BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.
Villach.
Die Metropole Oberkärntens.
Von M. Unterweger, Berlin-Schmargendorf.
Villach ist der Mittelpunkt und der Hauptort des
Kärntner Oberlandes und der Knotenpunkt von 7 Haupt-
eisenbahnlinien. Sein Alter ist dokumentarisch nach-
weisbar, mehr als 1100 Jahre. König Karlmann erwähnt
es im Jahre 878 in seiner Schenkung an Oettingen. Im
Mittelalter war diese Stadt der Hauptstapelplatz für die
von Nürnberg, Augsburg und Regensburg nach dem
meerbeherrschenden Venedig gehenden Warenzüge. Ein
Stück Weltgeschichte liegt in Villach beschlossen. Hohe
und höchste Persönlichkeiten haben in seinem Weich-
bilde geweilt; so Kaiser Karl V., Kaiser Heinrich IV.,
Napoleon, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen u. a. m.
Mehrmals lohte die Kriegsfackel über der Stadt, Brände,
Erdbeben und Überschwemmungen suchten sie heim und
auch von den Schrecken der Pest blieb sie nicht verschont.
Vorüber schreitet das eherne Weltgeschick, vorüber
an Menschen, Städten und Ländern. Und aus dem Schutt
und den Trümmern der Vergangenheit erblüht neues,
frohfrisches Leben.
Auch Villach ist diesem Gesetze gefolgt.
Die napoleonischen Feldzüge haben zuletzt sein
Lebensmark aufgezehrt. Lange führte es dann ein
Aschenbrödeldasein unter den österreichischen Städten.
Selbst das Getöse der Dampfbraut yermochte es nicht,
die Ruhende aus ihrer Betäubung zu wecken. Die Stadt
und mit ihr ganz Kärnten war durch den mächtigen Wall
der Tauernkette gegen Westen, also nach Deutschland
hin abgeschlossen.
Im Jahre 1909 wurde die Tauernbahn, die Salzburg
mit Villach unmittelbar verbindet, eröffnet. Eine Fahrt
von kaum viereinhalb Stunden. Deutscher Geist und
deutscher Fortschritt wehte der Schläferin ins Gesicht-
■— Neues Leben glutete durch ihre Adern. — Sie
erhob sich voll Jugendschönheit und Kraft und sprang
mitten ins moderne Leben hinein. — Zwei kurze Jahre
haben Villach völlig verändert. Die Einwohnerzahl hat
sich in dieser Frist mehr als verdoppelt. Hotels und
moderne Gebäude sind wie Pilze aus der Erde gewachsen.
Viilach (Ossiacher See). Ansicht von der Göriitzen gegen
— Gewiß warenVelden und Pörtschach am Wörthersee
und Milistatt am See schon früher als Sommerfrischen
bekannt und berühmt. Doch kamen sie in der Haupt-
sache nur für Österreich-Ungarn, Italien und auch noch
für Rußland in Betracht. — Heute beherbergt Villach
Deutsche, Engländer und Franzosen.
Diesen ungeahnten Aufschwung hat Villach in erster
Linie seiner einzig schönen, an Reizen und Naturvvundern
unerschöpflichenUmgegendzuverdanken. Schon die Fahrt
von Salzburg bis Villach dürfte eine der interessantesten
und abwechslungsreichsten sein. Zumal seit I.Mai d. J.
die Aussichtswagen der Canadian Pacific Gesellschaft
auf dieser Strecke verkehren und dem Reisenden dadurch
Gelegenheit geboten ist, das ganze Landschaftsbild
mit seinem Blick zu beherrschen. — Der Zug durcheilt
das Tal der Sälzach. Allmählich steigt er zu einer Höhe
von 1100 m an. Das Auge trinkt das ganze Panorama
des Tales von St. Johann in Pongau und des
unvergleichlichen, weltbekannten Gasteiner
Tales. Bei Böckstein verläßt die Bahn
das salzburgische Gebiet und fährt in den
10 km langen Tauerntunnel ein, um ihn
unmittelbar vor Mallnitz, der ersten Station
in Kärnten, wieder zu verlassen. Die groteske
Riesenwelt der Tauern-, der Ankogel- und
Hochalmspitzgruppe entrollt sich da vor uns.
