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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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K.: Material und Form: Zu den Arbeiten von Architekt H. Straub, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0373
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301

Phot. H. Schmölz, Köln


Hermann Straub, Köln
Empfangszimmer in Makassarholz Norddeutscher Bund, Bonn
Stoffentwurf: Hermann Straub. Stoffausführung: G. Kottmann G. m.b. H., Krefeld

MATERIAL UND FORM
Zu den Arbeiten von Architekt H. STRAUB, Köln

Die rein künstlerische und rein handwerkliche Auffassung stehen
sich noch immer wie feindliche Brüder gegenüber. Gerade
das künstlerische Gestaltungsmoment tritt heute — trotz aller
Schlagworte von Sachlichkeit und Materialgerechtigkeit — bei archi-
tektonischen und raumkünstlerischen Fragen stark einseitig hervor.
Der Akzent liegt zumeist auf der Betonung der freischaffenden
künstlerischen Phantasie. Die Form wird neu gestaltet, zwar meist
unter Verwendung konstruktiver Motive — aber eben nur der
Motive, ohne wahrhafte Auswertung der tatsächlichen konstruktiven
Gedanken. Demgegenüber tritt das rein Handwerksmäßige heute
als allzusehr traditionsgebunden zurück. Mangel an künstlerischer
Phantasie wird ihm zum Vorwurf gemacht, die solide werkgerechte
Ausführung als rein technische Angelegenheit angesprochen.
Daß hier ein Sichbesinnen notwendig ist, wird von vielen
Künstlern erkannt. Versuche, das Handwerkliche und Künstlerische
zur selbstverständlichen Einheit zu verbinden, sind mehrfach
unternommen worden. Besonders im Innenausbau ist diese Frage
akut geworden und drängt nach den vielen spielerisch formalen
Lösungen zur Klärung. In solchem Streben nach neuer Raumkunst
sehen wir auch den Kölner Architekten Hermann Straub, von
dessen neueren Arbeiten hier einige Beispiele abgebildet sind.

Allerdings vermögen die Schwarz-Weiß-Reproduktionen von der
tatsächlichen Materialwirkung, auf die es bei diesen Möbeln gerade
ankommt, kaum eine Vorstellung zu geben, da die lebendige
Struktur der Hölzer hier im Bilde zu hart zeichnerisch wirkt.
Immerhin ist deutlich die glückliche Beschränkung auf eine technisch
klare, einfache Form zu erkennen, die durch die belebende Material-
wirkung ihren Reichtum erhält. Als schlichte Lösung von sachlich
gediegener Haltung und wirkungsvoller Reinheit des Werkstoffes
ist die Ausstattung des Hutgeschäftes Keuthen zu nennen. Hier
wurde Zebranoholz verarbeitet. Reicher und über die un-
mittelbare Zweckbestimmung mehr emporgehoben sind die pracht-
vollen Möbel der Diele des Hauses Zilling (in Zebranoholz
ausgeführt) und des Empfangszimmers des Norddeutschen Bundes
(in Makassarholz). Hier spricht die Intarsia als dekorativ be-
reicherndes Element bedeutsam mit und gibt den Möbeln die
festlich gesteigerte Note. Die Intarsia des Bücherschrankes bringt
Motive aus dem Lied „Filia hospitalis“ von Otto Kamp, dessen
Andenken dieses Zimmer gewidmet ist. Diese Arbeiten führt im
Sinne künstlerisch-werkgerechter Durchbildung der Architekt
Straub selbst aus. Die Bezugstoffe der Möbel und die Tapeten
sind nach seinen Entwürfen hergestellt. K.
 
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