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Moholy-Nagy, László
Von Material zu Architektur — München, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.29204#0102
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Plastik ist volumengestaltung

so steht der mensch erlebend und (oder) prüfend dem material gegenüber und
es wird ihm zur handgreiflichen erkenntnis, daß eines der wesentlichsten aus*
drucksmomente der materialien ihre masse, ihr volumen ist.

die plastik ist die beste form — die urform — für die besitznahme des vo*
lumens. alles andere: gewicht, Struktur, konsistenz, färbe usw. gehört daneben
mehr in die bereiche der technischen beherrschung, ohne in erster linie für das
essentielle der volumenerfassung, mithin für die plastischen ausdruckswerte be*
stimmend zu sein, (der beweis dafür wird ausführlicher bei der behandlung
der kinetischen plastik, bei dem entstehen des virtuellen volumens erbracht.)

allerdings muß man bemerken, daß die intensivste art der volumenerfassung
die handgreifliche formung —■ die urrolle der plastik — im laufe der kultur*
geschichte immer mehr einer intellektuellen erkenntnis überlassen worden ist.
gedankliches drängte sich vor bildnerisches, Weltbeschreibung vor Weiterfassung.

die fünf entwicklungsstadien der plastik von der materialbehandlung her

bei der bezwingung des materials und in der entdeckung der immer durch*
sichtigeren klaren volumenbeziehungen (s. Seite 94) können wir — nicht nur bei
dem einzelnen, sondern in der ganzen kulturgeschichte — verschiedene Stadien
der plastischen entwicklung feststellen.*)

der ablesbare sinn dieser entwicklung kann zusammengefaßt werden: von masse
zu bewegung.

die fünf Stadien sind:

1. die blockhafte

2. die modellierte (ausgehöhlte)

3. die perforierte (durchlöcherte)

4. die schwebende

5. die kinetische (bewegliche)

plastik.

•) diese ausführungen beziehen sich im allgemeinen nur auf rundplastiken, die auch ohne archi*
tektonischen Zusammenhang — wie die tafelbilder — in sich, in der erfüllung ihrer eigenen ge*
setze existieren.

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