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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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Die „hl. Dreifaltigkeit" hat der Künstler ähnlich wie Dürer und Greco vor ihm
und Ribera nach ihm als „Gnadenstuhl in den Wolken" dargestellt. Gott Vater,
ein majestätischer Greis, blickt etwas nach links gewendet zu dem Sohn nieder.
Vor seiner Brust schwebt die große hl. Taube. Der mächtige Körper Christi ist
schräg einwärts angeordnet und wird von zwei Engeln gehalten. Wie man sieht,
besteht in der Komposition eine große Verwandtschaft mit dem Gemälde Riberas.
Lorenz mit dem Rost kniet aufblickend nach rechts, die Hand ergebungsvoll aus-
gestreckt. Katharina kniet nach links. Ihr Kopf ist weit vorgebeugt, so daß der
Körper eine sehr starke Kurve beschreibt. Sie trägt ein reiches, braunes Gold-
brokatgewand, Hals und Schultern sind entblößt. Dargestellt ist augenscheinlich
die Enthauptung der Heiligen, die Szene ist schlecht zu erkennen. Oben durch-
bricht ein Lichtstrahl das Gewölk. Der Täufer Johannes sitzt predigend auf dem
Gipfel einer Anhöhe nach rechts gewendet und in einen roten Mantel gehüllt. In
der Linken hält er ein Kreuz, die Rechte hat er in Sprechgebärde erhoben. Zu
seinen Füßen sitzen an einer tiefer gelegenen Stelle des Hügels die Zuhörer. Der
hl. Ignatius Eremita, ein weißbärtiger Greis in weißem Gewand und schwarzem
Mantel, kniet nach links vor einem Holzkreuz. Der hl. Pedro Nolasco, eine etwas
feiste, bärtige Gestalt, hat, dreiviertel nach links gewandt, die Augen zum Himmel
emporgerichtet und seine Hände ergebungsvoll ausgestreckt. Die Schergen halten
ihn mit einem um seine Brust gewundenen Strick fest. Den zu Boden gesunkenen
Begleiter des Heiligen hat ein anderer Mordgeselle gepackt. Der obere Teil des
Kopfes des hl. Märtyrers löst sich frei gegen den Himmel ab, ebenso die Lanzen
und Heugabeln der Krieger.
Bei der „Anbetung der Hirten" liegt das Christkind, voll und kräftig gebaut, auf
weißen Tüchern und Kissen auf einem hohen Holzbrettergestell. Maria hat das
Kind aufgedeckt, hält das Tuch graziös mit beiden Händen und blickt, dreiviertel
nach rechts gewandt, den Kopf etwas geneigt nieder. Sie ist eine volle Gestalt mit
dunkelbraunem Haar und zeigt schmale Lippen, große Ohren, lange, wohlgeformte Nase
und volles Kinn. Rechts beugt sich der braunbärtige Joseph über das Lager, dreiviertel
nach links gewandt, beide Hände auf der Brust, in braunem Mantel. Links kniet
eine Alte, deren Zahnlücken man sieht, hinter ihr ein häßlicher junger Kerl, der
grinsend sein schadhaftes Gebiß zeigt. In der Linken hält er eine Flöte, sein linker
Unterarm ruht auf einer Trommel, die er umhängen hat und die ein Loch aufweist.
Hinter diesem Burschen taucht aus prachtvollem Helldunkel der Kopf eines bartlosen
Mannes mit rotem Barett auf. In der Mitte erblickt man einen graubärtigen Hirten der
mit seinem Stab im Arm sich auf den Musikanten lehnt und lächelnd niederschaut.
Es folgt rechts von ihm noch ins Dunkel gehüllt ein bärtiger Hirt, ein Mann in
reiferen Jahren. Rechts oben wird auf einer Cherubinwolke Gott Vater in dunklem
Mantel sichtbar. Er hebt sich von einer hellbraunen Glorie ab und hat nieder-
blickend die Arme segnend ausgebreitet. Die Heiligenscheine sind sehr einfach,
groß und sehr schmal gebildet.
Bei der „Anbetung der Könige" steht Maria im Typus wie in der malerischen
Durchbildung der Gestalt des Sevillaner Universitätsbildes sehr nahe. Eine sehr
holde Erscheinung mit dunkelblondem Haar, vollen Lippen und langer, schmaler
Nase. Dreiviertel nach links gewendet hält sie niederblickend das kräftige Kind, das
mit seiner Linken das Handgelenk der Mutter umfaßt und sein rechtes Händchen auf
das Haupt des alten Königs gelegt hat. Das blonde Christkind mit seinem vollen
Gesicht leuchtet hell aus dem Bild heraus. Außerordentlich plastisch wirkt der

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