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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 4.1903

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Thomae, Walter: Welche Gestalt hatten die ältesten Giebel des Ottheinrichsbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.3260#0157
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— (55 —

scheiiit iin zwciten Geschoß ein Fenster breit oder drei, der sndlichc nur zwei
Fenstcr breit. U?ie inan siebt, stebt Merian init sich sclbst iin Widersprnch,
die verschiedcnen Uberkinale seiner Darstcllnng lassen sich nicht zngleich vcr-
binden. Lntweder sind seine Umrisse salsch oder seine Fensterordnnng, viel-
leicht anch bcidcs zngleich. ^lnßerdem könnte das dnrchgehende Geschoß aus
einer leicht erklcirlichcn Täuschnng bernhen: Der Schmuck des Giebels
nämlich, welchcr die Schenkel nberragt, bernhrte sich zwischen ihnen etwas
höher als das Lsanptgesims, weshalb es ans der Fernc nnd in der ver-
knrzung leicht den Gindrnek machen konnte, als seien die nnteren Giebelge-
schosse verbnnden.

Gine spätere Dariante dieses Stiches (Derzeichnis Zangemeister Nr. 65)
zeigt die Giebel wiedcr mit einer anderen Fensterordnung, worans man er-
sehen kann, wie wenig es Akerian in dieser Beziehnng genan nahm.

2. Ans der deutlichstcn aller dlnsichten, der im tbesaurus pictursrum
(Ld. I. Tafel III.) sehen wir nur cinen Giebel. Dcrselbe ist gleichseitig nnd
zweieinhalbgeschossig, sein erstes Geschoß hat drei Felder, sein zweites nnr
ein Feld. Gleichzeitig steht aber in der Derlängernng der Giebelachse im
drittcn Geschoß der Facade eine Figur. Also anch diese Darstcllnng befindct
sich mit sich selbst im widerspruch: Die Gleichseitigkeit des Giebels nnd das
Fallen dcr Figur in die Giebelachse sind zwei Dinge, die sich nicht verbinden
lassen. Tntweder die Giebel waren nicht gleichseitig oder diese Fignr steht
salsch. Akan kann daher die Darstellung snr beide Möglichkeiten in Anspruch
nehmen. Dennoch spricht sie mehr sür die zweite, si nnnetrische Form, weil
sie für diese mehr Merkmalc enthält: Die Gleichseitigkeit, die Dierzahl nnd
Derteilung der Felder, die Unterbringung der Giebelfigur an der Stelle
eines Fensters und die Lsöhe von zweieinhalb Geschossen. Denn bei der
unspmmetrischen Form hat das letzte Drittel die vollc ksöhe eines Giebel-
geschosses (vergl. die Abbildung bei Aoch nnd Seitz).

Z. Die künstlerisch beste (Juelle für die IVestansicht ist die Stuttgarter
ksandzeichnung (Bd. I. Tafel XVIII.) Auf dieser Ansicht sind die Giebel
nnverkennbar gleichschenklig und der Schnitt ihrer Znnenschenkel liegt in
einer Lsöhe mit den nördlichen nnd südlichen Endpunkten, wo sich die bei-
den Treppcntürmchen befinden. lDäre hier der Znnenschnitt wirklich höher
als anf der Ostseite, so müßten die seitlichen 5chenkel ticfer heruntergchen
nnd die Spitzen der Giebel nähcr an einander licgen. Znfälliger lVeise
hat hier der Zeichner, offenbar der Linsachheit wegen, das Lsauptgesims
weggelassen, was wohl Zangemeister zn seinem Zrrtum veranlaßt haben
mag (Bd. I. S. 56.). Tin Gesims würde aber auf jeden Fall an dieser
 
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