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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0460
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Monatshefte für Kunstwissenschaft

den. Die letzten Ereignisse haben indes das
Gute zur Folge gehabt, daß ein Zweigverein
des Bundes Heimatschutz alsbald gegründet
wird.
Neue Kunst. Die bedeutendste Schöpfung
des vergangenen Jahres sind Theodor Fischers
Pfullinger Hallen, ein Fest- und ein Turnsaal,
in der einfachen Form des lateinischen Kreuzes
angeordnet. Der Festsaal wurde unter Leitung
Fischers und Hölzels von Brühlmann, von
Hugo, Moilliet und Nitschke durch ganz
flächenhaft gehaltene Fresken geschmückt. Ein
zweites Verdienst Fischers ist die Lösung der
Bauplatzfrage für das Hoftheater, leider nicht
seinem Entwürfe entsprechend angenommen.
(Über beide Werke vgl. den Aufsatz des Verf.
in der Münchener Allg. Zeitung vom 5. März
1908.)
Der Stuttgarter Kunstverein brachte im
ersten Vierteljahr 1908 vorzügliche Sonder-
ausstellungen von Vogeler, Schickhardt, v. Hugo,
Schmoll v. Eisenwerth, Weise und Trübner.
Vorträge. Hier sind besonders die drei vor-
trefflichen Vorträge Gradmanns über Denkmal-
pflege und Weizsäckers über altschwäbische
Kunst, beide im Goethebund zu nennen.
Julius Baum.
g
FLORENZ =============
Seit einiger Zeit wird in Florenz ein groß-
artiges und weitausschauendes Projekt für eine
durchgreifende Neuordnung der gesamten Mu-
seumsverhältnisse diskutiert. Corrado Ricci, der
zielbewußte Organisator großen Stils, der jetzt
an der Spitze der italienischen Kunstverwaltung
steht und der Bürgermeister von Florenz, Avv.
Francesco Sangiorgi, haben jenes Projekt auf
die Tagesordnung gestellt.
In absehbarer Zeit werden aus dem Vasari-
schen Bau der Uffizien die Biblioteca Nazionale
und die Post zu einem anderen Sitze wandern.
Alsdann würde noch das Archivio di Stato, mit
seinem riesenhaften Bestände im Gebäude der
Uffizien bleiben. Die Furcht vor den Gefahren
eines Brandes, wie derjenige der Bibliothek
von Turin, ließ in Corrado Ricci den lebhaften
Wunsch entstehen auch dem Archiv eine andere
Heimstätte zu suchen. Aus dem Gebäude wäre
alsdann alles entfernt, was einer besonderen
Feuersgefahr ausgesetzt ist; um auch eine von
den an die Uffizien anstoßenden Gebäuden
drohende Gefahr auszuschließen, kam man schließ-
lich zu dem Streben, diese Gebäude, übrigens
meist bescheidene und oft verwahrloste Bau-

lichkeiten, niederzulegen und an ihrer Stelle
Gartenanlagen zu schaffen. Nach Ausführnng
dieser Pläne würden eie Uffizien sich also als
ein riesenhaftes, freistehendes von Gärten um-
gebenes Bauwerk darstellen, welches weiträumige
Gelegenheit mit gutem Lichte zu allem nur denk-
baren Museumszwecken enthielte, und zwar
in allen Geschossen, auch im Erdgeschoß. Die
Loggia dei Lanzi würde die monumentale
Eingangshalle dieses „Palastes der Künste", dieses
„Museums der Museen" bilden.
Was soll nun dieser gewaltige Baukomplex
beherbergen? Zunächst alle Behörden, welchen
die Bewahrung und Verwaltung des alten Kunst-
bestandes obliegt, also die Museums-Direktion,
das Ausfuhramt, das Bezirksamt zur Erhaltung
der Monumente usw. Dann aber soll der reiche
Raum den Besitz anderer bisher bestehender
Museen aufnehmen. Es ist kein Zweifel, daß
die Gemälde des Museums der Akademie
schlecht untergebracht sind, und daß ihre Ab-
trennung von der Uffizien-Sammlung keine
innere Berechtigung hat. Diese sollen also in
erster Linie dem Museum der Uffizien einver-
leibt werden. Die Gobelins, welche jetzt im
Dachgeschoß des Museo Archeologico aufbewahrt
werden, sollen die Wände der langen Uffizien-
Korridore schmücken und die jetzt dort aufge-
hängten Bilder in die inneren Räume verdrängen.
Diese beiden Punkte des Reorganisations-Pro-
gramms sind zweifellos sehr glückliche Gedan-
ken und ihre Ausführung wird sicherlich von der
ganzen Welt mit Dankbarkeit begrüßt werden.
Nicht so ohne weiteres einleuchtend sind da-
gegen die übrigen Absichten. Der Besitz der
Uffizien an statuarischen Werken soll aus ihnen
entfernt werden und mit dem des Bargello
vereint ein Plastiken-Museum bilden; das Bar-
gello soll zu einem Kunstgewerbe-Museum um-
gewandelt werden (ein solches besteht in Italien
bisher nicht); außerdem soll ein Gypsabguss-
Museum geschaffen werden, das namentlich
auch Werke lebender Künstler aufnehmen soll.
Das Plastiken-Museum soll bestimmt, das Gyps-
Museum eventuell im Uffizien-Gebäude unter-
gebracht werden. Das Archäologidie Museum
soll auch seinen alten Sitz verlassen und in das
Erdgeschoß und die erste Etage des linken
Flügels des Uffizien einziehen.
Von dieser letzteren Idee her beginnen aber
die Schwierigkeiten sich zu zeigen, und der
hochverdiente Direktor des Archäologischen
Museums Luigi A. Milani protestiert energisch
gegen eine Verlegung des von ihm in jahr-
zehntelanger Arbeit wohlgeordneten Museums,
namentlich auch aus dem Grunde, weil die Uffi-
zien nicht den Gartenraum mit altem Baumbe-
 
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