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Fritz Beblo, Stadtbaurat, Straßburg i. E.
Das große städtische Lagerhaus am Rheinhafen zu Straßburg i. E.
DIE ARBEITEN DES STADTBAURATS FRITZ BEBLO
IN STRASSBURG i. E.
Stadtbaurat zu sein, ist sicher ein schönes Amt; ihm ist als
Architekt die Möglichkeit gegeben, die Bauentwicklung
einer ganzen Stadt zu beeinflussen. Das Amt ist aber so
schwer und oft so undankbar, wie es schön ist. Kein Beamter
der Stadt, selbst der Bürgermeister nicht, ist so der öffent-
lichen Kritik ausgesetzt wie der Stadtbaurat, der sein Können
und seine Leistungen in Gestalt seiner Bauten dem Bürger
vorsetzt.
Gegenüber dem Privatarchitekten, der im allgemeinen wenig-
stens nur mit einer Person als Bauherr zu tun hat, ist der
Stadtbaurat von einer Baukommission abhängig, die ihn viel-
leicht in technischen Dingen schalten läßt, in künstlerischen
Dingen aber sehr schwer unter einen Hut zu bringen ist.
Es ist die alte Sorge jedes Stadtbaurats, seine Vorschläge
erst mal durch die Baukommission durchzubringen. Sicher
gibt es auch einmal Baukommissionen, die glücklich zusammen-
gesetzt, geschlossen hinter ihrem Vertrauensmann stehen und
es sich zu ihrer Aufgabe machen, seine Gedanken durch-
zusetzen. Das sind aber glückliche Einzelfälle. Werden nun
aber gar Partei- oder politische Interessen in solche Kom-
missionen hineingetragen, so ist die sachliche Stellungnahme
von vornherein getrübt und die offenen oder die noch schlim-
meren passiven Widerstände sind da. Das war in Straßburg
bei der politisch unglücklichen und verwirrten Denkweise
gerade der Kreise, aus denen sich die Gemeindevertretung
teilweise zusammensetzte, in besonderem Maße der Fall.
Diese Feststellung muß gemacht werden zur vollen Wertung
der Arbeiten des Stadtbaurats Fritz Beblo, denn es ist geradezu
erstaunlich, daß er trotz dieser außerordentlichen Widerstände
seine klaren und schönen Arbeiten durchzusetzen verstand.
In den 15 Jahren seiner StraßburgerZeit hat Beblo Bedeut-
sames geschaffen. Seine Arbeiten haben im „deutschen Elsaß“
Zeichen wirklicher deutscher Kultur hinterlassen, für die ihm
Dank gebührt.
Die aufblühende Stadt Straßburg unter ihrem hervorragen-
den Bürgermeister Schwander stellte Beblo vor Aufgaben
der verschiedensten Art, die er mit gleichem Verständnis und
gleicher Reife gelöst. Kirchen, Schulen, Bäder, Fabriken
Friedhöfe, Geschäftshäuser, Umbauten alter historischer Ge-
bäude, kleine bürgerliche Häuser, so ziemlich Bauten jeder
Art sind sein Werk. Viele dieser Arbeiten waren in das alte
Straßburg, „die wunderschöne Stadt" einzufügen. Das er-
forderte Takt und feinstes Empfinden. Beblo hat beides. Er
ist einer von jenen Schülern des großen Lehrers Carl Schäfer,
der das dort Gelernte in modernem Bauschaffen erfolgreich
und glücklich anzuwenden versteht. Bei den Bauten in der
Altstadt erreichte er den harmonischen Anschluß nicht durch
bestimmte stilistische Anknüpfung, sondern durch feinstes
Einfühlen in den Baucharakter Straßburgs, der durch das
landesübliche Material, dessen Verwendung und Farbe, stark
bestimmt wird. Seine Bauten in der Altstadt haben eine be-
wußt andere Note als die in den neueren Stadtteilen, gemein-
MOD. BAUFORMEN 1919. IV, 1.
