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Monatshefte für Kunstwissensdiaft
3000 fs. — J. Wabbe, Porträts des Ehepaares
Jacobs de Jonck (Pendants) 4200 u. 3500 fs. —
Spanische Schule, XVII. Frauenporträt (114:85)
4400 fs.
24./25. März: Atelier Hermann Leon
(Chaine et Simonson, Mannheim) Gesamt-
ertrag 55000 fs.
30. März: Sammlung Th.... (Lair Dubreuil,
Mannheim, Feral) farbige Stiche: nach Boilly
v. Cazenave: Optik, d. gekrönte Liebe 2 Blatt
1000 fs. — Debucourt, Der öffentliche Spazier-
gang: 1000 fs. — Zeichnungen: Isabey,
Porträt des Schauspielers Chenard (57:41) 4000 fs.
— J. B. Tiepolo, Opferszenen (2 Pendants)
(49:35) 1490 u. 1100 fs. — Fayencen: Tafel-
aufsatz, Fayence, Marseille 1650 fs. —
28. März: Moderne Bilder (Lair Du-
breuil, G. Petit) Boudin, Schifferbarken in
Trouville (41:55) 1100 fs. — Isabey, Schiff-
bruch an der Küste (42:59) 1005 fs. R. A. M.
LONDON ^ .=-
Wie sehr auch immer noch von der Geld-
knappheit gesprochen und geschrieben wird,
und obwohl dieselbe in der Tat auch noch
sichtbaren Einfluß auf die Auktionspreise des
vergangenen Monats geübt hat — wenigstens
in manchen Fällen, — so war die Tätigkeit auf
dem Kunstmarkt doch eine sehr eifrige und
spielte sich teilweise nicht bloß unter den Augen
der Händler und Kenner, sondern des weiteren
kunstliebenden Publikums ab. Und das war
kein Wunder; denn die wichtigsten, im eng-
lischen Kunstauktionskalender rot anzumerken-
den Tage waren solche eines Familienfestes so-
zusagen, in denen dem britischen Publikum
wieder einmal der Wert seiner eigenen Meister
in Pfunden resp. Guineen und Schillingen vor-
demostriert wurde, was hierzulande immer zieht
und der Tagespresse Gelegenheit zu spalten-
langen oft geradezu dramatisch zugespitzten
Besprechungen gibt. — Aber nicht nur auf dem
Gebiete des Bilderverkaufes ging es lebhaft
her; es gab auch „große Tage" für die Lieb-
haber von Büchern, Gobelins, Kunstmöbeln,
Schmuckgegenständen, Antiquitäten und Por-
zellan. Von Bücherverkäufen seien hier nur er-
wähnt der der Bibliothek des verstorbenen
Mr. Ismay, dessen schöne Sammlungen nun in
alle Winde gehen: Dante: Divina Commedia,
Ausgabe von 1477 : £ 53; Porträte berühmter
Personen am Hofe Heinrich VIII. von Holbein,
^ 42, und ein Band mit 146 Originalzeichnungen
von David Cox, Constable, Crome, Turner, Mor-
and usw. £ 136. Am 21. und 22. März kam
dann die schon mit dem größten Interesse er-
wartete Bibliothek des verstorbenen Bischofs
Dr. Gott unter den Hammer. Als Dr. Gotts
Reproduktionen nach Lawrence 1905 zum Ver-
kauf kamen, brachten sie 2640 Pfund. Seine
köstliche Büchersammlung aber mußte für die
oben erwähnte noch anhaltende Geldknappheit
büßen. Erst hatte man überhaupt versucht, zu
stipulierten Preisen die einzelnen Schätze an
Kenner abzusetzen, dieser Versuch aber miß-
lang und stand sogar dem öffentlichen Verkauf,
den Messrs. Sotheby leiteten, stark im Wege.
