Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Niczky, Eduard: Backfischchen: Genrebild
DOI Artikel:
Rosenthal, Toby Edward: Gericht über Constanze de Beverley
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MODERNE KUNST.

BILDERERKLÄRUNGEN.

XVII.
BACKFISCHCHEN.
GENREBILD VON
E. NICZKY.

E. Niczky.


E. Niczky, der beliebte Genremaler, ist
1850 zu Cassel geboren, wo er bis zum Jahre
1871 in der Akademie seine erste künstlerische
Vorbildung erhielt; von da ab bis 1875 stu-
dirte er in München unter Leitung des ver-
storbenen Professor von Ramberg. Er schuf
eine Reihe von Genrebildern, „Backfischchen“,
„Belauscht“, „Der Spaziergang“, „Wiegenlied“,
„Der Morgenthau“ etc., in denen besonders alt-
deutsche und italienische Motive vorherrschen.
Unser Bild „Backfischchen“ findet in nach¬

folgendem Gedichte von Paul Schönfeld eine poetische Erklärung.

„BACKFISCHCHEN“.

Fischlein drunten im Wasser, stummes Fischlein,
Was doch hab’ ich mit dir nur für Verwandtschaft,
Dass just Alle mich deiner Gattung jetzo
Einreih’n unter dem dunklen Namen „Backfisch“,
Sei’s, dass offen ins Antlitz man mich also
Nennt, sei’s hinter dem Rücken? Jenes fasst man
Mild auf, da ’s ja Papa, Mama zu thun bloss
Pflegt und höchstens noch Bruder Max; der andre
Fall ist einigermassen doch betrüblich
Oftmals: gibt er doch höchst entschieden Zeugniss,
Dass man immer noch nicht, wiewohl man seine
Fünfzehn Jahre doch zählt, der Welt für Voll gilt.
„Backfisch“ — wirklich, es klingt, als wär’ ein Meergreis
Solch ein Studio schon, wie Maxens lieber
Freund, der blonde Jurist von zwei Semestern,
Der mich so titulirte jüngst, nicht ahnend,
Dass im Nebengemach ich’s deutlich hörte.
Wann wohl hat’s mit den Namen aus dem Tierreich

'mal sein Ende? So lang ich denke, nichts als
Derlei Worte: „Du liebes Schmeichelkätzchen“
Hiess es früher und „Schmetterling“ und „Täubchen“;
„Grasaff“ hört’ ich sogar vom braven Onkel,
Wenn er grade besonders gut gelaunt war.
Als „Gazelle“ besang mich und „Libelle“
Letzten Winter der lyrisch angehauchte
Jüngling, welcher beständig auf der Eisbahn
Mir von Schiller und Goethe dringend abriet

Und grossartige Bilder mir entrollte
Vom annahenden neuen Morgenrote
Und grün prangenden Lenz der deutschen Dichtkunst.
Nun, wenn Dichter sogar sich an Vergleichen
Zoologischer Art genügen lassen,
Wo ihr ganzes Talent sich soll bewähren,
Darf man eigentlich einem Gardelieutenant
Auch nicht grollen, ergiesst sich sein gesammter
Enthusiasmus in Worte wie: „Auf Taille,
Wahrhaft pyramidaler kleiner Käfer!“
Weshalb „Käfer“ gerade ? ’s ist ein Rätsel,
Doch nicht minder, warum der Name „Backfisch“
Fünfzehnjährigen Damen beigelegt wird,
Die nichts weniger doch als stumm und kalt sind.
Ich muss wirlich einmal, da nirgends Auskunft
Sonst zu hoffen, bei meiner „Illustrirten“
Demnächst, ganz anonym natürlich, sehen,
Ob die löbliche Redaktion Bescheid weiss
Auch in dieser noch ungeklärten Frage.
PAUL SCHÖNFELD.

XVIII.
GERICHT
ÜBER
CONSTANZE DE BEVERLEY
VON
T. E. ROSENTHAL.

T. E. Rosenthal.


Der Vorwurf des dramatisch bewegten
Gemäldes von Toby Edward Rosenthal, das
manchem unserer Leser von der Internationalen
Kunstausstellung im Glaspalast zu München
her noch in Erinnerung stehen wird, ist der
Dichtung „Marmion“ von Walter Scott ent-
nommen. Die Jungfrau Constanze de Beverley,
die als Page verkleidet den Mittelpunkt der
düsteren Scene bildet, war, ihr Gelübde brechend,
aus dem Kloster Fontevraud, dem sie als Nonne
angehörte, zu ihrem Geliebten, dem englischen

Heerführer Marmion entflohen, nachdem sie jedoch von diesem verlassen,

der Gewalt des Klosters wieder anheimgefallen. Unser Bild vergegen¬

wärtigt die Scene des Gerichtes, das in einem unterirdischen Raume beim
fahlen Schein einer Ampel stattfindet. Zur Linken erblicken wir als Richter
den alten blinden Abt des Klosters Cuthbert, aus dessen strengen Zügen
kein Mitleid 'für die schöne Verirrte zu erhoffen ist, ihm zu Seiten die

I. 3.
 
Annotationen