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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0548
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Monatshefte für Kunstwissenschaft

erblickt, bedurfte aber kaum fremder Hilfe für
seine Skulpturen. Sie sind durchaus selbstän-
dige, reife, und eng unter sich verwandte Werke,
emporgewadisen aus der vorhergegangenen
Epoche durch eine gesunde natürliche Entwick-
lung. So wird man also die Baseler Zeichnung
als Originalentwurf für das Mörlin-Epitaph ab-
lehnen müssen. Alles weist darauf hin, daß es
sich um eine Zeichnung nach Gregor Erhardts


Abb. 3. Altar im Kreuzgang der St.
Gumbertikirche in Ansbach. □

Skulptur handelt. Mit festen, breiten, wie es
scheint, Pinselstrichen, ist sie in ihren Licht-
und Schattenkontrasten als Hochrelief präzisiert.
Nun bleibt noch die Frage offen, ob die
Nachzeichnung von der Hand Hans Holbeins
herrührt. Man weiß, und Glaser4) hat in seinem
trefflichen Werke erst neuerdings wieder da-
rauf hingewiesen, daß Holbein d. Ä. zu seinen
Werken da und dort bei fremden Künstlern

skrupellos Anleihen machte. Auch für zwei
seiner Handzeichnungen erbringt Glaser den
Beweis. Die Zeichnung nach dem Mörlinepi-
taph wäre dann das dritte Beispiel. Daß Hol-
bein das Epitaph kannte, steht sicher, denn ab-
gesehen davon, daß es für seine Zeit überhaupt
ein vielbewundertes Werk gewesen sein muß,
mußte es gerade Holbein oft zu Gesicht ge-
kommen sein; bei dem Konvent von St. Ulridi
und Afra ging er ja fleißig aus und ein. Die
Züge des Abtes Konrad Mörlin hat er uns in der
bekannten Berliner Zeichnung festgehalten, eben-
so siebenmal dessen Nachfolger Johannes Schrott
und noch manch anderen „hern zu Sant Ulrich"1).
Aber schließlich fragt es sich, ob die Zeichnung
des Epitaphs, nachdem nun einmal das Vorbild
nachgewiesen ist, und das Kompositionelle deshalb
ganz auszuscheiden hat, noch so viel graphisch-
technische Anhaltspunkte gewährt, daß man aus
ihnen die Urheberschaft des älteren Holbein zu
belegen vermag. Auf Grund der Nachbildung,
die mir zur Verfügung steht, wage ich dies
nicht zu entscheiden2). Hauptzweck war mir,
die Beziehungen zwischen Zeichnung und Relief,
die für Gregor Erhardt nicht weniger von Be-
deutung sind wie für Hans Holbein den Älteren,
klar zu stellen und damit auf eine Spur zu
weisen, die für die Augsburger Kunst am Aus-
gang des Mittelalters noch manchen Erfolg er-
hoffen läßt.
Peter Flötner und Loy Hering. Die drei be-
kannten Bände von „Goldschmiederissen" im
Museum zu Basel haben durch die Unter-
suchungen Albrecht Haupts über „Peter Flettners
Herkommen und Jugendarbeit"1) besonderes
Interesse dadurch gewonnen, daß es gelang, die
Beziehungen einiger dieser Handzeichnungen zu
Stichen der Hopfer nachzuweisen. Absolut über-
zeugend erscheint die Abhängigkeit der Ra-
dierung Daniel Hopfers „Die Verlobung der
hl. Katharina" (B. 44) in ihrer Architektur von
einer dieser Zeichnungen,2) die Haupt dem
Peter Flötner zuschreibt. Dagegen bin ich eben-
sowenig wie Brinckmann von der Anschauung
Haupts überzeugt worden, daß die große Daniel
Hopfersche Radierung des Chorgestühls (B. 19)
ihre Vorzeichnung in einem Blatte der „Baseler
Goldschmiedrisse" hätte.3) Gewisse Berührungs-
punkte sind ja gegeben, aber andererseits doch
9 Curt Glaser a. a. 0. S. 195ff.
2) Für die gütige Überlassung der Photographie zum
Zwecke der Herstellung einer Netzätzung verfehle ich
nicht Herrn Dr. Curt Glaser verbindlidist zu danken.
9 Jahrbuch der K. Preußischen Kunstsammlung. XXVI

(1905) S. 116.

4) Curt Glaser, Hans Holbein der Ältere. Leipzig 1908 2 )Ebenda Abb. 24 und 25.
S. 167. 3) Ebenda Abb. 17 u. 23.
 
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