Zwischen riesigen Schneehäuptern ruhen
liebliche Täler mit üppigster Vegetation, be-
lebt von zahlreichen Flüssen und Bächen.
Smaragdgrüne Seen leuchten hinter tief-
gründigen Wäldern und steilen Felswänden
auf. — Weiter das Möll- und Drautai, deren
Reize in Wort und Lied gefeiert werden. —
Inmitten all dieser Schönheit liegt Villach,
in der gleichnamigen, sich weit dehnenden
Ebene, durchflossen von dem blauen Band
der Drau. Sechs Haupttäler münden in die
Villacher Ebene ein. Drei große und vier
kleinere Seen (der Wörther-, Ossiacher- und Faakersee)
sind von Villach aus in kürzester Zeit zu Fuß oder per
Bahn zu erreichen. Im Südwesten ragen die felsenstarren,
wildzerrissenen Karawanken mit dem Hochstuhl, Mittags-
kogel und Mangart. Gegen Westen erhebt sich wie
ein massiger Wall der Dobratsch (Villacher Alpe), einer
der schönsten Aussichtspunkte der Alpen. Das Gesichts-
feld des Dobratsch umfaßt das
Uskokengebirge in Kroatien bis
zu den Ötztaler Fernen, die
Dachsteingruppe bis zu den Fri-
aulerBergen,dieJulischen Alpen,
die Karawanken,das Nockgebiet,
die Dolomiten mit dem Ortler
im Hintergrund, die Steirischen
Alpen usw. Der Dobratsch ist
vonVillach aus in sechs Stunden
bequem zu ersteigen. Von Blei-
berg führt sogar eine Fahrstraße
bis nahe an den höchsten Punkt.
Eine Schwebebahn ist geplant.
Oben vorzügliche Unterkunft
(17 Fremdenzimmer). In unse-
rem Bilde ist der südliche Teil
des Dobratsch festgehalten. Die
noch wie frisch aussehenden
Bruchstellen rühren vom Fels-
sturz im Jahre 1348 her. Von
Villach aus gelangt man in einer
halben Stunde auf schattigem
Waldweg zum Warmbad Villach
mit warmer Therme (ständig
30° C.). Daselbst modernes Kur-
haus mit herrlichem Naturpark.
Vom Kurhaus gelangt man in
fünf Minuten zur Napoleonwiese
mit Keltengräbern,Römerstraßen
ünd interessanten Feldgruppen. In Villachs Umgegend
ragen zahlreiche Ruinen alter Ritterburgen. Allen voran
die Beherrscherin der Villacher Ebene, Landskron, mit
ihren umfangreichen Gemäuern, weiten Gewölben, zwei
alten malerischen Schloßteichen und herrlichster Rund-
sicht vom Burgsöller aus. Von hohen Felsenzinnen ragen
Föderaun und Finkenstein. Von der prächtigen
Ruine des berühmten Klosters Arnoldstein hat
man einen überwältigenden Ausblick auf den
Dobratschsturz, dessen Felslabyrint sich 15 km
weit längs des Gailtales hinzieht. Angesichts
dieser mächtigen Trümmerwelt steigt die Ver-
gangenheit groß und herrlich vor dem Be-
schauer auf und Gedanken werden wach, die uns
weit über den kleinlichen Alltag hinausführen.
Einen ganz besonderen Reiz verleiht Vil-
lach auch seine. herrliche Lage am Drauflusse.
Dieser vereint sich unterhalb Villach (bei Maria
Gail) mit dem Gailfluß. Ein weiter Kranz von
hohen und, niederen Bergen von 700 bis 3300 m
umschließt ,die Stadt im weiten Bogen. Herr-
licheWälder und Auen laden zum Lustwandeln
ein. Überall wohin das Auge blickt das tiefe
Sattgrün der Gräser, durchwirkt von Blüten
und Blumen. Es ist fast zu viel für unsere
Aufnahmefähigkeit.
