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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Vollmar, H.: Gustav Schönleber
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0402

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G. S c h ö n I e b e r: Paroggi-Bucht.

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Von H. Vollmar.

(m)er Schwabe Gustav Schönleber ist einer
<^fr von den Malern, welche der Kunst nicht durch
Jagen nach Erfolg, durch Betonen einer gerade
herrschenden Richtung nahe gekommen sind, son-
dern die unwandelbare Liebe zur Natur hat ihn
zu einem Meister der Landschaftsmalerei werden
lassen. Er ist ein Vertreter der Heimatkunst, auf
den wir stolz sein können. Sein offner Sinn für
alles Schöne erwachte früh; der jetzt Fünfzigjährige
erzählt noch heute mit warmer Empfindung von
den Eindrücken, welche die alte Heimatstadt,
Fluss und Gelände in dem Knaben weckten.

In Bietigheim an der Enz 1851 geboren, war Gustav Schönleber Sohn eines
Tuchfabrikanten, dessen Heimwesen dicht neben der Brücke lag; so kam es,
dass der Fluss mit seinem Auf und Ab schon das Kind lebhaft beschäftigte.
Es geschah häufig, dass das Elternhaus im Hochwasser steckte und die Milch
für das zahlreiche Kindervolk auf Flössen gebracht werden musste. Aber es
war in allen Jahreszeiten interessant an der Enz, im Sommer wurde gefischt,
gekrebst und geschwommen. Gustav fand bei aller Allotria Zeit zum Zeichnen
und Malen; er war innerhalb und ausserhalb des Unterrichts immer der-
jenige, der „zeichnete und malte“ und meint selbst, dass er heute noch nicht
wisse, woher die Liebhaberei gekommen sei. Das alte Bietigheim, welches seit
1363 Stadt ist, sieht übrigens heute just noch so aus, wie in des Künstlers Kind-
heit. Als Schönleber im November 1897 wieder einmal hinkam, fand er die

[Nachdruck verboten/J

Konturen von Häusern und Kirchen so wenig verändert, den Rahmen von Hügel,
Busch und Feld so ganz wie damals, dass er auf einem Nussbaumbrett, welches
in dem eben abgebrochenen Vaterhause Thürfüllung gewesen, vor der Natur
das liebe Bild der im Abendfrieden ruhenden „Heimat“ festhielt.

Früh erwacht die Liebe zur Naturj dem Knaben ist es eine Hauptfreude,
wenn er mit dem Vater über Land wandern darf; hier, in diesem stundenlangen
Draussensein zu allen Tages- und Jahreszeiten, ist ihm der Sinn für die anheimelnde
landschaftliche Schönheit seines Schwabenlandes zuerst aufgegangen. Und der
jetzt Weitgereiste, welcher in Holland, Belgien und Italien mehr daheim ist, wie
mancher dort Geborene, bekennt noch heute: „Viele Wege von damals habe ich
wieder aufgesucht und noch immer schöner gefunden. Im Vorfrühling über die
braune Erde zu gehen wo die Fichten so schön drüber stehen und in das Neckar- oder
Enzthal hinabzusehen, wo eben das Grün beginnt und anfangen Kirschen zu blühen,
gehört für mich noch jetzt zu den höchsten Genüssen. Ein mässig langsam verlaufen-
des Hochwasser, macht die Linien grossartiger, thut dem Bauer nicht weh und freut
den Maler“ fügt er hinzu und dankbar wird mancher Kunstfreund, in Erinnerung
an Schönlebers köstliche, fein abgestimmte Hochwasserschilderungen aus dem Enz-,
Neckar- und Rheingebiet, dies Bekenntnis mit einem „freut auch uns“ ergänzen.

Vorderhand aber war noch gar keine Aussicht, dass ein so begnadeter
Schilderer der Natur aus dem Schönleberhause herausging. Des Vaters Plan
war, Gustav solle Maschinenbauer werden. Vom Gynasium zu Stuttgart kam
er 1866 in die praktische Maschinenbaulehre. Aber diese Zeit in der Fabrik
landwirtschaftlicher Maschinen zu Hemmingen wurde für den Jüngling ganz
besonders nutzbringend. Zwei Jahre stand er dort an der Drehbank und in der

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