Suida. Altsteirische Bilder im Landesmuseum „Johanneum" zu Graz 535
Abb. 11. Steirischer Maler des XVI. Jahrhunderts
Der bethlehemitische Kindermord □
Landesgemäldegalerie, Graz
tafeln im Herzogenburg (Niederösterreich) denken, die allerdings wesentlich älter sind
(1501) oder an spätere Werke dieses Künstlers, immer scheint er der nächste Name
für das Bild; aber vielleicht gibt es in Augsburg einen Künstler J. A., den wir noch
nicht kennen.
Das zweite Werk von 1518 ist ein schöner Altar mit der plastischen
Kreuzigungsgruppe in Mittelschrein und gemalten vielfach an Dürers Holzschnitte
sich anlehnenden Flügelbildern, welche nebst Datum auch die Initialen A A tragen,1)
was früher fälschlich auf Albrecht Altdorfer bezogen wurde. Immerhin haben wir hier
ein Werk des sogenannten Donaustils vor uns, dem auch ein Altar mit Heiligen-
martyrien u. a. zugehört. Eine neuerworbene kleine Tafel mit der hl. Ursula im Schiffe
mit ihren Jungfrauen scheint dem Meister, der das große Madonnenbild von 1524 in
St. Lambrecht für den Abt Valentinus malte,2) anzugehören, zu dem auch die gemalten
Flügel und die Predella mit der Stifterfamilie eines aus Dietmannsdorf stammenden
Altars, in dessen Schrein die plastischen Figuren des hl. Rochus und Sebastian stehen,
nahe Beziehung aufweisen (im Johanneum).
Zum Schlüsse verlohnt es sich wohl noch auf ein paar kleine Täfelchen hinzu-
weisen, in denen die beiden künstlerischen Einflußsphären vom Norden und vom
Süden her, die sich in Steiermark trafen und für den Charakter der dortigen Malerei
entscheidend wurden, fast ganz unverhüllt zutage treten. Es sind im Grazer Museum
zwei Darstellungen des bethlehemitischen Kindermordes, eine neu erworben im Saale
der kirchlichen Altertümer, die andere als „italienische Schule" (?) in der Gemälde-
galerie No. 166. (Abbildung 11.) Der Donaustil zeigt sich hier mit oberitalienischem,
speziell paduanischem Einschlag.
Die Absicht der vorliegenden Abhandlung war zunächst nur die Zugehörigkeit
zum Lande für eine Anzahl von Gemälden im Johanneum nachzuweisen, die unter
„kölnisch", sogar „italienisch" ausgestellt sind. Dabei ist vielleicht noch manches Datum
korrigiert, manches auswärts befindliche Bild in seinen wahren Zusammenhang gerückt
worden. Was ich aber gar nicht beabsichtigte, war, von steirischer Malerei überhaupt
zu sprechen. Solange uns die beiden nächsten Nachbarn, die Niederösterreicher und
9 J. Graus, Kirchenschmuck 1902 (XXXIII) gibt Besprechung und Abbildung, Seite 47.
2) Abbildung und Besprechung von J. Graus, Kirchenschmuck 24 (1893), Seite 111.
Abb. 11. Steirischer Maler des XVI. Jahrhunderts
Der bethlehemitische Kindermord □
Landesgemäldegalerie, Graz
tafeln im Herzogenburg (Niederösterreich) denken, die allerdings wesentlich älter sind
(1501) oder an spätere Werke dieses Künstlers, immer scheint er der nächste Name
für das Bild; aber vielleicht gibt es in Augsburg einen Künstler J. A., den wir noch
nicht kennen.
Das zweite Werk von 1518 ist ein schöner Altar mit der plastischen
Kreuzigungsgruppe in Mittelschrein und gemalten vielfach an Dürers Holzschnitte
sich anlehnenden Flügelbildern, welche nebst Datum auch die Initialen A A tragen,1)
was früher fälschlich auf Albrecht Altdorfer bezogen wurde. Immerhin haben wir hier
ein Werk des sogenannten Donaustils vor uns, dem auch ein Altar mit Heiligen-
martyrien u. a. zugehört. Eine neuerworbene kleine Tafel mit der hl. Ursula im Schiffe
mit ihren Jungfrauen scheint dem Meister, der das große Madonnenbild von 1524 in
St. Lambrecht für den Abt Valentinus malte,2) anzugehören, zu dem auch die gemalten
Flügel und die Predella mit der Stifterfamilie eines aus Dietmannsdorf stammenden
Altars, in dessen Schrein die plastischen Figuren des hl. Rochus und Sebastian stehen,
nahe Beziehung aufweisen (im Johanneum).
Zum Schlüsse verlohnt es sich wohl noch auf ein paar kleine Täfelchen hinzu-
weisen, in denen die beiden künstlerischen Einflußsphären vom Norden und vom
Süden her, die sich in Steiermark trafen und für den Charakter der dortigen Malerei
entscheidend wurden, fast ganz unverhüllt zutage treten. Es sind im Grazer Museum
zwei Darstellungen des bethlehemitischen Kindermordes, eine neu erworben im Saale
der kirchlichen Altertümer, die andere als „italienische Schule" (?) in der Gemälde-
galerie No. 166. (Abbildung 11.) Der Donaustil zeigt sich hier mit oberitalienischem,
speziell paduanischem Einschlag.
Die Absicht der vorliegenden Abhandlung war zunächst nur die Zugehörigkeit
zum Lande für eine Anzahl von Gemälden im Johanneum nachzuweisen, die unter
„kölnisch", sogar „italienisch" ausgestellt sind. Dabei ist vielleicht noch manches Datum
korrigiert, manches auswärts befindliche Bild in seinen wahren Zusammenhang gerückt
worden. Was ich aber gar nicht beabsichtigte, war, von steirischer Malerei überhaupt
zu sprechen. Solange uns die beiden nächsten Nachbarn, die Niederösterreicher und
9 J. Graus, Kirchenschmuck 1902 (XXXIII) gibt Besprechung und Abbildung, Seite 47.
2) Abbildung und Besprechung von J. Graus, Kirchenschmuck 24 (1893), Seite 111.