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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 5.1905

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Rott, Hans: Ott Heinrich und die Kunst
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Der Neuburger Herzog
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https://doi.org/10.11588/diglit.3259#0037
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geschnitten. Die große Knesse der Lharakteristik und die ruhige Vornehm-
heit der Daucher'schen Schöpfungen auf diesem Gebiete ist bekannt. Ls
wäre deshalb verwunderlich gewesen, wenn Gtt Lseinrich bei seinen viel-
scitigen Bestrebungen geradc diesen Augsburger Rünstler übersehen hätte.

Uberraschend wäre es nicht, wenn sich hinter deiu Neuburger „hof-
maler peter" unser bekannter Nürnberger jDeter ^lötner verbergen würde.')
Iedensalls hätte dann Gtt b)einrich auch des Meisters Runst im k^olz-
schnith in dcr Dekoration oder in der Bildhauerkunst in dlnsprnch genommen.
Ginstweilen wissen wir von seinen Arbeiten für den Neuburger bsof als
Aledailleur. Ivir sahen vorhin, wie sogar seine Stücke in der Darstellnng
des parisurteils als j?orträt vcrwandt wurden. Die Alüuzen und Me-
daillen, die wir von Flötner besitzen, liefern den Beweis, daß er über
20 Iahre alleiu sür den Neuburger Fürstenhof künstlerisch tätig war. Gin
porträtincdaillon Philipps aus Speckstein im South Neiisingtou-Auiseum in
Londou von s526 ist eines dcr wenigen Stücke, die des Meisters Signatur
tragcn. Gine Silbermedaille von ihm bewahrt die städtische Akünzsamm-
lung im Lseidclberger Nathaus. Lange zählt in seinem Merke über den
Künstler eine ganze Neihe solcher ausgezeichneter Arbeiten für Neuburg
auf. Flätner hatte im sZahre s550 allein vier nachweisbare Nedaillen
sür den Lfof geliefert. Man kann ihn geradezu den bsosmedailleur des
lVittelsbachischen Lfauses neniien. ^)

Nur eine unter den vielen Nlünzen und Medaillen Gtt Lfeinrichs,
die namentlich in der Sammlung des Lseidelberger Nathauses in eiuer
seltenen Meise vereinigt sind, möchte ich hervorheben, die aus zwei Grün-
den merkwürdig ist, und welche Domanig in seiner 2lrbeit über den pla-
stiker j?eter Flötner — es ist fraglich, ob mit Necht — diesem Akeister zu-
schreibt. Aus der Vorderseite zeigt diese Gtt ^einrich en taee und trägt
die Iahreszahl s532. Die Neversseite bringt ciue symbolische Darstellung
mit den Figuren der spes, tribulatio, iuviclia und toleraritia. Die Kom-

t) 5iehc unteii Nr. 5.

2) Lrman, Die tNedailleure der deutscheu Renaissance S. -tZ. — U, Domauig,
P. ^lötncr als Plastiker uud INcdailleur, in Iahrb. der kunsthist. Saininl. des A. K. kf.
XVI. l f-— K. Lange, Petcr Llötuer, Bcrlin lkyr S. lv7 f. — Bekanntlich siud auch
schon die vorzüglichen kfolzbüsteu aus dem Schloß Neuburg, welche angcblich die Pfalz»
grafcu Pbilipp uud Fricdrich II darstelleu sollen uud heutc im INnnchener Natioual-
niuseum aufbcwahrt mcrden (Saal XXV 9ld/2v), peter Flötuer zugcschrieben wordeu.
vgl. von dlretiu, Altertiinier und Kunstdeukmalc des bair. lserrscherhauscs l862. Es
lohute sich, dicse beidcn noch vorhaudeucn vorzüglichen Neuburgcr Oolzbüsten eiumal
mit deu Köpfcn der beidcu Standsigureu linker Baud am Eiugang des Btt Ocinrichs-
baues zu vergleichen.
 
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