Der Kunstsammler
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Steinbruch bei Königsee zu finden glaubte. Und
nun glückte ihm die Porzellanherstellung in der
Tat von Neuem, so gut, daß er eine Eingabe
an den Fürsten Joh. Friedrich von Schwarzburg
machen konnte um ein Privileg zur Errichtung
einer Porzellanfabrik, die dann zur Gründung
der Rudolstädter Fabrik geführt hat.1)
Indessen, wenn diese Überlieferung wirklich
wahr ist, dann war diese Fabrik begründet, be-
vor Macheleid das wirklich echte Porzellan ge-
funden hatte. Denn nimmer kann dies ent-
stehen aus der Vermischung irgendeines Tones
mit Kieselerde, d. h. mit Sand oder Quarz, da
Porzellan bekanntlich ein Gemisch von einer
bestimmten feuerfesten Erde, genannt Kaolin
und Feldspat oder, wenn auch seltener, Kalk
ist. Aus jenen Bestandteilen konnte nur im
günstigsten Falle ein Frittenporzellan hervor-
gehen, mithin jenes minderwertige Surrogat,
das damals so oft als Ersatz für das echte Por-
zellan hat gelten müssen und doch bei der
keramischen Unkenntnis der Zeit so oft für das
echte Porzellan gehalten worden ist.
Einem derartigen Resultate entsprechen aber
nun ganz die oben erwähnten Stücke. Es
sind dies vier kleine, henkellose Täßchen mit
Untertassen, die zunächst ganz wie chinesische
Porzellane aus der Zeit der sogenannten Familie
rose aussehen. Wie so häufig jene, zeigen auch
sie einen farbigen, mit geometrischem Grund-
muster versehenem Grund, der in zwei Aus-
sparungen die für diesen Stil typischen Blumen-
zweige mit in Rosa gehaltenen Päeonien vor-
führen. Nur ist der Grund hier immer gelb, in-
des bei den chinesischen Porzellanen mehr
rötliche oder blaue Töne vorwiegen. Im übrigen
aber ist die Nachahmung der chinesischen Por-
zellane in Zeichnung wie Farbe gut gelungen,
namentlich auch das dieser ganzen Gattung den
Namen gebende Rosa. So stehen diese Stücke
künstlerisch ziemlich hoch da. Technisch da-
gegen um so tiefer. In dieser Beziehung er-
scheinen sie so primitiv, wie nur irgend mög-
lich, in der Masse sogar fremdartig und
alleinstehend, wie sicherlich kein anderes Por-
zellan Europas. Sie sind plump in den Wan-
dungen, nicht gleichmäßig rund aufgedreht, die
Glasur ist trocken und stellenweise wie mit
schmutzigem Staub bestreut. So geben sie sich
ganz als Versuchsstücke. Die Masse aber ist
gelblich, wie Elfenbein, dann aber zwar durch-
aus durchscheinend, wie echtes Porzellan, doch
so weich, daß man sie schon mit dem Finger-
nagel zerkratzen kann. So steht man hier in der
9 Stieda. Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf
dem Thüringer Walde. Jena 1902. S. 30.
Büste eines sächsisch-thüring. Prinzen
in Rudolstädter Weichporzellan.
□ Königl. Porzellansammlung, Dresden. □
Tat vor einem Frittenporzellan und zwar einem
in der Masse so weichem, wie es Europa nicht
wieder hergestellt hat, ja, wie man es einzig
und allein in Persien wiederfindet, in welchem
Lande gleichfalls ein ganz ähnliches durch-
scheinendes, elfenbeinfarbenes und leicht zer-
bröckelbares Produkt spätestens im 18. Jahr-
hundert fabriziert worden und auch gelegentlich
damals nach Europa hinüber gebracht worden
ist. Doch dürfte diese Überstimmung hier nur
eine zufällige sein, da dieses persische Pro-
dukt damals zu selten war, um zu einer Nach-
ahmung irgendwie Anlaß geben zu können.