Zu alledem kommt noch als erheblicher
Vorzug die gesunde Lage und das an den nahen
Süden erinnernde Klima. Schon die in diesem
engen Rahmen mögliche Schilderung der eigen-
artigen Schönheit und Mannigfaltigkeit, die Villach mit
seiner Umgebung bietet, läßt es verstehen, daß Ferd.
Kürnberger in seinem Brief an eine Freundin (Schriften
des Wiener Lit. Vereins, 8. Band, 1868) schreibt: „Was
aber einer der schönsten Punkte ist, nicht nur in der
Monarchie, sondern vielleicht in ganz Europa, das ist
Villach.“ — Es steht fest: Villach ist einer der interessan-
testen Orte der Erde. Einmal wegen seiner Lage und
Umgegend, den nahen Seen und Hochgebirgen, und dann
ob seiner vielen Altertümer, Denkmäler, alten Gebäude
und alten Kunstwerke. Wer von einem festen Stand-
punkt aus möglichst bequem Naturschönheiten in der
denkbar mannigfachsten Abwechslung genießen will, vom
Wildgrotesken und Gigantischen bis herab zum poetischen
Waldidyll, dem ist Villach wärmstens zu längerem
Aufenthalt zu empfehlen. Ein Blick auf unser Bild, das
Panorama der Villacher Ebene von der Kanzel (Görlitzen)
aus darstellend, macht diese Wirkung begreiflich. Die
Kanzel, 1489 m, ist von Villach aus bequem in 2Y2 Stun-
den erreichbar. Von dem steil zum Ossiacher See ab-
fallenden Fels aus genießt man eine unvergleichliche
Rundsicht. Den letzten, aber bedeutungsvollsten Schritt
zum neuen Emporblühen tat Villach mit dem Bau des
Parkhotels, das im Herbst1911 eröffnet wurde. Manchem
Fremden hat in den früheren Jahren die sinnlose Preis-
treiberei den Aufenthalt in Villach verleidet. Das Park-
hotel hat mit diesem Unfug endgültig aufgeräumt. Für
vornehmste und beste Unterkunft werden feste und sehr
mäßige Preise gefordert. Dadurch wurden denn auch
die übrigen Hotels und Gasthöfe gezwungen, ihre Preise
herabzusetzen, so daß es sich in Villach jetzt verhältnis-
mäßig billig leben läßt. Das Parkhotel ist an una für
sich eine Sehenswürdigkeit. Es dominiert über Villach
und liegt auf einem herrlichen Punkte, der für diesen
Zweck geschaffen scheint. Seine Entstehung verdankt
es der Schaffensfreudigkeit und dem Weitblick einiger
Villacher Bürger, an deren Spitze Herr Bankier Hyren-
bach, ein Reichsdeutscher, und Herr Dr. E. Kumpf stehen.
Die Herren haben sich mit rücksichtsloser Energie durch
die sich ihnen zahlreich entgegenstellenden Hindernisse
hindurchgekämpft und ihre glänzende Idee allem zum
Trotz zum Siege gebracht. — Heute steht das Parkhotel
da, in jeder Hinsicht ein Dokument moderner Kultur.
Mit ihm tritt Villach an die Spitze der österreichischen
Alpenstädte. Es kann sich, was Lage, innere Einrichtung,
Mäßigkeit der Preise, Komfort und Geräumigkeit betrifft,
ohne weiteres den ersten Hotels des Kontinents zur
Seite stellen. 220 Zimmer stehen zur Aufnahme von
Fremden bereit. Die Küche hat bereits Weltruf erlangt.
Lift, modernst eingerichtete Baderäume, elektrisches
Licht, Warmwasser, Zentralheizung, Automobilgarage
und Autoomnibus zu und von allen Zügen der Staats-
und Südbahn dienen der Bequemlichkeit der Gäste.
Die Glanzpunkte des Hotels sind: die hohe, geräumige
Halle und die breite, zwei Fronten des Hauses um-
spannende Terrasse. An die letztere schließt sich un-
mittelbar der große alte Waldpark mit Tennisplatz an.
