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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0070
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Monatshefte für Kunstwissenschaft

der Hintergrundslandschaft allernächste Ver-
wandtschaft mit dem Straßburger Porträt auf-
weist.
Monogrammist WO, der Meister von Meß-
kirdi ============== +=
Im Louvre befindet sich ein kleines Bild der
Vorführung Christi vor Pilatus, das augenschein-
lich von dem Meister von Meßkirch herrührt.
An demselben ist aber auch ein Künstlermono-
gramm angebracht, das Zeichen ®, das viel-
leicht zu Ermittelung des Namens dieses Meisters
führen kann.
Tizian =zz=z==^=====^:
Als ein bisher gänzlich unbeachtetes Werk
Tizians glaube ich das Brustbild eines schwarz-
gekleideten jungen Mannes auf schwarzem Grund
im Besitze des Rittmeisters der K. K. Arcieren-
Leibgarde von Stefenelli in Wien bezeichnen zu
dürfen, ein sehr schlichtes, in der Durchführung
meisterhaftes Stück.
Domenico Theotocopoli - .~—...-
In der Sammlung von Handzeichnungen im
Besitze des Fürsten von und zu Liechtenstein
in Wien fand ich unter „Carracci" eine Kreide-
zeichnung, das Brustbild eines jungen Mannes,
der Schweigen gebietend den Finger an den
Mund legt und den Beschauer fixiert. Meine
Ansicht, es handle sich um ein höchst charakte-
ristisches Werk des Theotocopoli, und zwar die
erste Zeichnung, die von diesem Meister meines
Wissens überhaupt nachgewiesen werden kann,
fand die Zustimmung Seiner Durchlaucht des
Fürsten Franz von und zu Liechtenstein und des
Direktors der Albertina Dr. J. Meder.
Jan Vermeer van Delft ==========
Die bunte Reihe dieser kurzen Mitteilungen
möchte ich mit dem Hinweise auf ein Bild
schließen, das in der Münchener Pinakothek
unter dem Namen des Frans van Mieris aus-
gestellt ist: eine junge Frau ihr an der Wand
hängendes Porträt betrachtend (No. 423. Der
Katalog gibt irrigerweise an, daß die junge
Dame sich im Spiegel betrachte). Wenn ich
dafür den Namen des Jan Vermeer in Vor-
schlag bringe, der ja sonst in der Pinakothek
nicht vertreten ist, so muß ich doch auch gleich
auf den schlechten Erhaltungszustand des Bildes
hinweisen, der wahrscheinlich eine genauere
Prüfung desselben verzögert hat. Die Farben
und das äußerst anmutige Motiv lassen immer-
hin noch Vermeers Geist erkennen.

Karl Blechen. In der Sitzung der kunst-
geschichtlichen Gesellschaft in Berlin am 10. Januar
sprach Dr. Kern über die Ergebnisse seiner
Bledien-Forschungen. Wesentliche Ergänzungen
zu Blechens Lebensbilde schöpfte er aus ver-
schiedenen Kirchenbüchern von Kottbus und
Berlin, aus gleichzeitigen Akten und Berichten,
aus Briefen über den Künstler, aus alten Aus-
stellungs - Katalogen und Zeitungsberichten.
Wichtig scheint das Merkmal der Rassenkreu-
zung, die in zahlreichen Bildnissen Blechens zum
Ausdruck kommt — seine Mutter war wendischer
Abkunft — ein Zwist mit Henriette Sonntag, in-
folgedessen er seine Stellung als Dekorations-
maler am Königstädtischen Theater aufgab, die
Widerlegung der Legende, daß Blechen selbst
Hand an sich gelegt habe: er starb am 23. Juli
1840 an einem „hitzigen Fieber". Für das Ver-
ständnis der künstlerischen Entwicklung Blechens
bringt eine eingehendere Würdigung seiner
Tätigkeit als Theatermaler neue Gesichtspunkte.
Das vielumstrittene Bild: die „Vampyrjagd" (auf
Schloß Boberstein) ist K. zufolge eine Illustration
zu Webers „Freischütz", III. Akt, Szene 10. Die
Handlung ist in die „finstere Wolfsschlucht"
verlegt. Beziehungen zur Theaterdekoration
lassen sich auch für andere „Tafelbilder" Blechens
nachweisen. Den Künstler befreite im Gegen-
satz zu anderen von der romantischen Stimmung
ein Aufenthalt in Italien (1828—29). Das Land
der Sonne lehrte ihn Licht und Luft ohne stoff-
liche Prätension malen; er wurde ein Land-
schafts - „Maler", der sich in seinen besten
Studien wohl mit Bonington und Constable
messen kann. Der Einfluß der nordischen Hei-
mat erstarkte jedoch wieder so, daß der Künstler
in seinen letzten Jahren abermals sich roman-
tischen Stoffen zuwandte. Eine Doppelnatur,
nicht unähnlich dem stärkeren Turner.
Das angekündigte Buch von K. über Blechen
wird die gesamten Ergebnisse der Forschungen
zusammenfassend darstellen. S.
Donatello. In der Festsitzung des deutschen
kunsthistorischen Instituts in Florenz am 16. No-
vember 1907 legte Dr. Corwegh seine neuesten
Donatello-Forschungen vor. Danach gehört dem
Meister eine Grabplatte aus Stein in S. Maria
del Popolo zu Rom, an der zweiten Säule
zwischen Seiten- und Mittelschiff. Auch die
letzten an Donatellos Cantoria in der Opera
del Duomo in Florenz noch fehlenden Stücke
hat C. in zwei Bronzeköpfen des Bargello ent-
deckt.
 
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