Neben einer vollständigen, trefflich erhaltenen
Ausgabe der ersten vier Shakespeare - Folios,
die nur als Ganzes angeboten und nach einem
Angebot von 3800 £ (7000 £ hatte man ver-
langt) zurückgezogen wurden, bestand das
Hauptstück der Sammlung in einer niederlän-
dischen „Biblia Pauperum", vor dem Jahre 1450
gedruckt mit 37 Holzschnitten von der Hand
des Jan van Eyck Schülers Roger von Brügge;
für dieses verhältnismäßig gut erhaltene Buch
hatte man privatim 4000 £ verlangt; es brachte
aber nur 1290 ^ (Mr. Quaritch). Derselbe Händ-
ler erstand um noch 10 Pfund mehr einen tadel-
losen, echten Kaxton vom Jahre 1483 „Golden
Legend". — Von Gobelinverkäufen brachten
drei selten schöne Brüsseler Stücke mit Szenen
aus dem Leben Scipios £ 1120; und drei andere
Brüsseler Teppiche (Nymphen und Satyrn) 460 gs.
— Kunstmöbel usw. zum Teil von ausgezeich-
neter Qualität wurden wiederholt während des
Monats versteigert; sehr hohe Preise erzielten
bei Christie einige Stücke des verstorbenen
Claude Ponsonby, dessen Gemäldesammlung
ebenfalls zur Versteigerung gelangte, so ein
Walnuß- und Mahagonitisch 720 gs (L. Harris )
ein Paar Kandelaber Louis XVI.: 600 gs (Par-
tridge). Kenner des Kunstmarktes sind der
Meinung, daß noch vor einem Monat, als die
Geldverhältnisse noch ungünstiger waren, kaum
die Hälfte für Stücke dieser Art bezahlt worden
wäre. Von dieser verhältnismäßigen Aufhellung
des finanziellen Horizontes profitierte auch das
angebotene Perlenhalsband „einer Edeldame" —
man gibt in solchen Fällen nicht gern seinen
Namen preis —, das nicht weniger als 10600 £
eintrug (Messrs. Lindenbaum & Weil, die im
vorigen Jahr gar 16700 £ für ein ähnliches Stück
gezahlt hatten). Das diesmalige Stück, das in
bezug auf den Preis den Rekord des ver-
flossenen Monats in den Auktionsräumen Lon-
dons davontrug, besteht aus 4 Reihen von 232
Perlen. — Aus der Ponsonbysammlung kamen
noch als Seltenheiten im Auktionssaal zwei
antike Stücke von hohem Interesse auf den
Markt, beides griechische Bronzen aus früher
Monatshefte für Kunstwissensdiaft
3000 fs. — J. Wabbe, Porträts des Ehepaares
Jacobs de Jonck (Pendants) 4200 u. 3500 fs. —
Spanische Schule, XVII. Frauenporträt (114:85)
4400 fs.
24./25. März: Atelier Hermann Leon
(Chaine et Simonson, Mannheim) Gesamt-
ertrag 55000 fs.
30. März: Sammlung Th.... (Lair Dubreuil,
Mannheim, Feral) farbige Stiche: nach Boilly
v. Cazenave: Optik, d. gekrönte Liebe 2 Blatt
1000 fs. — Debucourt, Der öffentliche Spazier-
gang: 1000 fs. — Zeichnungen: Isabey,
Porträt des Schauspielers Chenard (57:41) 4000 fs.
— J. B. Tiepolo, Opferszenen (2 Pendants)
(49:35) 1490 u. 1100 fs. — Fayencen: Tafel-
aufsatz, Fayence, Marseille 1650 fs. —
28. März: Moderne Bilder (Lair Du-
breuil, G. Petit) Boudin, Schifferbarken in
Trouville (41:55) 1100 fs. — Isabey, Schiff-
bruch an der Küste (42:59) 1005 fs. R. A. M.
