausprägung der Innenkehle verweist das Eschelbronner
Stück noch ins 6. oder frühe 7. Jahrhundert.462 Die un-
klare Enddatierung der rauhwandigen Drehscheibenwa-
re erschwert eine genauere zeitliche Festlegung der bei-
den knolligen Leistenränder Nr. 11 und 12.463 Da die
jüngsten faßbaren Funde dieser Ware flaue Randbildun-
gen zeigen,464 wird man sie ins 7. und allenfalls frühe 8.
Jahrhundert setzen dürfen.
Wie die römischen sind auch die merowingerzeitlichen
Scherben nur an verlagerter Stelle erfaßt. Die zugehö-
rige Siedlung kann aber, wie schon die Menge der Fun-
de nahelegt, nicht weit entfernt gewesen sein. Sie dürfte
bereits den Namen Eschelbronn getragen haben, wel-
cher für den Ort im späten 8. Jahrhundert erstmals
schriftlich bezeugt ist.
Karolingerzeit (Abb. 98,13)
Aus der Zeit der Ersterwähnung des Ortes 788/89 im
Lorscher Codex stammt ein Randstück (Nr. 13), welches
ebenfalls mit sehr grobkörnigem Quarz und Kalkstück-
459 Hübener u. Lobbedey, Keramik 89ff.; Schulze, Keramik 42ff.;
Gross, Keramik 26ff.
460 Schulze, Keramik 45.
461 Gross, Keramik 29ff.
462 Vgl. dazu Grab 6 von Möglingen, Kr. Ludwigsburg (Hübener u.
Lobbedey, Keramik 94 Abb. 4), das inzwischen an den Beginn des
7. Jh. gesetzt werden muß (Schulze, Keramik 45; Schallmayer
u. Gross, Ladenburg 110). Parallelen aus der Wüstung Wülfin-
gen/Kocher bei Schulze, Keramik 95 Abb. 32, aus Ladenburg bei
Schallmayer u. Gross, Ladenburg 132 Abb. 54,4-9.
463 Zahlreiche Parallelen in ganz Baden-Württemberg, z.B. Wülfin-
gen (Schulze, Keramik 92ff. Abb. 29ff.); Ladenburg (Schall-
mayer u. Gross, Ladenburg 132 Abb. 54,10-12).
464 z.B. Hübener u. Lobbedey, Keramik 121 Abb. 31; weitere Bei-
spiele bei Gross, Keramik 26ff. Eine deutlichere absolutchrono-
logische Verankerung dieser typologischen Beobachtung wäre al-
lerdings wünschenswert.
139