Interessant jedoch ist, daß sich noch ein Er-
zeugnis dieser Art erhalten hat, das sicherlich
gleichfalls aus der Rudolstädter Fabrik hervor-
gegangen ist. Es ist die hier abgebildete Büste
eines Prinzen auf einem Sockel an dem das
sächsische Wappen hängt, die sich in der Por-
zellansammlung zu Dresden befindet, für die sie
im Jahre 1879 als „Hubertusburger Fayence"
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Steinbruch bei Königsee zu finden glaubte. Und
nun glückte ihm die Porzellanherstellung in der
Tat von Neuem, so gut, daß er eine Eingabe
an den Fürsten Joh. Friedrich von Schwarzburg
machen konnte um ein Privileg zur Errichtung
einer Porzellanfabrik, die dann zur Gründung
der Rudolstädter Fabrik geführt hat.1)
Indessen, wenn diese Überlieferung wirklich
wahr ist, dann war diese Fabrik begründet, be-
vor Macheleid das wirklich echte Porzellan ge-
funden hatte. Denn nimmer kann dies ent-
stehen aus der Vermischung irgendeines Tones
mit Kieselerde, d. h. mit Sand oder Quarz, da
Porzellan bekanntlich ein Gemisch von einer
bestimmten feuerfesten Erde, genannt Kaolin
und Feldspat oder, wenn auch seltener, Kalk
ist. Aus jenen Bestandteilen konnte nur im
günstigsten Falle ein Frittenporzellan hervor-
gehen, mithin jenes minderwertige Surrogat,
das damals so oft als Ersatz für das echte Por-
zellan hat gelten müssen und doch bei der
keramischen Unkenntnis der Zeit so oft für das
echte Porzellan gehalten worden ist.
Einem derartigen Resultate entsprechen aber
nun ganz die oben erwähnten Stücke. Es
sind dies vier kleine, henkellose Täßchen mit
Untertassen, die zunächst ganz wie chinesische
Porzellane aus der Zeit der sogenannten Familie
rose aussehen. Wie so häufig jene, zeigen auch
sie einen farbigen, mit geometrischem Grund-
muster versehenem Grund, der in zwei Aus-
sparungen die für diesen Stil typischen Blumen-
zweige mit in Rosa gehaltenen Päeonien vor-
führen. Nur ist der Grund hier immer gelb, in-
des bei den chinesischen Porzellanen mehr
rötliche oder blaue Töne vorwiegen. Im übrigen
aber ist die Nachahmung der chinesischen Por-
zellane in Zeichnung wie Farbe gut gelungen,
namentlich auch das dieser ganzen Gattung den
Namen gebende Rosa. So stehen diese Stücke
künstlerisch ziemlich hoch da. Technisch da-
gegen um so tiefer. In dieser Beziehung er-
scheinen sie so primitiv, wie nur irgend mög-
lich, in der Masse sogar fremdartig und
alleinstehend, wie sicherlich kein anderes Por-
zellan Europas. Sie sind plump in den Wan-
dungen, nicht gleichmäßig rund aufgedreht, die
Glasur ist trocken und stellenweise wie mit
schmutzigem Staub bestreut. So geben sie sich
ganz als Versuchsstücke. Die Masse aber ist
gelblich, wie Elfenbein, dann aber zwar durch-
aus durchscheinend, wie echtes Porzellan, doch
so weich, daß man sie schon mit dem Finger-
nagel zerkratzen kann. So steht man hier in der
9 Stieda. Die Anfänge der Porzellanfabrikation auf
dem Thüringer Walde. Jena 1902. S. 30.
Büste eines sächsisch-thüring. Prinzen
in Rudolstädter Weichporzellan.
□ Königl. Porzellansammlung, Dresden. □
Tat vor einem Frittenporzellan und zwar einem
in der Masse so weichem, wie es Europa nicht
wieder hergestellt hat, ja, wie man es einzig
und allein in Persien wiederfindet, in welchem
Lande gleichfalls ein ganz ähnliches durch-
scheinendes, elfenbeinfarbenes und leicht zer-
bröckelbares Produkt spätestens im 18. Jahr-
hundert fabriziert worden und auch gelegentlich
damals nach Europa hinüber gebracht worden
ist. Doch dürfte diese Überstimmung hier nur
eine zufällige sein, da dieses persische Pro-
dukt damals zu selten war, um zu einer Nach-
ahmung irgendwie Anlaß geben zu können.
Interessant jedoch ist, daß sich noch ein Er-
zeugnis dieser Art erhalten hat, das sicherlich
gleichfalls aus der Rudolstädter Fabrik hervor-
gegangen ist. Es ist die hier abgebildete Büste
eines Prinzen auf einem Sockel an dem das
sächsische Wappen hängt, die sich in der Por-
zellansammlung zu Dresden befindet, für die sie
im Jahre 1879 als „Hubertusburger Fayence"