Die stillen Lauben des Parkes begünstigen eiije Reise
in das Land der seligen Träume. Die Aussicht von
den Söllern und Balkonen ist großartig malerisch und
abwechslungsreich. Daß die Fremdenwelt diese Vorzüge
zu schätzen weiß, beweist der Umstand, daß bereits im
vorigen Jahre die Fremdenfrequenz eine über Erwartung
große war. Wenn zur Bekräftigung von allem diesem
noch etwas gesagt werden soll, so verweise ich auf
den Artikel des Max Pirker in der „Grazer Tagespost“
Nr. 156 vom 8. Juli 1912. Er schreibt u. a.: „Kärnten
hat keinen Mangel an behaglichen und eleganten Gast-
stätten. Aber ich glaube, es gibt wenige, wo der Fremde
sich staunend umsieht (wie im Parkhotel): Bin ich in
einem fürstlichen Privathaus oder in einem Hotel?-
Schon die Halle! Sie ist nicht mühselig aus
einem erweiterten Hausflur heraus ent-
wickelt, sondern dehnt sich, wie man sich
die Hallen englischer Schlösser vorstellt,
wirkt wie ein vornehmes Klubzimmer; ja,
der weite Raum mit dem Ausblick auf den
alten aristokratischen Waldpark erlaubt
Konzentrationen, die man an solcher Stelle
gar nicht sucht.“
Die Fremdenfrequenz in der Schweiz
und in Tirol ist in den letzten Jahren nicht
unerheblich zuri'ickgegangen. Die Mode
wechselt auch im Fremdenverkehr. Heute
stehen das Nordland (Schweden, Norwegen,
Dänemark) und — Kärnten auf der Mode-
liste. —
Anmerkung: Auskunft, Fremdenführer
von Villach und Prospekt, unentgeltlich
durch das Parkhotel Villach oder durch
Herrn Schriftsteller M. Unterweger, Berlin-
Schmargendorf.
Das Parkhotel in Villach (Kärntner Oberland).
Süden.
Villach (Kärntner Oberland). Dobratsch von Gailitz.
Villach.
Die Metropole Oberkärntens.
Von M. Unterweger, Berlin-Schmargendorf.
Villach ist der Mittelpunkt und der Hauptort des
Kärntner Oberlandes und der Knotenpunkt von 7 Haupt-
eisenbahnlinien. Sein Alter ist dokumentarisch nach-
weisbar, mehr als 1100 Jahre. König Karlmann erwähnt
es im Jahre 878 in seiner Schenkung an Oettingen. Im
Mittelalter war diese Stadt der Hauptstapelplatz für die
von Nürnberg, Augsburg und Regensburg nach dem
meerbeherrschenden Venedig gehenden Warenzüge. Ein
Stück Weltgeschichte liegt in Villach beschlossen. Hohe
und höchste Persönlichkeiten haben in seinem Weich-
bilde geweilt; so Kaiser Karl V., Kaiser Heinrich IV.,
Napoleon, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen u. a. m.
Mehrmals lohte die Kriegsfackel über der Stadt, Brände,
Erdbeben und Überschwemmungen suchten sie heim und
auch von den Schrecken der Pest blieb sie nicht verschont.
Vorüber schreitet das eherne Weltgeschick, vorüber
an Menschen, Städten und Ländern. Und aus dem Schutt
und den Trümmern der Vergangenheit erblüht neues,
frohfrisches Leben.
Auch Villach ist diesem Gesetze gefolgt.
Die napoleonischen Feldzüge haben zuletzt sein
Lebensmark aufgezehrt. Lange führte es dann ein
Aschenbrödeldasein unter den österreichischen Städten.
Selbst das Getöse der Dampfbraut yermochte es nicht,
die Ruhende aus ihrer Betäubung zu wecken. Die Stadt
und mit ihr ganz Kärnten war durch den mächtigen Wall
der Tauernkette gegen Westen, also nach Deutschland
hin abgeschlossen.