LONDON ^ .=-
Wie sehr auch immer noch von der Geld-
knappheit gesprochen und geschrieben wird,
und obwohl dieselbe in der Tat auch noch
sichtbaren Einfluß auf die Auktionspreise des
vergangenen Monats geübt hat — wenigstens
in manchen Fällen, — so war die Tätigkeit auf
dem Kunstmarkt doch eine sehr eifrige und
spielte sich teilweise nicht bloß unter den Augen
der Händler und Kenner, sondern des weiteren
kunstliebenden Publikums ab. Und das war
kein Wunder; denn die wichtigsten, im eng-
lischen Kunstauktionskalender rot anzumerken-
den Tage waren solche eines Familienfestes so-
zusagen, in denen dem britischen Publikum
wieder einmal der Wert seiner eigenen Meister
in Pfunden resp. Guineen und Schillingen vor-
demostriert wurde, was hierzulande immer zieht
und der Tagespresse Gelegenheit zu spalten-
langen oft geradezu dramatisch zugespitzten
Besprechungen gibt. — Aber nicht nur auf dem
Gebiete des Bilderverkaufes ging es lebhaft
her; es gab auch „große Tage" für die Lieb-
haber von Büchern, Gobelins, Kunstmöbeln,
Schmuckgegenständen, Antiquitäten und Por-
zellan. Von Bücherverkäufen seien hier nur er-
wähnt der der Bibliothek des verstorbenen
Mr. Ismay, dessen schöne Sammlungen nun in
alle Winde gehen: Dante: Divina Commedia,
Ausgabe von 1477 : £ 53; Porträte berühmter
Personen am Hofe Heinrich VIII. von Holbein,
^ 42, und ein Band mit 146 Originalzeichnungen
von David Cox, Constable, Crome, Turner, Mor-
and usw. £ 136. Am 21. und 22. März kam
dann die schon mit dem größten Interesse er-
wartete Bibliothek des verstorbenen Bischofs
Dr. Gott unter den Hammer. Als Dr. Gotts
Reproduktionen nach Lawrence 1905 zum Ver-
kauf kamen, brachten sie 2640 Pfund. Seine
köstliche Büchersammlung aber mußte für die
oben erwähnte noch anhaltende Geldknappheit
büßen. Erst hatte man überhaupt versucht, zu
stipulierten Preisen die einzelnen Schätze an
Kenner abzusetzen, dieser Versuch aber miß-
lang und stand sogar dem öffentlichen Verkauf,
den Messrs. Sotheby leiteten, stark im Wege.
Neben einer vollständigen, trefflich erhaltenen
Ausgabe der ersten vier Shakespeare - Folios,
die nur als Ganzes angeboten und nach einem
Angebot von 3800 £ (7000 £ hatte man ver-
langt) zurückgezogen wurden, bestand das
Hauptstück der Sammlung in einer niederlän-
dischen „Biblia Pauperum", vor dem Jahre 1450
gedruckt mit 37 Holzschnitten von der Hand
des Jan van Eyck Schülers Roger von Brügge;
für dieses verhältnismäßig gut erhaltene Buch
hatte man privatim 4000 £ verlangt; es brachte
aber nur 1290 ^ (Mr. Quaritch). Derselbe Händ-
ler erstand um noch 10 Pfund mehr einen tadel-
losen, echten Kaxton vom Jahre 1483 „Golden
Legend". — Von Gobelinverkäufen brachten
drei selten schöne Brüsseler Stücke mit Szenen
aus dem Leben Scipios £ 1120; und drei andere
Brüsseler Teppiche (Nymphen und Satyrn) 460 gs.
— Kunstmöbel usw. zum Teil von ausgezeich-
neter Qualität wurden wiederholt während des
Monats versteigert; sehr hohe Preise erzielten
bei Christie einige Stücke des verstorbenen
Claude Ponsonby, dessen Gemäldesammlung
ebenfalls zur Versteigerung gelangte, so ein
Walnuß- und Mahagonitisch 720 gs (L. Harris )
ein Paar Kandelaber Louis XVI.: 600 gs (Par-
tridge). Kenner des Kunstmarktes sind der
Meinung, daß noch vor einem Monat, als die
Geldverhältnisse noch ungünstiger waren, kaum
die Hälfte für Stücke dieser Art bezahlt worden
wäre. Von dieser verhältnismäßigen Aufhellung
des finanziellen Horizontes profitierte auch das
angebotene Perlenhalsband „einer Edeldame" —
man gibt in solchen Fällen nicht gern seinen
Namen preis —, das nicht weniger als 10600 £
eintrug (Messrs. Lindenbaum & Weil, die im
vorigen Jahr gar 16700 £ für ein ähnliches Stück
gezahlt hatten). Das diesmalige Stück, das in
bezug auf den Preis den Rekord des ver-
flossenen Monats in den Auktionsräumen Lon-
dons davontrug, besteht aus 4 Reihen von 232
Perlen. — Aus der Ponsonbysammlung kamen
noch als Seltenheiten im Auktionssaal zwei
antike Stücke von hohem Interesse auf den
Markt, beides griechische Bronzen aus früher