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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — 7.1921/​1936

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Drollinger, Eugen: Die von Wittmann'sche Nordostansicht des Heidelberger Schlosses vom Jahr 1687
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https://doi.org/10.11588/diglit.3336#0037
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bildungen befand, sondern unter dem Namen „Wittmann" eingeordnet
war, einem sonst unbekannten und daher wenig verlangten Künstler--
namen, der nur von Eingeweihten mit Heidelberg in Zusammenhang
gebracht werden konnte.

Durch das liebenswürdige Eutgegenkommen der Direktion der
Graphische Sammlung wurde die photographische Aufnahme der Hand--
zeichnung ermöglicht; sie hat die genaue Gröjze des Originals.

Die Ansicht von Wittmann ist aus Pergament mit bräunlicher
Tusche mit der Feder, teilweise mit feinem Pinsel gezeichnet, sehr
fleißig und peinlich, jedoch nicht in dem gleichen Maße künstlerisch
und verständnisvoll für die architektonischen Einzelheiten.

Die Nnterschrift lautet:

,,/Px b!eicIeIbei'Zensi8, VVoIfsZgnZus Wilbelmus äe VVittmunu,
/Xccurutissime uci Vivum clelineuvit et ?ennu kecit 1687."

Das „^ccurutissime ucl Vivum" scheint aufrichtig gemeint zn
sein, soweit es eben einem geschickten Dileltanten — und ein solcher,
kein Berufskünstler ist Wittmann gewesen — möglich ist, die Natur
uud die Dinge getreu zu sehen und zu zeichnen.

Immerhin ist die Wittmann'sche Zeichnung als selbständige anzu--
sehen und hat doknmentare Bedeutung, — wie die nur wenige Iahre
vorher von Illrich Kraus gestochene Nordansicht des Schlosses (Zange--
meister Nr. 118 Taf. XII).

Eine Vcrgleichung der beiden Ansichten ergibt — abgesehen von
Ilugenauigkeiten der Wittmann'schen Zeichnung, die in der Kleinheit
der Darstellung dem weiten Standpunkt und dcm Können des Künstlers
begrüudet sind, eine fast völlige Abereiiistimmung bei den Schloßbauten.

Nur die Firstlinie des Gläsernen Saalbaues, die bei Kraus nahezu
in gleicher Höhe wie die des Friedrichsbanes verläuft, liegt bei Witt-
mann tiefer.

Auf beiden Ansichten ist die Nordfront des Fraueuzimmerbaues,
die den Friedrichs-- mit dem Englischen Bau verbiudet, in gleicher
Weise dargestellt. Wenn also Wittmann, wie er in der Ilnterschrift
beteuert, seine Zeichunng genau nach der Natur hergestellt hat, so
gewäune durch diese Abereiiistimmung mit dem Kraus'schen Stich die
Ausicht au Wahrscheinlichkeit, daß die Nordfront des Frauenzimmer--
banes wirklich in der gezeichncteu Weise vor der Zerstörung bestanden
hat und nicht, wie Mays meint, nur projektiert war, „aber in Folge
des frühen Todes des Kurfürsten Karl nnd der wenige Iahre darauf
erfolgten Zerstörung niemals aufgeführt wordeu ist." (Bgl. Mitt. Bd. I
Zaugemeister S. 121.)
 
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