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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. III
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Weiser, Armand: Schwedische Wohnkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0129
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Ragnar Ostberg,Stockholm
Das Rathaus in Stockholm. — Ratssaal

SCHWEDISCHE WOHNKULTUR

Die moderne Wohnkultur Schwedens ist nicht älter als
25 Jahre und war hier wie anderswo die notwendige
Reaktion auf die blutleeren Stilkopien des 20. Jahrhun-
derts. Die kühle Besonnenheit des Nordländers vermied
naturgemäß jene Übertreibungen, welche die allgemeine
neue Bewegung so vielfach in Mißkredit brachten. Es war
in Schweden nicht der Individualismus um jeden Preis,
der die Tradition über Bord warf, sondern das einiger-
maßen selbstverständliche Verlangen, die Wohnungsein-
richtung mit der Zeitgesinnung in Einklang zu bringen.
Einwandfreie Technik bei der Behandlung des Holzes, die
seine Eigenart zur Geltung kommen ließ, einfache, sach-
liche und dennoch edle Formen, und, wenn überhaupt an-
gewendet, eine so bescheidene wie kultivierte Dekoration,
die, kaum merklich, noch etwas von dem Raffinement
der guten alten Zeit bewahren wollte, — das sind die
Grundlagen der neuen schwedischen Wohnkultur.
An der Spitze der Bewegung stand Architekt Carl
Malm st en, ein Mann, der eine Zeitlang selbst eine
Möbelwerkstatt besaß. Seine verblüffende Sicherheit in

der Holzbearbeitung sowie sein guter Geschmack brachten
ihm den großen Auftrag, das neue Stockholmer Rathaus
einzurichten. Dieser großen Arbeit folgte die Ausstattung
für das schwedische Kronprinzenpaar, ein Hochzeitsge-
schenk der Einwohner Stockholms. Vorbildlich wurde aber
neben diesen großen repräsentativen Zwecken dienenden
Aufträgen vorzüglich der bürgerliche Hausrat, den Malm-
sten für die Nordische Kompagnie und die schwedischen
Möbelfabriken schuf.
Neben Malmsten bemühte sich auch Carl Bergsten,
der Erbauer des schwedischen Pavillons auf der Pariser
Kunstgewerbeausstellung, von der Stilüberlieferung los-
zukommen. Einer der tüchtigsten unter den jüngeren
Künstlern ist Carl Hörvik, von dem einige vorzüglich
eingerichtete Landsitze und neuerdings auch einige sehr
geschickte Geschäftseinrichtungen für Stockholm stammen.
Zu den Jungen gehört auch Uno Ähren, ein Mann, der
mit sicherer Hand sehr einfach und sehr großzügig zu
sein versteht.
Architekt Dr. Armand Weiser.
 
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