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Mittelstraß, Tilman
Eschelbronn: Entstehung, Entwicklung und Ende eines Niederadelssitzes im Kraichgau (12. bis 18. Jahrhundert) ([Hauptbd.]) — Stuttgart: Theiss, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.75254#0030
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Abb. 8 Mittelalterliche Holzschwellbauten, a Sigtuna/Schwe-
den (mit Flechtwerkwänden); b Nordwestecke von a; c Über-

stülpung; d Haithabu, Haus 5; e Stellerburg, Kammerhaus (er-
gänzter Grundriß). - a.d.e: M. 1 : 100; b.c ohne Maßstab.

gerade Fluchten angestrebt wurden.29 Dabei kommt
zwar gelegentlich ein deutlich schräger Wandverlauf vor,
sofern aber die Beobachtungen ausreichen, liegt in die-
sen Fällen immer ein Zusammenhang mit Hof- bzw. Par-
zellengrenzen und Wegeverlauf oder zwingenden Gege-
benheiten des Geländes vor.30 Gerade die Grundstücks-
grenze, d.h. der Verlauf von Graben II 98/100, legt in
Eschelbronn mit aller Deutlichkeit einen rechtwinkligen
Ansatz der Nordwand an die Westwand des Holz-
schwellbaus nahe. In diesem Zusammenhang fällt nun
die Ausklinkung am Nordende des westlichen Schwell-
balkens II 67 ins Auge, und man denkt zunächst an eine
Überkämmung von II 66 an dieser Stelle. Auch in der
SW-Ecke wurden die Schwellbalken ja überkreuzliegend
angetroffen, ohne daß ihr schlechter Erhaltungszustand
weitere Zurichtungen hätte erkennen lassen; allerdings
war der Kreuzungspunkt dort mit einem Holzkloben un-
terlegt und nicht so weit vom Balkenende entfernt, wie
die Ausklinkung im Norden. Immerhin könnte man bei
dieser Lösung dem Holzstück II 57 eine Funktion als Un-
terlegholz für II 66 zuweisen. Zu der »Ausklinkung« ist

jedoch zu bemerken, daß sie aller Wahrscheinlichkeit
nach erst beim Herrichten des Originalprofils 84 ent-
standen ist, das an dieser Stelle den Balken querte und
mit seiner Unterkante dessen Oberkante gerade noch er-
faßte.31 Für die wahrscheinlichste Lösung halte ich daher
einen stumpfen, rechtwinkligen Anschluß von II 66 an II
67 (Abb. 14), wie er an einem mittelalterlichen Schwell-
bau in Sigtuna/Schweden beobachtet werden konnte
(Abb. 8,a.b).

29 Bei Pfostenbauten freilich sind Beispiele für leicht ausgebauchte
Giebelwände bekannt, was meist als Zeichen für eine Abwalmung
gewertet wird (12./13. Jh. bzw. 2. Hälfte d. 14. Jh.) (Abb. 9,c.d).

30 z.B. Stellerburg, Haus 4b (9./10. Jh.) (Rudolph, Stellerburg 101);
Basel-Petersberg (11. Jh.) (Berger, Petersberg 19ff. und Taf. 16);
Haus Meer bei Büderich/Erft, Gebäude III und IV (11. Jh.) (Jans-
sen, Haus Meer 82; Bild 28; Bild 33; Falttaf. I. In Haus Meer ist al-
lerdings die sekundäre Verlagerung von Schwellbalken nicht aus-
zuschließen).

31 Die Kanten der »Ausklinkung« liegen nicht rechtwinklig zum Ver-
lauf von II 67, sondern parallel zum Profilverlauf. Der Balken wur-
de zwar als schwarze Spur an der unteren Grenze von Originalprofil
84 eingetragen, nicht aber als eigener Befund beschrieben; als sol-
cher entdeckt wurde er erst im darauffolgenden Grabungsjahr.

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