Otto Müller-Jena (B.D.A.), Cöln a. Rh.
Die Gebäude der Cölnischen Unfall-Versicherung1 A.-G. am Kaiser Friedrich-Ufer zu Cöln a. Rh.
Schaubild des Wettbewerbs-Entwurfs
ARCHITEKT OTTO MÜLLER-JENA, CÖLN a. Rh.
Das vielseitige Schaffen des Architekten Otto Müller-Jena
zeichnet sich durch Geschmack und stille, vornehme Ge-
sinnung aus. Er ist Eklektiker, ohne auf eine Stilrichtung ein-
geschworen zu sein und vermeidet die Pflege eines eigenen
Stils, da er in jeder allzu persönlichen Richtung eines Archi-
tekten einen Schaden für die Allgemeinheit erblickt. Die Art des
Bauwerks, die Umgebung, in die es gestellt werden soll und
die Geldmittel des Bauherrn sind maßgebend für seine Ent-
scheidung über die formale Gestaltung, wobei er versucht,
seine Bauten nur langsam, und soweit neue Bauaufgaben
und Baumaterialien eine Umänderung der Form bedingen,
aus der Tradition herauszuführen und modernes Empfinden
hineinzulegen. So sind vor fünf bis zehn Jahren das Rat-
haus in Recklinghausen und das Amtshaus, sowie das St.
Barbara-Hospital in Gladbeck entstanden. Aber schon bei
diesen Bauten ist neben ihrem organischen Gefüge vor allem
das Stilgefühl, der Sinn für monumentale Einfachheit zu be-
wundern, der den späteren hier abgebildeten Arbeiten des Archi-
tekten Müller-Jena ihren besonderen Charakter verleiht. Fast
klassisch ist die Getragenheit seiner Linienführung, die Ver-
meidung alles Lauten und Aufdringlichen, der würdevolle
Ernst und die selbstverständliche Vornehmheit seiner Fassaden.
Fast klassisch ist die Art, wie er ausgesprochen ornamenten-
feindlich alles anekdotenhafte vermeidet und lediglich macht-
volle, in sich geschlossene Silhouetten, mit lose dem Bau
angegliederten Kunstwerken, schafft. Dafür sind die Gebäude
der Cölnischen Unfall-Versicherung A.-G. zu Cöln a. Rh. und
die katholische Kreuzkirche zu Gladbeck besonders eindring-
liche Beispiele.
Die Gebäude der Cölnischen Unfall-Versicherung sind an
einer der glänzendsten Promenaden der Stadt Cöln, Kaiser
Friedrich-Ufer und Ecke Oppenheimstraße, mit bedeutenden
Baumitteln errichtet worden. Die Ausführungspläne ent-
wickelten sich aus einem engeren Wettbewerb unter Cölner
Architekten. Der dabei durchschlagende Gedanke war die
Freilassung der spitzen Ecke des Bauplatzes und die Anlage
eines Terrassengartens daselbst, hinter dem sich an der Oppen-
heimstraße das Verwaltungsgebäude und an der Rheinufer-
straße das Wohnhaus als selbständige Bauten erheben.
Zwischen beiden liegt als vermittelndes Glied der Aufsichts-
ratsaal, der zugleich als Festsaal dient.
Alle Fassadenflächen sind in Langensalzaer Travertin ge-
schliffen hergestellt, die Haupttüre in Bronze, die reich ge-
schmiedeten Balkone aus Eisen. Die Dachkonstruktionen
wurden in Eisenbetonbau ausgeführt; sie enthalten über dem
Mansardenstock mit Dachgauben in Kupfer noch große
Aktenräume und sind mit Schiefer eingedeckt. Trotz der
reichen Mittel ist selbst hier das Ornament nur vorsichtig ver-
wendet worden. Die äußeren Bildhauerarbeiten sind nach
Skizzen des Architekten durch den Bildhauer P. R. Henning
in Berlin geschickt und dem Charakter des Ganzen trefflich
angepaßt hergestellt worden.
Auch der Entwurf für die katholische Kreuzkirche in
Gladbeck ist das Ergebnis eines engeren Wettbewerbs. Es
handelte sich hier darum, für eine zahlreiche, aber arme Berg-
arbeitergemeinde mit sehr beschränkten Baumitteln einen ver-
hältnismäßig großen Laienraum zu schaffen. Außerdem mußte
besondere Rücksicht auf etwaige Bergschäden genommen
MOD. BAUFORMEN 1915. XII. 1.
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