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DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0073
49
Professor Dr. Oskar Strnad, Wien
Modell des Vorprojekts für das Royaards-Theater in Amsterdam
ZU UNSEREN BILDERN
Man findet in unserem Heft ein Landhaus von Ernst
Lichtblau, das auf seine schlichte und kluge Weise die
bodenständige Tradition im stadtnahen Wiener Waldviertel
weiterführt; man findet ein sachliches, tüchtiges Volkswohn-
haus von Ella Briggs, der ersten Frau unter den Architekten
Österreichs; und man findet endlich einen Raum von Hilda
Jesser mit freien Wandmalereien, der zwischen jenen Zweck-
mäßigkeiten besonders leicht und gefällig auftritt.
Aber in der Hauptsache ist das Heft dem Wirken Oskar
Strnads gewidmet. Im weiteren Sinne des Wortes, denn es
zeigt nicht nur eigene Arbeiten des Künstlers, sondern auch
solche seiner ehemaligen und gegenwärtigen Schüler.
Umstände der Zeit, die hier nicht näher erörtert werden
sollen, haben es herbeigeführt, daß Strnad sich in den
letzten Jahren vornehmlich im Bühnenwesen betätigt hat.
Diese Umstände mögen an und für sich nicht günstig
gewesen sein, aber hier haben sie eine tiefere oder gar
elementare Veranlagung zur Entfaltung gebracht, die sonst
vielleicht verschüttet geblieben wäre. In einer beispiellos
kurzen Frist, mit dem feinsten Gefühl für die Dichtung und
das Spiel und mit einer an Hellsicht grenzenden Erkenntnis
der Probleme hat Strnad auf den verschiedensten Schau-
plätzen Europas — in Wien, Salzburg, Dresden, Berlin und
Amsterdam — unbestrittene Erfolge gehabt, und gilt heute
als ein Meister der Szenenkunst, dem das moderne Theater
einen guten Teil seiner Entwicklung verdankt. Ihm aber
bedeutet es eine Möglichkeit, wie keine zweite geeignet ist,
die schöpferische Ungeduld und Lebendigkeit seines Naturells
und eine von der Maschine bis zur Melodie reichende
Phantasie in farbigen, leuchtenden Räumen zu betätigen, die
auf eine neue, höchst aktive Weise teilnehmen an dem
dramatischen Begebnis.
Um so mehr wird in den großen Kreisen, die den Künstler
als einen der wichtigsten und maßgebenden Erreger der
neuen Bewegung verehren, unsere Bilderfolge interessieren,
die nach einer langen Pause wieder einmal Bericht gibt
über den Baumeister Strnad. Das geschieht nur mit einigen
Andeutungen. Aber schon diese Andeutungen erbringen den
MOD. BAUFORMEN 28. II, 1
Fortsetzung Seite 72
Professor Dr. Oskar Strnad, Wien
Modell des Vorprojekts für das Royaards-Theater in Amsterdam
ZU UNSEREN BILDERN
Man findet in unserem Heft ein Landhaus von Ernst
Lichtblau, das auf seine schlichte und kluge Weise die
bodenständige Tradition im stadtnahen Wiener Waldviertel
weiterführt; man findet ein sachliches, tüchtiges Volkswohn-
haus von Ella Briggs, der ersten Frau unter den Architekten
Österreichs; und man findet endlich einen Raum von Hilda
Jesser mit freien Wandmalereien, der zwischen jenen Zweck-
mäßigkeiten besonders leicht und gefällig auftritt.
Aber in der Hauptsache ist das Heft dem Wirken Oskar
Strnads gewidmet. Im weiteren Sinne des Wortes, denn es
zeigt nicht nur eigene Arbeiten des Künstlers, sondern auch
solche seiner ehemaligen und gegenwärtigen Schüler.
Umstände der Zeit, die hier nicht näher erörtert werden
sollen, haben es herbeigeführt, daß Strnad sich in den
letzten Jahren vornehmlich im Bühnenwesen betätigt hat.
Diese Umstände mögen an und für sich nicht günstig
gewesen sein, aber hier haben sie eine tiefere oder gar
elementare Veranlagung zur Entfaltung gebracht, die sonst
vielleicht verschüttet geblieben wäre. In einer beispiellos
kurzen Frist, mit dem feinsten Gefühl für die Dichtung und
das Spiel und mit einer an Hellsicht grenzenden Erkenntnis
der Probleme hat Strnad auf den verschiedensten Schau-
plätzen Europas — in Wien, Salzburg, Dresden, Berlin und
Amsterdam — unbestrittene Erfolge gehabt, und gilt heute
als ein Meister der Szenenkunst, dem das moderne Theater
einen guten Teil seiner Entwicklung verdankt. Ihm aber
bedeutet es eine Möglichkeit, wie keine zweite geeignet ist,
die schöpferische Ungeduld und Lebendigkeit seines Naturells
und eine von der Maschine bis zur Melodie reichende
Phantasie in farbigen, leuchtenden Räumen zu betätigen, die
auf eine neue, höchst aktive Weise teilnehmen an dem
dramatischen Begebnis.
Um so mehr wird in den großen Kreisen, die den Künstler
als einen der wichtigsten und maßgebenden Erreger der
neuen Bewegung verehren, unsere Bilderfolge interessieren,
die nach einer langen Pause wieder einmal Bericht gibt
über den Baumeister Strnad. Das geschieht nur mit einigen
Andeutungen. Aber schon diese Andeutungen erbringen den
MOD. BAUFORMEN 28. II, 1
Fortsetzung Seite 72