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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. VIII
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Das moderne englische Wohnhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0387
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309


Gartenseite eines Landsitzes von Sir Edwin L. Lutyens
Beiderseits des Speisezimmers springen Loggien unter dem Hauptdach vor

DAS MODERNE ENGLISCHE WOHNHAUS*)

In einer für den englischen Standpunkt sehr bezeichnenden
Weise definiert Randal Phillips in den Eingangsworten zu
seinem neuen Buch über den neuen englischen Hausbau*) das
Wort „modern“. Er unterscheidet dabei im engeren Sinne
die allerjüngste Richtung, die bewußt jegliche Anleihe bei der
Vergangenheit ablehnt und sich — „ob wir sie lieben oder
nicht“ — auch in England mehr und mehr durchzusetzen be-
ginnt; an zweiter Stelle nennt er solche Häuser modern, die
zwar den modernen Bedürfnissen Rechnung tragen, die Tradition
jedoch nicht über Bord werfen. Sie wollen keine alten Formen
übernehmen, langbewährte Erfahrung dennoch nicht außer acht
lassen. Wieder eine andre Gruppe sind Häuser mit traditio-
nellem Äußeren, die in Grundriß und Ausstattung aber voll-
ständig von alten Bauten abweichen.
Aus allen drei Gruppen gibt Phillips das Beste, was er
fand, und er nimmt in den Unterschriften dazu in der Weise
Stellung, daß er vor allem das positiv Gute einer Grundriß-
lösung abliest oder den Sonderzweck kennzeichnet, der bei
Entwurf und Ausführung bestimmend war. Trotz allem Wechsel,
*) »Das moderne englische Haus“, mit 360 Ansichten
und Rissen, herausgegeben von R. Phillips, erscheint soeben
bei Julius Hoffmann in Stuttgart. Preis in Leinen gebunden 28 Mark.

der mit Größe, Zweck, Gelände und Orientierung eintritt,
stößt man dabei im Grundriß auf geläufige Grundformen, z. B.
auf den „Nordkorridorgrundriß“, der Halle und Gänge des
Erdgeschosses und den Korridor des Obergeschosses in die
Nordseite verlegt. Ein andrer verbreiteter Typus ist der „H“-
Grundriß mit dem Eingang im Mittelteil und rechts und links
anschließenden Zimmergruppen für Wohnzimmer einerseits
und Küche und Wirtschaftsräume andrerseits. Der »^“-Grund-
riß verwendet die Flügel für Dienstboten- und Nebenräume,
legt die Wohn- und Schlafräume in die Südseite und schiebt
Eingang (und vielleicht ein Bad darüber) in den kurzen Mittel-
strich des „E“. Eine starke Wandlung machte auch in England
die Küche durch, hinsichtlich ihrer Lage im Haus sowohl wie
nach Größe und Ausstattung. Auch die farbige Haltung hat
vielfach die traditionelle weiße und cremefarbige Wandbehand-
lung verlassen und ist zu bunterer, obwohl lichter Farbgebung
übergegangen.
Nach allem, was man bei Phillips liest und was man vor
allem in den Hunderten von Ansichten und Rissen zu sehen
bekommt, ruhen die Architekten keineswegs auf dem Vorsprung
aus, den man dem englischen Wohnbau lange Jahre unbe-
stritten zuerkennen mußte. Im Formellen sowohl wie im Tech
 
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