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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 3.1896

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Bach, Max: Zur Baugeschichte des Otto-Heinrichsbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.2905#0154
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Nun ist schließlich noch die Frage aufzuwerfen, ob Lolin nicht auch
als Architekt sich bethätigr baben könnte und ob man ibn als den geistigen
Urheber der Fa^ade anzusehen habe. Schon Ächönherr in seinem Aufsatz
über Lolin^) hat das ausgesxrochen und aus die schon erwähnte Denk-
schrift hingewiesen, in welcher Abraham Lolin von seinem Vater aussagt,
er habe „einen stattlichen palast im werk zu baueisib Betrachtet man
ferner die ganze Formengebung der Facade, so ist einleuchtend, daß das
malerische Prinzip in der ganzen Aomposition vorherrscht. Die spezifisch
architektonischen Formen und Gliederungen sind mangelhaft durchgeführt
und weisen auf keine eigentliche architektonische Schulung. Vergleicht man
damit die Facade des Friedrichsbaus, welche offenbar vom Gtto-Deinrichs-
bau beeinsiußt ist, so tritt der Unterschied deutlich hervor. ^choch war ein
geschulter Architekt, der bei allem Reichthum der Dekoration doch noch die
Gesetze der architektonischen Proportion und j)rofilirung streng festhielt, seine
Facade ist deßhalb auch weit wirkungsvoller und als Architekturwerk auch
werthvoller.

Lin deutscher Architekt, weim er auch in Italien studirt hätte, würde
damals etwas ganz anderes gemacht haben als Golin der Bildhauer und
Dekorateur. Daß der letztere recht wohl fähig war, architektonisch zu
komponiren, beweisen seine verschiedenen Grabdenkmale in Znnsbruck und
an anderen Grten. Ueberhauxt war es im ganzeu Ubittelalter und der
neueren Zeit keine Seltenheit, daß Bildhauer zugleich als Architekten und
umgekehrt sich ausgezeichnet haben.

Ini löiiiblick auf all das Gesagte dürfen wir wobl aussxrechen, daß
Alexander Golin der Neister des Mtto-bseinrichsbaus ist
und alle andercn dabei genannten Nanien nur eine untergeordnete Nolle
spielen. Dann müssen wir aber auch aufhören, den Otto-Ueinrichsbau als
das hervorragendste Denkmal der oberdeutschen Nenaissance zu be-
zeichnen. Der Gtto-Heinrichsbau ist nicht das Werk eines aus den dama-
ligen Bauschulen des Mberrheins oder Schwabens hervorgegangenen Archi-
tekten, er ist die Leistung eines Niederländers und ist ganz in dem dort herr-
schenden Geschmack ausgeführt.

t) Mtth. des kseidelberger Schloßvereins Ld. II S. z-t?f.
 
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