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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Bücheler, Robert: Eine Wohnung von Reinhold Stotz: Gesamtausführung von Gebr. Trefzger, Rastatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0467

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EINE WOHNUNG VON BEINHOLD STOTZ
Gesamtaiisfüliriiiig- von Gebr. Trefzger, Rastatt
Mit 30 Aufnahmen der Bildkunst Lazi, D. W. B., Stuttgart

Es ist keine undankbare Aufgabe, die Leistungen eines vom
Fuße der Alb stammenden Schwaben zu besprechen, der sich
schon in jungen Jahren in der Fachwelt eine achtunggebietende
Stellung verschafft hat. In der Reihe fähiger Köpfe, die im
Kampf gegen Vorurteile und überlebte Anschauungen in der
Wohnungsausstattung in vorderster Linie fechten, ist Reinhold
Stotz sicherlich mit einer der Besten. Und er kämpft mit reinen
Waffen, er überrascht die Welt nicht mit gewagten Kunst-
stückchen, die heute angestaunt und nach kurzer Zeit „un-
modern“ werden. Reinhold Stotz bleibt mit seinen Arbeiten

durch ihre Sicherheit und Schönheit auf einer Höhe, die den
Eigentümern auf Jahre hinaus die Freude an ihrem Besitztum
sichert.
Ich kenne den heutigen jungen Professor in Wuppertal-
Barmen schon von der Zeit her, in der er gerade erst die
Hobelbank mit dem Zeichenbrett vertauscht hat, ich habe
seine Auszeichnungen bei den verschiedenen Preisausschreiben
miterlebt und seine anschließende erfolgreiche Tätigkeit als
Architekt in der Möbelindustrie verfolgt. Reinhold Stotz geht
als der typische schwäbische Grübler und Schaffer fast allzu be-
scheiden und schweigsam seinen Weg. Bei
seinen Arbeiten wird er von seiner einsti-
gen Studiengenossin und jetzigen Frau
erfolgreich unterstützt und ich glaube, daß
von dieser Seite bei der Zusammenstellung
der Farben, bei derWahl der Stoffe, Tapeten,
Beleuchtungskörper usw. öfters ein ge-
wichtiges Wort kommt.
Zu der hier gezeigten jüngsten Arbeit
sei einleitend bemerkt, daß die Aufgabe
bei diesem Auftrag dadurch wesentlich er-
schwert wurde, daß nicht von Grund aus
Neues geschaffen werden konnte. Vielmehr
mußten die verschiedenen Räume eines
nicht mehr neuen und ziemlich verbauten
Hauses erst durch Schrankeinbauten oder
Entfernen von Wänden in ruhige Formen
gebracht werden.
Das in herrlicher Lage über Baden-Baden
liegende Anwesen wird ringsum von Licht
umflutet, welches von den durchweg hell
gehaltenen Wänden der Innenräume be-
gierig aufgenommen und zerstreut wird.
Den Übergang von dem durch die Fenster
einstrahlenden Licht zu den Wänden bilden
duftige Fensterbehänge, deren Schals aus
senkrechten Bahnen zusammengesetzt sind,
welche von innen nach außen zu immer
wieder um eine Schattierung dunkler werden.
So ist eigentlich dieganze lichteStimmung
der Wohnung auf einen Akkord eingestellt,
der aus den verschiedenen Schattierungen
des hellen Gelb oder Grau der Wände
und Decken und den warmen Tönen der in
ihrer Naturfarbe belassenen Hölzer gebildet
wird. Auf alle Effekte durch scharfe Farben-
kombinationen wurde mit Absicht verzichtet.

Kamin im Wohnraum mit Keramiken von Prof. Max Laeuger - Karlsruhe; Umrahmung
dunkelgrauer Marmor, matt geschliffen. Wände weiß, graugrün abgetönt


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