Im Jahre 1909 wurde die Tauernbahn, die Salzburg
mit Villach unmittelbar verbindet, eröffnet. Eine Fahrt
von kaum viereinhalb Stunden. Deutscher Geist und
deutscher Fortschritt wehte der Schläferin ins Gesicht-
■— Neues Leben glutete durch ihre Adern. — Sie
erhob sich voll Jugendschönheit und Kraft und sprang
mitten ins moderne Leben hinein. — Zwei kurze Jahre
haben Villach völlig verändert. Die Einwohnerzahl hat
sich in dieser Frist mehr als verdoppelt. Hotels und
moderne Gebäude sind wie Pilze aus der Erde gewachsen.
Viilach (Ossiacher See). Ansicht von der Göriitzen gegen
— Gewiß warenVelden und Pörtschach am Wörthersee
und Milistatt am See schon früher als Sommerfrischen
bekannt und berühmt. Doch kamen sie in der Haupt-
sache nur für Österreich-Ungarn, Italien und auch noch
für Rußland in Betracht. — Heute beherbergt Villach
Deutsche, Engländer und Franzosen.
Diesen ungeahnten Aufschwung hat Villach in erster
Linie seiner einzig schönen, an Reizen und Naturvvundern
unerschöpflichenUmgegendzuverdanken. Schon die Fahrt
von Salzburg bis Villach dürfte eine der interessantesten
und abwechslungsreichsten sein. Zumal seit I.Mai d. J.
die Aussichtswagen der Canadian Pacific Gesellschaft
auf dieser Strecke verkehren und dem Reisenden dadurch
Gelegenheit geboten ist, das ganze Landschaftsbild
mit seinem Blick zu beherrschen. — Der Zug durcheilt
das Tal der Sälzach. Allmählich steigt er zu einer Höhe
von 1100 m an. Das Auge trinkt das ganze Panorama
des Tales von St. Johann in Pongau und des
unvergleichlichen, weltbekannten Gasteiner
Tales. Bei Böckstein verläßt die Bahn
das salzburgische Gebiet und fährt in den
10 km langen Tauerntunnel ein, um ihn
unmittelbar vor Mallnitz, der ersten Station
in Kärnten, wieder zu verlassen. Die groteske
Riesenwelt der Tauern-, der Ankogel- und
Hochalmspitzgruppe entrollt sich da vor uns.
Zwischen riesigen Schneehäuptern ruhen
liebliche Täler mit üppigster Vegetation, be-
lebt von zahlreichen Flüssen und Bächen.
Smaragdgrüne Seen leuchten hinter tief-
gründigen Wäldern und steilen Felswänden
auf. — Weiter das Möll- und Drautai, deren
Reize in Wort und Lied gefeiert werden. —
Inmitten all dieser Schönheit liegt Villach,
in der gleichnamigen, sich weit dehnenden
Ebene, durchflossen von dem blauen Band
der Drau. Sechs Haupttäler münden in die
Villacher Ebene ein. Drei große und vier
kleinere Seen (der Wörther-, Ossiacher- und Faakersee)
sind von Villach aus in kürzester Zeit zu Fuß oder per
Bahn zu erreichen. Im Südwesten ragen die felsenstarren,
wildzerrissenen Karawanken mit dem Hochstuhl, Mittags-
kogel und Mangart. Gegen Westen erhebt sich wie
ein massiger Wall der Dobratsch (Villacher Alpe), einer
der schönsten Aussichtspunkte der Alpen. Das Gesichts-
feld des Dobratsch umfaßt das
Uskokengebirge in Kroatien bis
zu den Ötztaler Fernen, die
Dachsteingruppe bis zu den Fri-
aulerBergen,dieJulischen Alpen,
die Karawanken,das Nockgebiet,
die Dolomiten mit dem Ortler
im Hintergrund, die Steirischen
Alpen usw. Der Dobratsch ist
vonVillach aus in sechs Stunden
bequem zu ersteigen. Von Blei-
berg führt sogar eine Fahrstraße
bis nahe an den höchsten Punkt.
Eine Schwebebahn ist geplant.
