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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 12.1913

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Nr. 12
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Wagenführ, Max: Architekt Paul Baumgarten, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.48360#0847

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605


PAUL BAUMGARTEN, BERLIN
Grabmal in Kalkstein auf dem Eriedhof der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche
zu Berlin. — Vase von Bildhauer Amberg f, Berlin
ARCHITEKT PAUL BAUMGARTEN, BERLIN.

Unter den modernen Baukünstlern hat sich Paul
Baumgarten in kurzer Zeit einen klangvollen
Namen geschaffen. Als jüngster der Architekten
erhielt er auf der diesjährigen Großen Berliner
Kunstausstellung die Goldene Medaille. Seine Bau-
ten verkörpern in vorbildlicher Weise das neu-
zeitliche Wollen und werben für die Bewegung.
Wir brauchen solche Künstler, damit die neue
Kunst nicht in der Breite verflacht. Sie hat genug
Merkmale, die mechanisch anzuwenden und nach-
zuahmen sind und die die Nachtreter dazu ver-
führen, „auch“ modern erscheinen zu wollen. Auf
diese Weise würden wir aber in den eben durch
die neue Bewegung überwundenen Fehler zurück-
verfallen und wieder bei dem gedankenlosen, hohlen
Schematismus landen. Das eigentlich Neue unserer
Kunst ist die Erfindung, die zwar durchaus nicht
das Bestreben zeigt, auf jeden Fall Niegewesenes
zu schaffen, aber doch immer bemüht bleibt, weiter-
zuentwickeln und fortzubilden.
Wenn man Paul Baumgartens Bauten näher be-
trachtet, wird man überall von dieser Erfindungs-
kraft Zeugnis finden. Selbst das scheinbar ganz auf

historischem Boden Gewachsene hat immer etwas
Neues an sich, das dem bekannten Bild die moderne
Note verleiht. Ein tieferes Einschneiden der Öff-
nungen, eine flächige Behandlung der Wand, die An-
ordnung der ornamentalen Akzente, irgend ein neues
Profil verraten das gewandelte künstlerische Wollen.
Die Anknüpfung an die gute Tradition hat Baum-
garten mit vielen seiner künstlerischen Glaubens-
genossen gemein. Als geborener Märker, der seine
Ausbildung in Berlin fand, liegt ihm die Pflege der
Berliner Tradition, wie sie Messel und Hoffmann
als Führer gewiesen haben, besonders nahe. Er
schließt auch an die Zeit „um 1800“ an, ohne sich
jedoch durch die Schinkelperiode allzusehr ableiten
zu lassen. (Es wäre überhaupt an der Zeit, einmal
nachzuprüfen, wie weit wir uns von Schinkel ver-
führen lassen dürfen, die vor ihm angeschlagene
bodenständige Note nach der Antike hin verschieben
zu lassen. Man käme vielleicht zu dem für viele
überraschenden Resultat, daß man nicht durchaus
selbständig Schaffende, eher vor Schinkel warnen,
als ihn zur Richtschnur empfehlen müßte.)
Baumgarten läßt nur leise die alten Stimmungs-
 
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