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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Bibliographische Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0038

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Bibliographische Rundschau.
Mitgeteilt von Dr. Hermann Popp.

„Alt Prag“. — In der letzten Zeit sind wieder vier
neue Hefte, 15 bis 18, des Prachtwerkes „Alt Prag“,
80 Aquarelle von V. Jansa, im Kunstverlage B. Kocf,
Prag, erschienen. Diese Hefte enthalten 16 aus-
gezeichnete, farbige Reproduktionen, von welchen
wir insbesondere die herrliche „Ansicht des uralten
jüdischen Friedhofes im Prager Ghetto“, eine welt-
bekannte Sehenswürdigkeit, erwähnen. Ferner finden
wir da einen hochinteressanten Blick auf die Kirche
am Karlshofe, ein staunend kühnes Bauwerk, dessen
in ganz Europa bewunderte" Riesenkuppel bei-
spiellos dasteht, die prachtvolle Niklaskirche von
Dientzenhofer, die Heinrichs-, Josefi-, Kreuzherren-
und Peterskirche, eine Reihe hochinteressanter
Denkmäler der Baukunst verschiedener Epochen.
Von den Monumentalbauten sehen wir hier das
Czerninsche Palais, welches leider durch die Rück-
sichtslosigkeit des Militarismus verunstaltet wurde,
indem man es zu einer Kaserne „umwandelte“, die
berühmte Lorette, den Altstädter Brückenturm, einen
Zeugen vieler Schlachten, die Salla terrena des
Lobkowicz’schen Palais, zum interessanten Ver-
gleiche mit der Waldsteinischen Salla terrena.
Ferner finden wir hier einige bemerkenswerte bür-
gerliche Häuser, namentlich den interessanten,
schönen Arkadenhof des Hauses „U capkü“, welcher
dem Kunstsinne des Bauherrn zu Ehren gereicht.
Die Bilder üben einen sehr vornehmen Eindruck
aus und liefern ein überaus reiches Material jedem
Beschauer, ob er sie nun zum Zwecke des Studiums
kunsthistorischer Denkmäler verwendet, oder nur
mit dem Auge eines empfänglichen Touristen beob-
achtet. Mit nächstfolgenden 2 Heften wird das
ganze Prachtwerk „Alt Prag“ beendet.
Altertümer, kunstgewerbliche, aus dem schweizer-
ischen Landesmuseum in Zürich. Offizielle Publi-
kation, herausgegeben von der Museums-Direktion.
2. Lfg. (3 Lichtdr.-Taf., 1 färb. Taf., 1 Vitrographie-
tafel mit 4 Bl. Erklärungen in deutscher und fran-
zösischer Sprache.) 40,5 X 30 cm. Hofer & Co.,
Zürich 1902. Mk. 10.—.
Ars nova. Hervorragende Werke der bild. Künste
des Jahres 1902 in Heliograv. Unter der künstler.
Red. von Felician Freiherrn v. Myrbach. Herausgegeb.
von Max Herzig. (45 Taf. mit VI, 18 S. Text.)
44,5X34,5 cm. Herzig, Wien 1902. Salonausgabe
in Leinw.-Mappe Mk. 100.—, Luxusausg. Mk. 200.—.
The Art Lover’s Portfolio. Enthaltend 30 Helio-
gravüren (20X24) cm) nach Gemälden berühmter
Meister. Heinemann, London 1902. Mk. 20.—.
Berühmte Kunststätten. No. 16: Pisa, von Paul
Schubring. E. A. Seemann, Leipzig.
Die nach so mannigfachen Seiten hin ausgebaute
Sammlung der „Berühmten Kunststätten“ ist u. a.
auch durch einen Band über Pisa bereichert worden.

Der Verfasser, Dr. Paul Schubring, suchte der
doppelten Aufgabe gerecht zu werden, ein Bild der
historischen Entwicklung der Kultur und Kunst
Pisas, sowie ein für den Reisenden bequem benutz-
bares Handbuch bei Betrachtung der Kunstschätze
zu geben. Ein einleitendes Kapitel erzählt die
Geschichte der Stadt, die im Kampfe gegen die
Sarazenen ihre Bedeutung seit dem IX. Jahrhundert
gewinnt, zu Macht und Ruhm gelangt und endlich
durch Genua im XIII. Jahrhundert überflügelt, ja
sogar politisch vernichtet wird. Die äusseren Ge-
schicke bestimmen den künstlerischen Charakter.
Die Baumeister, hier wie in andern Städten mit
der Errichtung von Türmen, Mauern, Kastellen und'
den für den Handel wichtigen Hafenanlagen be-
schäftigt, werden frühzeitig vor die höchsten
idealen Aufgaben gestellt; in den Jahren 1063—1118
entsteht der Dom, ein Werk, dem ganz Italien
damals nichts an die Seite stellen konnte. Fein-
sinnig ist die Entwicklung und die ästhetische Be-
deutung dieses gewaltigsten Bauwerkes Pisas ge-
schildert. Diotisalvis Baptisterium und der von
Bonannus begonnene Campanile entstehen noch im
XII. Jahrhundert. In diesen drei Bauten spricht
sich der Charakter der die gleichzeitigen Werke
der anderen Städte Toskanas weit überragenden
pisanischen Kunst auf das Deutlichste aus.
Der raschen Entwicklung der Architektur ver-
mochte die Skulptur nur langsam zu folgen. Pisa
aber war wieder der vornehmste Schauplatz ihrer
grossartigen Entfaltung im XIII. Jahrhundert, die
sich an den Namen Niccolo Pisanos knüpft. Ihm
und seinem Sohne Giovanni ist ein besonderes,
das VI. Kapitel des Buches gewidmet. Der Ver-
fasser bringt die Erscheinung des nach der bis-
herigen Auffassung recht unvermittelt plötzlich aus
sehr viel primitiveren toskanischen Zeitgenossen
aufragenden Niccolo im Zusammenhang mit der
apulischen Kunst, welche sich unter den Hohen-
staufen, besonders Friedrich II. in Anlehnung an
die Antike zu bedeutender Höhe erhoben hatte,
so dass sie diejenige des übrigen Italien weitaus
überragte. Wäre man schon aus rein stilkritischen
Momenten-gedrängt, in dem entwickelteren Kunst-
zentrum Niccolos Heimat zu suchen, so gewinnt
die Annahme Gewissheit dadurch, dass wir eine
Urkunde des Sieneser Domarchivs besitzen, in der
unser Niccolo Magister Nicholaus Petri de Apulia
genannt wird. Wohl mit Recht weist Schubring die
Annahme zurück, „Apulia“ beziehe sich auf ein
kleines Dorf bei Lucca. „Niccolo ist Pugliese, ein
Kind der Zeit Friedrich II., und trägt dieses Credo
in die toskanische und umbrische Gegend herauf.
Der Sohn ist geborener Pisaner, ist und bleibt ein
Kind Toskanas; seine Jugend wird nicht durch die
 
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