Oben vorzügliche Unterkunft
(17 Fremdenzimmer). In unse-
rem Bilde ist der südliche Teil
des Dobratsch festgehalten. Die
noch wie frisch aussehenden
Bruchstellen rühren vom Fels-
sturz im Jahre 1348 her. Von
Villach aus gelangt man in einer
halben Stunde auf schattigem
Waldweg zum Warmbad Villach
mit warmer Therme (ständig
30° C.). Daselbst modernes Kur-
haus mit herrlichem Naturpark.
Vom Kurhaus gelangt man in
fünf Minuten zur Napoleonwiese
mit Keltengräbern,Römerstraßen
ünd interessanten Feldgruppen. In Villachs Umgegend
ragen zahlreiche Ruinen alter Ritterburgen. Allen voran
die Beherrscherin der Villacher Ebene, Landskron, mit
ihren umfangreichen Gemäuern, weiten Gewölben, zwei
alten malerischen Schloßteichen und herrlichster Rund-
sicht vom Burgsöller aus. Von hohen Felsenzinnen ragen
Föderaun und Finkenstein. Von der prächtigen
Ruine des berühmten Klosters Arnoldstein hat
man einen überwältigenden Ausblick auf den
Dobratschsturz, dessen Felslabyrint sich 15 km
weit längs des Gailtales hinzieht. Angesichts
dieser mächtigen Trümmerwelt steigt die Ver-
gangenheit groß und herrlich vor dem Be-
schauer auf und Gedanken werden wach, die uns
weit über den kleinlichen Alltag hinausführen.
Einen ganz besonderen Reiz verleiht Vil-
lach auch seine. herrliche Lage am Drauflusse.
Dieser vereint sich unterhalb Villach (bei Maria
Gail) mit dem Gailfluß. Ein weiter Kranz von
hohen und, niederen Bergen von 700 bis 3300 m
umschließt ,die Stadt im weiten Bogen. Herr-
licheWälder und Auen laden zum Lustwandeln
ein. Überall wohin das Auge blickt das tiefe
Sattgrün der Gräser, durchwirkt von Blüten
und Blumen. Es ist fast zu viel für unsere
Aufnahmefähigkeit.
Zu alledem kommt noch als erheblicher
Vorzug die gesunde Lage und das an den nahen
Süden erinnernde Klima. Schon die in diesem
engen Rahmen mögliche Schilderung der eigen-
artigen Schönheit und Mannigfaltigkeit, die Villach mit
seiner Umgebung bietet, läßt es verstehen, daß Ferd.
Kürnberger in seinem Brief an eine Freundin (Schriften
des Wiener Lit. Vereins, 8. Band, 1868) schreibt: „Was
aber einer der schönsten Punkte ist, nicht nur in der
Monarchie, sondern vielleicht in ganz Europa, das ist
Villach.“ — Es steht fest: Villach ist einer der interessan-
testen Orte der Erde. Einmal wegen seiner Lage und
Umgegend, den nahen Seen und Hochgebirgen, und dann
ob seiner vielen Altertümer, Denkmäler, alten Gebäude
und alten Kunstwerke. Wer von einem festen Stand-
punkt aus möglichst bequem Naturschönheiten in der
denkbar mannigfachsten Abwechslung genießen will, vom
Wildgrotesken und Gigantischen bis herab zum poetischen
Waldidyll, dem ist Villach wärmstens zu längerem
Aufenthalt zu empfehlen. Ein Blick auf unser Bild, das
Panorama der Villacher Ebene von der Kanzel (Görlitzen)
aus darstellend, macht diese Wirkung begreiflich. Die
Kanzel, 1489 m, ist von Villach aus bequem in 2Y2 Stun-
den erreichbar. Von dem steil zum Ossiacher See ab-
fallenden Fels aus genießt man eine unvergleichliche
Rundsicht. Den letzten, aber bedeutungsvollsten Schritt
zum neuen Emporblühen tat Villach mit dem Bau des
Parkhotels, das im Herbst1911 eröffnet wurde. Manchem
Fremden hat in den früheren Jahren die sinnlose Preis-
treiberei den Aufenthalt in Villach verleidet. Das Park-
hotel hat mit diesem Unfug endgültig aufgeräumt. Für
vornehmste und beste Unterkunft werden feste und sehr
mäßige Preise gefordert. Dadurch wurden denn auch
die übrigen Hotels und Gasthöfe gezwungen, ihre Preise
herabzusetzen, so daß es sich in Villach jetzt verhältnis-
mäßig billig leben läßt. Das Parkhotel ist an una für
sich eine Sehenswürdigkeit. Es dominiert über Villach
und liegt auf einem herrlichen Punkte, der für diesen
Zweck geschaffen scheint. Seine Entstehung verdankt
es der Schaffensfreudigkeit und dem Weitblick einiger
Villacher Bürger, an deren Spitze Herr Bankier Hyren-
bach, ein Reichsdeutscher, und Herr Dr. E. Kumpf stehen.
