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Heidelberger Schlossverein [Hrsg.]
Mittheilungen des Heidelberger Schlossvereins — 1.1866-1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.20199#0007
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- 3 -

II. Miülmlungm ALMiclüliclM uncl lilLi'N'Weu Inliults.

1. Malhias von Kcumat übcr Heidelberq.

Jn der Sitzung des SchloßvereinS am 3. Febr.
theilte der Herr Prof. Stark die Schilderung von
Heidelberg mit, womit Mathias von Kemnat
seine Chronik Friedrichs des Siegreichen beginnt. und
da es wünschensmerth erscheint, dergleichen Stellen
hier zu sammeln, wollen wir sie nachträglich vor-
legen, so wie sie gedruckt ist in der Ausgabe von
C. Hofmann, im 2. Bande der Quellen zur baye-
rischen und deutschen Geschichte, nur mit geringer
Veränderung der Orthographie.

Biathias Widmann aus Kemnat in der Ober-
pfalz war im Sommer 1447 mit zwei Landsleuten
hier angekommen und als armer Kleriker gratis
immatrikulirt. Nach Vollendung seiner Studien nahm
ihn Pfalzgraf Friedrich als Kaplan an und schenkte
ihm bald großes Vertrauen. Nach einem nicht eben
sehr geistlichen, sondern ziemlich ausgelassenen Lebens-
wandel wurde Mathias in seinen alten Tagen sehr
vom Podagra geplagt, bis er im Ansang des Jahres
1476 starb; wenigstens wurde am 9. April 1476
ein Nachfolger zu der durch seinen Tod erledigten
Kaplanei in der Schloßkirche präsentirt. Jn den
letzten Jahren seines Lebens beschäftigte ihn die Ab-
fassung der Chronik, welche von seiner etwas wüsten
Gelehrsamkeit und seiner ungeschickten Schreibart,
zugleich aber von seiner Dankbarkeit und treuen An-
hänglichkeit an den Pfalzgrafen Zeugniß gibt. Der
Eingang lautet:

„Jn deutschen landen ist ein gegniß (Gegend) in
den ingengen der berg, nit ferre gelegen von dem i
Rein des konges (Königes) der wasser. Derselben ^
gegniß uff beiden seitteu ziveen berg usfgespitzet bis
in den lufft, mit iren siten und buheln lustig von
der sonnnen ufgang und fruchtbar des weins, machend
ein allerwunsamvst thale, den (das?) der abfluß des
Neckars, das gefilde netzende, niacht srucht voll und
gulden. Darin ist ein statt gelegen, mechtig des
kriegs und überflussigkeit des erdtrichs, stetiglich getziert
von außleuten und von heimischen, die do genant
wirt von den bern (Beeren) eins kleinen gewechs
Heidelberg von den Deutschen, welche statt dweil
sie den andern darumbliegenden nit weichen (viell.
nit weithin, bei weitem) zugegleichet mage werden,
so mage sie jedoch lichtiglichen die andern alle uber-
tresfen in dem, das sie als ein stetige wonung aller
gutten glimpfe furstendiglich menner in allen kunsten
uffbracht hot. Dann warumb, in dieser statt findet
man als viel klarer liechter oder gotlichs rechts oder

kaiserlichs oder bebstlichs oder Hippocratis oder aller
freien kunsten, das sie nit allein diese freie statt,
sonder auch viel nahe ganz Deutschland underwiesen
und erleuchtet han. Was soll ich sagen von der
menschlichkeit, froinekeit und besunderlichen tugent
der burger, so sie also groß ist, das ich mit meinen
worten nicht lobes noch ehren dorzu gelegen moge.
Ein zweigipfliger großer buhel geht auch herob der
statt an der siten eins fast großen berges, m des
gipfeln zwo burg als gar von viel steinwerk ge-
buwet sind, das fie von gezierd der heuser den die
darin wohnhaftig seint, zu einem wollust, und von
hoher erhebung der muren und thornen, von vor-
schussen, auch von natur der gelegnis, dsn fienden
zu einem steten grauen gesein mogen. Wer mocht
nu erzelen die wunderlich große des gebuwes, be-
sunderlich der einen burge, so der einick, der auch
der königlich sale heißt, von uffenthaltung der säu-
len, von gezierd der benne (Wände) von schinbar-
lichkeit der uberbalken mit so großer Hübschkeit ge-
buwet ist, das der sale nit allein ein iglichen mech-
tigen konig entpfangen, sunder ime auch freud und
wollust machen mocht. Dan furwar wo man sich
hin kert, so ist der Gesicht daraus geoffenbart won-
sam und lustig geweldnus."

Jn der Chronik erzählt Mathias (S. 47) daß
im August 1462 die Kanzlei zu Heidelberg abbrannte
mit Briefen und etlicheii Registern, worauf 1463
der erste Stein zu der neuen Kanzlei am Burgwege
gelegt wurde, „und wart gebuwet so ein ordentlich,
lustlich, kostlich cantzlei , als sie weder kaiser oder
ander churfursten oder fursten im reich haben."

Der gute Mathias hatte trotz seiner humanistischen
Aufklärung einen festen Glauben an Hexerei, wovon
er ausführlich handelt, und schließlich sagt: „Also
hastu woll vernomen die sect und samelung der
nachtfarenden leute, unholden, zauberin, die die
katzen und besam reiten, als man sagt von den von
Heidelberg, die uff die Angelgrub (Engelswiese?)
und Kurnau (etwa Kühruh?) faren und Got behute
uns vor solichem ubel zu gedenken, wil schwigen zu
volnbringen. Vil feuers zu, ist der beste rath.
Iedoch die man zu Heidelberg hat verbrant und uff
der zent, halt ich nit das sie so gare boshaftig sein
gewesen, als die von den oben berurt ist."

Verbrannt wurden sie aber eben doch.
 
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