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Monatshefte für Kunstwissenschaft
in den ursprünglichen Farben, sind im März im
Künstlerhaus ausgestellt. Daneben eine Reihe
kleinerer Werke, von denen ein paar Porträts
die Bedeutung in sich tragen, welche hoher
Kunst eignet. Erler ist einer der Führer zu
neuen, ganz großen Aufgaben unserer Kunst;
denn nicht einer Staffeleimalerei gehört die Zu-
kunft, sondern dem Fresko, das Flächen großer
Architektur im Zusammenhang mit dem Raume
ausschmückt. S.
BREMEN ==============
Große deutsche Kunstausstellung. Februar bis
Mitte April.
Alle zwei Jahre findet in Bremen eine große
Frühjahrsausstellung statt. Die letzte war eine
„Internationale", die jetzige ist eine deutsche.
Nur eingeladene Werke sind ausgestellt, nichts
zufällig Eingesandtes. Auf diese Weise ist das
Niveau sehr hoch, trotzdem die Zahl der Ge-
mälde allein über 300 Nummern beträgt. Es
leuchtet ein, daß natürlich nicht nur neue, un-
bekannte Werke gezeigt werden — in keinem
Lande werden wohl jährlich 300 sehr gute
Bilder gemalt; sondern auch ältere, oft gesehene
Werke paradieren hier, wie z. B. Liebermanns
„Kartoffelacker", Kalckreuths „Sommer" und
Gebbardts „Christus und Nikodemus". Aber
man kann ja gute Bilder in Wirklichkeit nie oft
genug sehen. Eine Überraschung freudigster
Art bietet der Trübner-Saal. In ihm sind eine
große Zahl alter und neuer Bilder seiner Hand
vereinigt. Die „Amazonenschlacht" vom Jahre
1880 sieht man hier zum ersten Male. Daneben
hängen dann „Stilleben" von Schuch, ein ganz
prachtvoller früher Thoma, eine Ansicht von
Tivoli (aus bremischem Privatbesitz), von Leibl
eine stehende Dachauerin, die Herrn E. Simon
in Berlin gehört, sowie eine Studie aus der Zeit
der „Cocotte" und noch manches andere aus
den glücklichen süddeutschen Jahren gleich nach
dem Kriege. Von Liebermann sieht man
außer dem schon erwähnten Bilde eine neuere
Landschaft von Nordwijk, silbern und grün und
prachtvoll bewegt in abendlicher Luft, wieder
ein Werk von stetig erneuter Jugend. Außer-
dem ein Porträt eines Bremer Kaufherrn (1907).
Die Berliner Sezession ist im übrigen gut ver-
treten — von Slevogt macht ein Erdbeer-
stilleben berechtigtes Aufsehen durch seine Ein-
fachheit und Schönheit, und von Corinth ist
eine flimmernd weiche Freilichtsporträtstudie
das Beste. An diese Protagonisten schließen
sich Leistikow und Ulrich Hübner mit
schönen Landschaften, E. R. Weiß, H. Hübner
und G. Mosson mit Stilleben an, von denen
Weiß der bedeutendste scheint. Von den
Münchenern wirken besonders Stucks „Laster"
sowie Herterichs „Morgen". Aus Stuttgart
hat Carlos Grethe ein Hafenbild und die
„Crevettenfischer", zwei sehr schöne Bilder, ge-
schickt. Eine neue Persönlichkeit für Bremen
ist der Schweizer Max Buri, dessen großes
Gemälde „O mein Heimatland" voll von ehrlicher,
starker und eigener Kunst ist. Auch Karl
Hofer sahen wir hier noch nicht. Die beiden
dekorativen Bilder von ihm, gut aufgebaut im
Körperlichen und in der Komposition, und schön
im blaugoldenen Ton lassen den Wunsch leb-
haft werden, daß dieser Kraft einmal eine
große Monumentalmalerei an einer der besten
Wände Deutschlands aufgetragen werden möchte.
R. Tewes, ein in Paris lebender junger Bremer
hat sich durch Spott und wohlwollende Be-
lehrungsversuche nicht abhalten lassen, zwei
starke Porträtarbeiten auszustellen.
Auf dem Gebiete der Plastik dominiert
Georg Kolbe, der vielleicht eines unserer
stärksten bildhauerischen Temperamente bei be-
deutendem Können, darstellt, mit einer großen
Zahl von Arbeiten. Dann Hermann Hahn
mit einem ausgezeichneten Wandbrunnen. Von
Hoetger sind zwei riesige archaisierende
Marmorköpfe aufgestellt, gegen deren Kraft
man sich auf die Dauer nicht wehren kann,
auch wenn man zunächst dem Archaismus (Olym-
pia plus Samos) mißtraut. Als Porträtplastiker
zeichnen sich Cipri A. Bermann, T h. v. Gosen
und F. Klimsch aus; in der Gestaltung der
menschlichen Figur dann Wackerle mit einem
bronzenen „Sandalenbinder". — Eine große
Kollektion von Graphik vervollständigt dieses
Bild deutscher Kunst.
An die Ausstellung schließen sich einige Säle
der „Vereinigung nordwestdeutscher Künstler"
an, mit eigener Jury und Hängekommission.
Außer den ziemlich schwach vertretenen Worps-
wedern sind als kräftige Persönlichkeiten W.
Laage, Feddersen und Eitner zu nennen.
Unter den Plastikern steht Paul Peterich an
erster Stelle. E. W.