Fritz Beblo, Stadtbaurat, Straßburg i. E.
Das große städtische Lagerhaus am Rheinhafen zu Straßburg i. E.
DIE ARBEITEN DES STADTBAURATS FRITZ BEBLO
IN STRASSBURG i. E.
Stadtbaurat zu sein, ist sicher ein schönes Amt; ihm ist als
Architekt die Möglichkeit gegeben, die Bauentwicklung
einer ganzen Stadt zu beeinflussen. Das Amt ist aber so
schwer und oft so undankbar, wie es schön ist. Kein Beamter
der Stadt, selbst der Bürgermeister nicht, ist so der öffent-
lichen Kritik ausgesetzt wie der Stadtbaurat, der sein Können
und seine Leistungen in Gestalt seiner Bauten dem Bürger
vorsetzt.
Gegenüber dem Privatarchitekten, der im allgemeinen wenig-
stens nur mit einer Person als Bauherr zu tun hat, ist der
Stadtbaurat von einer Baukommission abhängig, die ihn viel-
leicht in technischen Dingen schalten läßt, in künstlerischen
Dingen aber sehr schwer unter einen Hut zu bringen ist.
Es ist die alte Sorge jedes Stadtbaurats, seine Vorschläge
erst mal durch die Baukommission durchzubringen. Sicher
gibt es auch einmal Baukommissionen, die glücklich zusammen-
gesetzt, geschlossen hinter ihrem Vertrauensmann stehen und
es sich zu ihrer Aufgabe machen, seine Gedanken durch-
zusetzen. Das sind aber glückliche Einzelfälle. Werden nun
aber gar Partei- oder politische Interessen in solche Kom-
missionen hineingetragen, so ist die sachliche Stellungnahme
von vornherein getrübt und die offenen oder die noch schlim-
meren passiven Widerstände sind da. Das war in Straßburg
bei der politisch unglücklichen und verwirrten Denkweise
gerade der Kreise, aus denen sich die Gemeindevertretung
teilweise zusammensetzte, in besonderem Maße der Fall.
Diese Feststellung muß gemacht werden zur vollen Wertung
der Arbeiten des Stadtbaurats Fritz Beblo, denn es ist geradezu
erstaunlich, daß er trotz dieser außerordentlichen Widerstände
seine klaren und schönen Arbeiten durchzusetzen verstand.
In den 15 Jahren seiner StraßburgerZeit hat Beblo Bedeut-
sames geschaffen. Seine Arbeiten haben im „deutschen Elsaß“
Zeichen wirklicher deutscher Kultur hinterlassen, für die ihm
Dank gebührt.
Die aufblühende Stadt Straßburg unter ihrem hervorragen-
den Bürgermeister Schwander stellte Beblo vor Aufgaben
der verschiedensten Art, die er mit gleichem Verständnis und
gleicher Reife gelöst. Kirchen, Schulen, Bäder, Fabriken
Friedhöfe, Geschäftshäuser, Umbauten alter historischer Ge-
bäude, kleine bürgerliche Häuser, so ziemlich Bauten jeder
Art sind sein Werk. Viele dieser Arbeiten waren in das alte
Straßburg, „die wunderschöne Stadt" einzufügen. Das er-
forderte Takt und feinstes Empfinden. Beblo hat beides. Er
ist einer von jenen Schülern des großen Lehrers Carl Schäfer,
der das dort Gelernte in modernem Bauschaffen erfolgreich
und glücklich anzuwenden versteht. Bei den Bauten in der
Altstadt erreichte er den harmonischen Anschluß nicht durch
bestimmte stilistische Anknüpfung, sondern durch feinstes
Einfühlen in den Baucharakter Straßburgs, der durch das
landesübliche Material, dessen Verwendung und Farbe, stark
bestimmt wird. Seine Bauten in der Altstadt haben eine be-
wußt andere Note als die in den neueren Stadtteilen, gemein-
MOD. BAUFORMEN 1919. IV, 1.