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DIE STATISCHE
UND KINETISCHE
OPTISCHE GESTALTUNG

Das Entstehen neuer technischer Mittel hat das Auftauchen neuer Gestaltungs«
bereiche zur Folge; und so kommt es, daß die heutige technische Produktion,
die optischen Apparate: Scheinwerfer, Reflektor, Lichtreklame, neue Formen und
Bereiche nicht nur der Darstellung, sondern auch der farbigen Gestaltung
geschaffen haben. Bisher war das Pigment das herrschende Mittel farbiger
Gestaltung, als solches erkannt und verwendet für die Tafelbildmalerei ebenso
wie in seiner Eigenschaft als „Baumaterial“ in der Architektur. Das mittel«
alterliche Glasfenster allein zeugt von einer anderen, wenn auch nicht konsequent
durchgeführten Auffassung. Hier wirkt neben der Farbigkeit der Flächen auch
eine gewisse räumlich=reflektorische Strahlung mit. Die heute bewußt reflektorisch
oder projektorisch geworfene bewegliche farbige Gestaltung (kontinuierliche
Lichtgestaltung) öffnet dagegen neue Ausdrucksmöglichkeiten und damit neue
Gesetzmäßigkeiten.

Seit Jahrhunderten versucht man, eine Lichtorgel oder ein Farbenklavier zu schaffen.
Die Versuche von Newton und seinem Schüler Pater Castel sind bekannt.
Verschiedene Gelehrte nach ihnen haben sich mit demselben Problem beschäftigt.
In unserer Zeit sind die Versuche von S er jabin bahnbrechend gewesen. Er
hat seine in New York 1916 zum ersten Male aufgeführte Prometheus«Sinfonie
mit gleichzeitigen mittels Scheinwerfern in den Raum geworfenen Farbengarben
begleitet. Thomas Wilfred’s (Amerika) Clavilux (ca. 1920) war ein der
Laterna magica ähnlicher Apparat, mit welchem wechselnde gegenstandslose Bild«
Variationen vorgeführt wurden. Einen wesentlichen Fortschritt in dieser Richtung
bedeuten die Arbeiten von Walter Ruttmann (Deutschland), der schon den
Filmapparat in den Dienst seiner Versuche stellte. Seine für den Tricktisch
gezeichneten Formen sind der Anfang einer filmmäßigen, noch unabsehbar ent«
wicklungsfähigen kinetischen Gestaltung. Am wichtigsten aber waren die Arbeiten
des früh verstorbenen VIKING EGGELING (Schweden), der die alle bisherige Ästhetik

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