FRANKFURT a. M. ========
In dem Hause des verstorbenen Privatmannes
Ludwig Pfungst, dessen Vermögen bekanntlich
der Stadt Frankfurt als Kunststiftung zufiel,
befindet sich zur Zeit eine Ausstellung
Monatshefte für Kunstwissenschaft
in den ursprünglichen Farben, sind im März im
Künstlerhaus ausgestellt. Daneben eine Reihe
kleinerer Werke, von denen ein paar Porträts
die Bedeutung in sich tragen, welche hoher
Kunst eignet. Erler ist einer der Führer zu
neuen, ganz großen Aufgaben unserer Kunst;
denn nicht einer Staffeleimalerei gehört die Zu-
kunft, sondern dem Fresko, das Flächen großer
Architektur im Zusammenhang mit dem Raume
ausschmückt. S.
BREMEN ==============
Große deutsche Kunstausstellung. Februar bis
Mitte April.
Alle zwei Jahre findet in Bremen eine große
Frühjahrsausstellung statt. Die letzte war eine
„Internationale", die jetzige ist eine deutsche.
Nur eingeladene Werke sind ausgestellt, nichts
zufällig Eingesandtes. Auf diese Weise ist das
Niveau sehr hoch, trotzdem die Zahl der Ge-
mälde allein über 300 Nummern beträgt. Es
leuchtet ein, daß natürlich nicht nur neue, un-
bekannte Werke gezeigt werden — in keinem
Lande werden wohl jährlich 300 sehr gute
Bilder gemalt; sondern auch ältere, oft gesehene
Werke paradieren hier, wie z. B. Liebermanns
„Kartoffelacker", Kalckreuths „Sommer" und
Gebbardts „Christus und Nikodemus". Aber
man kann ja gute Bilder in Wirklichkeit nie oft
genug sehen. Eine Überraschung freudigster
Art bietet der Trübner-Saal. In ihm sind eine
große Zahl alter und neuer Bilder seiner Hand
vereinigt. Die „Amazonenschlacht" vom Jahre
1880 sieht man hier zum ersten Male. Daneben
hängen dann „Stilleben" von Schuch, ein ganz
prachtvoller früher Thoma, eine Ansicht von
Tivoli (aus bremischem Privatbesitz), von Leibl
eine stehende Dachauerin, die Herrn E. Simon
in Berlin gehört, sowie eine Studie aus der Zeit
der „Cocotte" und noch manches andere aus
den glücklichen süddeutschen Jahren gleich nach
dem Kriege. Von Liebermann sieht man
außer dem schon erwähnten Bilde eine neuere
Landschaft von Nordwijk, silbern und grün und
prachtvoll bewegt in abendlicher Luft, wieder
ein Werk von stetig erneuter Jugend. Außer-
dem ein Porträt eines Bremer Kaufherrn (1907).
Die Berliner Sezession ist im übrigen gut ver-
treten — von Slevogt macht ein Erdbeer-
stilleben berechtigtes Aufsehen durch seine Ein-
fachheit und Schönheit, und von Corinth ist
eine flimmernd weiche Freilichtsporträtstudie
das Beste. An diese Protagonisten schließen
sich Leistikow und Ulrich Hübner mit
schönen Landschaften, E. R. Weiß, H. Hübner
und G. Mosson mit Stilleben an, von denen
Weiß der bedeutendste scheint. Von den
Münchenern wirken besonders Stucks „Laster"
sowie Herterichs „Morgen". Aus Stuttgart
hat Carlos Grethe ein Hafenbild und die
„Crevettenfischer", zwei sehr schöne Bilder, ge-
schickt. Eine neue Persönlichkeit für Bremen
ist der Schweizer Max Buri, dessen großes
Gemälde „O mein Heimatland" voll von ehrlicher,
starker und eigener Kunst ist. Auch Karl
Hofer sahen wir hier noch nicht. Die beiden
dekorativen Bilder von ihm, gut aufgebaut im
Körperlichen und in der Komposition, und schön
im blaugoldenen Ton lassen den Wunsch leb-
haft werden, daß dieser Kraft einmal eine
große Monumentalmalerei an einer der besten
Wände Deutschlands aufgetragen werden möchte.
R. Tewes, ein in Paris lebender junger Bremer
hat sich durch Spott und wohlwollende Be-
lehrungsversuche nicht abhalten lassen, zwei
starke Porträtarbeiten auszustellen.
Auf dem Gebiete der Plastik dominiert
Georg Kolbe, der vielleicht eines unserer
stärksten bildhauerischen Temperamente bei be-
deutendem Können, darstellt, mit einer großen
Zahl von Arbeiten. Dann Hermann Hahn
mit einem ausgezeichneten Wandbrunnen. Von
Hoetger sind zwei riesige archaisierende
Marmorköpfe aufgestellt, gegen deren Kraft
man sich auf die Dauer nicht wehren kann,
auch wenn man zunächst dem Archaismus (Olym-
pia plus Samos) mißtraut. Als Porträtplastiker
zeichnen sich Cipri A. Bermann, T h. v. Gosen
und F. Klimsch aus; in der Gestaltung der
menschlichen Figur dann Wackerle mit einem
bronzenen „Sandalenbinder". — Eine große
Kollektion von Graphik vervollständigt dieses
Bild deutscher Kunst.
An die Ausstellung schließen sich einige Säle
der „Vereinigung nordwestdeutscher Künstler"
an, mit eigener Jury und Hängekommission.
Außer den ziemlich schwach vertretenen Worps-
wedern sind als kräftige Persönlichkeiten W.
Laage, Feddersen und Eitner zu nennen.
Unter den Plastikern steht Paul Peterich an
erster Stelle. E. W.
FRANKFURT a. M. ========
In dem Hause des verstorbenen Privatmannes
Ludwig Pfungst, dessen Vermögen bekanntlich
der Stadt Frankfurt als Kunststiftung zufiel,
befindet sich zur Zeit eine Ausstellung