Die Herren haben sich mit rücksichtsloser Energie durch
die sich ihnen zahlreich entgegenstellenden Hindernisse
hindurchgekämpft und ihre glänzende Idee allem zum
Trotz zum Siege gebracht. — Heute steht das Parkhotel
da, in jeder Hinsicht ein Dokument moderner Kultur.
Mit ihm tritt Villach an die Spitze der österreichischen
Alpenstädte. Es kann sich, was Lage, innere Einrichtung,
Mäßigkeit der Preise, Komfort und Geräumigkeit betrifft,
ohne weiteres den ersten Hotels des Kontinents zur
Seite stellen. 220 Zimmer stehen zur Aufnahme von
Fremden bereit. Die Küche hat bereits Weltruf erlangt.
Lift, modernst eingerichtete Baderäume, elektrisches
Licht, Warmwasser, Zentralheizung, Automobilgarage
und Autoomnibus zu und von allen Zügen der Staats-
und Südbahn dienen der Bequemlichkeit der Gäste.
Die Glanzpunkte des Hotels sind: die hohe, geräumige
Halle und die breite, zwei Fronten des Hauses um-
spannende Terrasse. An die letztere schließt sich un-
mittelbar der große alte Waldpark mit Tennisplatz an.
Die stillen Lauben des Parkes begünstigen eiije Reise
in das Land der seligen Träume. Die Aussicht von
den Söllern und Balkonen ist großartig malerisch und
abwechslungsreich. Daß die Fremdenwelt diese Vorzüge
zu schätzen weiß, beweist der Umstand, daß bereits im
vorigen Jahre die Fremdenfrequenz eine über Erwartung
große war. Wenn zur Bekräftigung von allem diesem
noch etwas gesagt werden soll, so verweise ich auf
den Artikel des Max Pirker in der „Grazer Tagespost“
Nr. 156 vom 8. Juli 1912. Er schreibt u. a.: „Kärnten
hat keinen Mangel an behaglichen und eleganten Gast-
stätten. Aber ich glaube, es gibt wenige, wo der Fremde
sich staunend umsieht (wie im Parkhotel): Bin ich in
einem fürstlichen Privathaus oder in einem Hotel?-
Schon die Halle! Sie ist nicht mühselig aus
einem erweiterten Hausflur heraus ent-
wickelt, sondern dehnt sich, wie man sich
die Hallen englischer Schlösser vorstellt,
wirkt wie ein vornehmes Klubzimmer; ja,
der weite Raum mit dem Ausblick auf den
alten aristokratischen Waldpark erlaubt
Konzentrationen, die man an solcher Stelle
gar nicht sucht.“
Die Fremdenfrequenz in der Schweiz
und in Tirol ist in den letzten Jahren nicht
unerheblich zuri'ickgegangen. Die Mode
wechselt auch im Fremdenverkehr. Heute
stehen das Nordland (Schweden, Norwegen,
Dänemark) und — Kärnten auf der Mode-
liste. —
Anmerkung: Auskunft, Fremdenführer
von Villach und Prospekt, unentgeltlich
durch das Parkhotel Villach oder durch
Herrn Schriftsteller M. Unterweger, Berlin-
Schmargendorf.
Das Parkhotel in Villach (Kärntner Oberland).
Süden.
Villach (Kärntner Oberland). Dobratsch von Gailitz.