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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Seytter, Hans: Ladenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0331
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Architekt Professor Dr.-Ing. h. c. Heinrich Straumer, Berlin
Kaufhaus N. Israel, Berlin
Damenkonfektion. Große Vitrine im Treppenaufgang und Umkleidekabinen

LADENBAUTEN

Geht man heute durch eine moderne Ladenstraße, so
ist man versucht zu behaupten, daß eigentlich erst
in unserer Zeit Läden gebaut werden können, es erst in
unserer Zeit möglich ist, das Ideal des Kaufmanns zu ver-
wirklichen.
Wer schon einmal mit einem Kaufherrn als Bauendem
zu tun hatte, der weiß, wie hartnäckig der Wunsch, mög-
lichst große Auslagen zu haben, immer wieder laut wird.
Dieser Wunsch ist verständlich, und es wurde auch früher
alles versucht, ihn zu erfüllen. Damals aber war den Archi-
tekten das Detail der Öffnung, die Rustika des gewölbten
Bogens noch zu wichtig, konstruktiv war die Fassade noch
zu sehr tragende Mauer, und in ihr mußte jedes große
Loch, besonders wenn es in Reihung wie bei Schaufenster-
fronten auftrat, als zerreißend und maßstablos wirken. Die
Ware wurde später im Schaufenster ausgelegt, sie wurde
aber nicht von Anfang an in die Überlegung des Archi-
tekten mit einbezogen. Der Rahmen war wichtiger als das

Bild; er tat nicht nur nichts zur Anpreisung der Ware,
sondern er erdrückte sie vielmehr.
Wie sicher und selbstverständlich dagegen folgt heute
das hohe, kaum durch Pfeiler unterbrochene Glasband der
Schaufensterfront dem breiten Gehweg; keinerlei überflüssige
Form stört die Auslage, nur die Ware in ihrer oft raffi-
nierten Zusammenstellung ist das Ornament, das Bild, das
schmückt. Große Möglichkeiten gibt uns die Glasscheibe,
die in geschwungener Linie mit mannigfaltiger Spiegelung
zum Eingang lockt. Immer mehr wird der Eingang mit einer
kleinen Passage verbunden, es entstehen so große Vitrinen,
von allen Seiten zu besichtigen. Das Haus verwischt hier
seine Grenze zwischen Innen und Außen, der Käufer tritt,
kaum es merkend, ins Innere.
Was an der Fassade gilt, ist noch mehr im Innern nötig.
Die eigentlichen Ladenräume sollen nur Rahmen für die
Ware sein, klar und einfach. Es stört hier schon ein zu
ornamental gebildeter Leuchter. Sehr merkwürdig ist es,

MOD. BAUFORMEN 29. VII, 1
 
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