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sammlung erhielten?) Daß die Gemälde bei sener Dersteigerung nicht mit
inbegriffen wurden, ist durch den wohlunterrichteten kurfürstlichen Nath
Iohann Friedrich' Neiger ausdrücklich bezeugt. Dieser berichtet in seiner
Schrift „Die außgeleschte Lhur-Pfaltz-Simmerische Ätamms-Linh" s693
S. s38, daß der Bepollmächügte des bferzogs von Grleans cls lVloruas
(lVlorouas) „die meiste Mobilien" nebst dem „Lsauß-Silberwerck" in öffent-
licher Versteigerung verkaufte, dagegen „die Aleinodien, beste Tapeten, Ge-
mählde, Neusilberwerck und anders" nach Frankreich wegführte?) Dier in
kfeidelberg erhielt sich nun die Tradition, daß zahlreiche, damals nach s)aris
gelangte Bilder noch in den Magazinen des Louvre aufbewahrt würden.
Da diese Annahme auch neuerdings wieder sich geltend niachte, schien es
geboten, an Grt und Stelle Nachforschungen anzustellen, und ich kam im
vorigen IZahre zu meiner Freude in die Lage, eine günstige Gelegenheit zu
diesem Zwecke benutzen zu können. Mein Freund professor Or. Wolfgang
Gelbig i» Nom willfahrte meiner Bitte und that während seines Aufenthaltes
in paris die zur Grnntrelung des Thatbestandes erforderlichen Schritte. Nach
seincr Mittheilung vom 16. Gktober 1895 stellte er zunächst durch eine Unter-
redung mit N. A. Uaemxfe n, dem Administrativ-Direktor des touvre, mit
N. G. Lafenestre, dem Direktor der Gemäldegallerie, und N. F. Tra-
winski, deni Sekretär der Nationalniuseen, fest, daß sich in den Ulagazinen
des Louvre keine Bilder mehr befinden. Die drei Derren versicherten, daß die
letzten darin aufbewahrten Bilder unter Louis philixx in die königlichen
Achlösser vertheilt worden wären und daß das Uleiste dem Schlosse von Ver-
sailles zugefallen sei. Der Direktor der Äammlungen dieses Schlosses,
^l- f). de Nolhac, der daraufhin von Gelbig befragt wurde, zeigte ihm seine
Register, und aus diesen ersah b)e,lbig, daß die betreffenden Bilder einfach
als aus dem Uluseum des Louvre stamniend bezeichnet sind — ohne nähere
Provenienzangabe. Zlndere Bilder fiiid rubricirt als stamniend aus den
ckäteaux royavx (d. h. Fontainebleau, 9t. Tloud u. s. w.) und als eben-
salls unter Louis philixx nach Versailles gebracht. „Bei dem Mangel

0 FriedlLnder, Das Rönigl. Münzkabinet, Berlin t8?7, 5. 5. Ueber 12 000
Münzen kamen damals von lfeidelberg in das Berliner Kabinet, das bis dahin nur
'tboo Münzen besessen hatte.

2) Reiger gibt auch über die Zuweisung der Mllnzen und der Bibliothek zn-
trcffcnde Nachricht. Am Schlusse, sagt er, sei noch das Eine nnd Andere gcregelt
worden („nach welchem ein und anders ferners znr Richtigkeit gebracht"). Diesc Le-
merknng bezieht sich woh! auch darauf, daß über einzelnc Theile der großen Erbschafts-
Vestände zu Gunsten Anderer verfügt wurde. §o blieben z. B. von der Libliothek niit
Zustiminung des Landgrafen von tfessen einige lsundert auf die xfalzische und bayrische
(beschjchte bezüglicher Büchcr und kfandschriften in heidelberg (Duucker 9. l't).

Mittheilungen des Heidelberger Schtoßvereins. Bb. III. 13
 
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