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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Hoffmann, Herbert: Erste Auslands-Rundschau: Proben zeitgenössischer Bau- und Raumkunst aus Dänemark, Schweden, Finnland, England und den Vereinigten Staaten
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0581
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Professor Fritz August Breuhaus, Düsseldorf. Die große Halle der I. Klasse
Ausstattung- Deutsche Holzkunstwerkstätten L emen, Bodenbelag Münchener Gobelin-Manufaktur

DER »AMPFER „BREMEN“ f ES NORDDEUTSCHEN LLOYD
Von Karl Konrad Diissel. Mit Aufnanmen des Photographen H. Schmölz, Köln

Die äußere Form der „Bremen“, mächtig in ihren Massen,
kraftvoll und schlank, wuchtig und geschmeidig zugleich,
hat ihre ganze eigene faszinierende Schönheit. Jede Linie, die
Schwingung jeder Kurve erscheint zweckhaft bestimmt, in siche-
ren Proportionen ruhend und zu einem homogenen Ganzen zu-
sammengefügt. Nichts ist spielerisch, nichts überflüssig. Alles
dient der technischen Funktion, dem souveränen Zweckgedanken.
Und hier gilt in einem ganz anderen Sinn als sonst wohl der
Satz: Der Zweck heiligt die Mittel. Der Zweck reinigt von allem
nebensächlichen Beiwerk. Er schafft unbedingte Klarheit und
Aktivierung der Form. Er schafft den technischen Präzisions-
organismus und mit diesem eine formale Schönheit außerordent-
licher Art. Außerordentlich auch in der Sprache des Willens, in
dem ganzen Ausdrucksbereich dieses Schiffskörpers. Das Problem,
ob es so etwas geben könne, wie eine technische Schönheit, wird
mit diesem Schiff überzeugender, einwandsfreier bejaht als je.
Spricht man nun von der inneren Raumgestaltung der „Bremen“,
so liegt die Frage nahe, ob hier etwas formal Ebenbürtiges und

Gleichwertiges erreicht sei. Eine entscheidende Frage. Im Grunde
aber doch eine ungerechte Fragestellung.
Bei der äußeren Form der „Bremen“ entsprach die vollendete
Präzision der Leistung völlig der eindeutigen Präzision der Auf-
gabe. Der Techniker schafft ganz frei aus seinem Reich. Ein
Konstrukteur, der einzig und allein gebunden ist an die Idee
des Zweckes. Er kennt keine Kompromisse. Der Architekt aber,
der die Raumgestaltung dieses modernsten Ozeandampfers aus-
zuführen hatte, stand vor einer Aufgabe, die bedeutend weniger
präzis war. Er sollte eine Inneneinrichtung schaffen, repräsen-
tativ für die deutsche Kunst, für das Kunsthandwerk und die
ihm angeschlossenen Industrien. Repräsentativ als Leistung der
Zeit. Repräsentativ aber auch für den Geschmack der Fahr-
gäste. Und hier beginnen dann notwendigerweise die Kom-
promisse, soll die ganze Aufgabe nicht als unlösbar betrachtet
werden.
Die Leitung des Norddeutschen Lloyd mußte gewisse Rück-
sichten auf den Geschmack ihrer Fahrgäste und ganz besonders
 
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