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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Stern, W.: Lichtspiele des Westens, Köln: Architekten B.D.A. Carl Müller und Paul Schafer, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0157
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Phot. H. Schmölz, Köln
Architekten B.D.A. Carl Müller und Paul Schaefer, Köln
Lichtspiele des Westens in Köln.— Fassade am Hohenzollernring. — Ausführung- in Muschelkalkstein mit Ettringer Tuffstein

LICHTSPIELE DES WESTENS, KÖLN
ARCHITEKTEN B.D.A. CARL MÜLLER UND PAUL SCHAEFER, KÖLN

Die Ringstraße in Köln, an der die Lichtspiele des Westens
errichtet wurden, entspricht in Verlauf und Breite der mittel-
alterlichen Stadtgrenze. Sie überwand verhältnismäßig schnell ihren
Charakter als vornehme Wohnstraße, indem sie sich dem Nordsüd-
verkehr der Stadt nicht entziehen konnte und mehrere verkehrs-
technische Umbildungen über sich ergehen lassen mußte. In jüngster
Zeit wurde sie in den Brennpunkten ihrer Entwicklung, besonders
Hohenzollernring und Habsburgerring, zur bevorzugten großstäd-
tischen Geschäftsstraße. Wo einst der Steinmetz mühevoll hantierte,
arbeitet heute unbedenklich die Spitzhacke, um Ladenfronten und
zum Teil ganze Häuserfronten der neuen Zeit und den neuen Be-
dürfnissen anzupassen.
In dieser festgefügten Folge früherer architektonischer Attrak-
tionen entstand in ca. 11 m Breite eine Baulücke am Hohenzollern-
ring. Das Grundstück reichte in derTiefe bis zu einer trüben Altstadt-
straße, die sich indessen zur Aufnahme zweier Notausgänge als
sehr geeignet erwies. Die Gesamtlänge beträgt 60,50 m. Die zur
Bebauung frei gewordene Fläche beträgt 665 qm. Die Grössenver-
hältnisse waren nicht ohne weiteres als günstig anzusprechen. Der
Lageplan macht die schwierige Situation, aber auch die Anforderung
an kluge Planbearbeitung deutlich, denen sich die Architekten gegen-
über gestellt sahen. Es kam darauf an, ein Lichtspielhaus zu bauen,
das den Ansprüchen der werdenden Weltstadt an höchst exponierter

Stelle genügen sollte, und das einer möglichst großen Anzahl
Besuchern auf verhältnismäßig beschränktem Raum Platz zu
bieten hatte.
Die tatsächliche Bebauung betrug 7783 cbm, davon entfallen auf
den Saal 3850 cbm. Die Grundfläche des Saales beträgt, ohne die
Rangkonstruktion, auf der 240 Sitze angeordnet sind, 385 qm. Im
ganzen wurden damit ca. 800 einheitliche Sessel ermöglicht, die in
ihrer Ausstattung als Einheitssitz eine Neuartigkeit für Köln.dar-
stellen und einen Fortschritt in der Kinoausrüstung bedeuten. Über
der Eingangshalle am Hohenzollernring wurde das Bauwerk auf
fünf Stockwerke gebracht, die im ersten Stock für einen Er-
frischungsraum im übrigen für Bürozwecke, durch Fahrstuhl mit-
einander verbunden, vorgesehen wurden. An dem „Friesenwall“,
über den Notausgängen und teilweise über dem Bühnenraum, der
mit allen technischen Neuerungen als Kleinkunstbühne ausgebildet
ist, wurde das Bauwerk vier Stockwerke hoch geführt. In diesem
Teil befindet sich die Verwaltung der Lichtspiele, Ruheraum, eine
Wohnung und die Toiletten. Diese sind von Rang und Saal gleich-
zeitig zu erreichen. Das ganze Gebäude ist unterkellert. Bei den
Gründungsarbeiten machte sich die historische Vergangenheit des
Bauplatzes recht bemerkbar. Der frühere Wallgraben hatte sehr
schwierige Fundierungs- und Unterfangungsarbeiten notwendig
gemacht. Diese gingen stellenweise bis 8 m tief. Die Haupttrag-
 
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