DOI Heft:
4. Heft
DOI Artikel:Beilage
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.31170#0123
BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.
erstellt, wie er weder in der äufieren Form, noch in der technisch-
zweckmäßigen Anlage bisher noch nicht in Europa existiert
hat. Diese schöne monumentale Pflegestätte edler Kunst
ist aber auch würdig der glänzenden Vergangenheit
des Stuttgarter Hoftheaters im vorigen Jahrhundert,
sowie seiner jüngeren künstlerischen Erfolge und
seines Rufs unter dem derzeitigen General-
intendanten Exzellenz zu Putlitz. Hat doch
gerade dieser hervorragend befähigte Bühnen-
leiter zum Bau der königlichen Hoftheater manche
aus der Praxis hervorgegangenen Anregungen
und Neuerungen gegeben, die ihre große Zweck-
mäßigkeit ergeben haben. Und so wird für alle
Zeiten dieser stolze Bau ebenso mit dem Namen
Putlitz verknüpft sein, wie mit dem des genialen
Baukünstlers Geh. Hofrat Prof. Littmann. Trotz
der denkbar schwierigsten Untergrundverhältnisse
hat der bekannte Theaterbaumeister die groß angelegten
Theaterbauten in kaum dreijahren vollendet: ein großes
Haus und ein kleines Haus, die durch das Verwaltungs
gebäude miteinander verbunden sind. Dieses langgestreckte,
einfach gehaltene Verwaltungsgebäude mußte nacli einem har-
monisch-ästhetischen Prinzip zurücktretend behandelt werden,
Neues Hoftheater, Stuttgart.
Phot. Jul. Stoess, Stuttgart.
um desto mehr die beiden Häuser zur Geltung kommen zu
lassen. Diese Wirkung ist in wahrhaft großartiger Weise
erzielt worden, und die Gesamtanlage des Theaterbaues
ergibt in der landschaftlich schönen Umgebung ein Bild,
wie es poesievoller nicht gedacht werden könnte.
Die äußerlich schon beabsichtigte Differenzierung
der beiden Häuser läßt ihre Bestimmung ohne
weiteres erkennen: das große Haus mit seinem
gerundeten Portikus und der mit allegorischen
Figuren geschmückten Front für die große Oper
und das klassische Drama; das kleine Haus aber
mit dem geradlinigen Portikus und seinem ein-
fachen Dach für die Spieloper und das moderne
Schauspiel. Wird der Beschauer schon von dem
äußeren Eindrucke der monumentalen Bauten ge-
fangen genommen, so erhöht sich dieser Eindruck
noch weit mehr im Innern der beiden Häuser. Trotz
des vornehmen Charakters der Innenräume mit ihrer
künstlerischen, reichen Ausstattung ist jede Aufdringlich-
keit oder Absicht, mit Effekt zu wirken, vermieden. Sowohl
in den Foyers beider Häuser, sowie auch in den, den königlichen
Logen sich anschließenden Salons hat in der dekorativ-künstle-
rischen Ausstattung ein abgeklärter durchgeistigter Geschmack
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