(Ce sont li III mors et li III vis que baudouins de conde fis).
In der Initiale auf Goldgrund eng zusammengedrängt die Lebenden und Toten.
Übereinstimmende Motive: der erste Lebende hält einen Falken, der dritte hat die
Hände gefaltet zum Gebet.
f. 2ior T(roi damoisel furent jadis).
(Chi commenche li III mors et li III vis ke maistres nicholes de marginal fist).
Der erste Lebende trägt den Falken, der dritte erhebt den Finger. Die Skelette
sind nicht ganz sichtbar, aber das zweite hat die Arme gekreuzt wie die Arsenal-
miniatur.
f. 215% D(iex pour trois pechours retraire).
Hier ist der Zusammenhang noch deutlicher. Der erste Lebende faßt seinen
Nachbarn bei der Hand; der zweite legt dem ersten die Hand auf die Schulter
und der dritte verschränkt die Arme. Von den Skeletten sind nur zwei in den
engen Raum gedrängt: das erste hat die Hand erhoben, das zweite hat die Arme
gekreuzt. — —
Die Tatsache, daß diese fünf Miniaturen die wir betrachtet und deren Zusammen-
gehörigkeit wir erörtert haben, die frühesten uns bekannten Fassungen der Legende
illustrieren und dem XIII. Jahrhundert angehören, hat eine weitere Bedeutung. Wir
glauben nämlich in ihnen den frühesten, wenn nicht den Urtypus, der künstlerischen
Darstellung der Legende erkennen zu dürfen: Die Lebenden stehen den Toten
gegenüber. So begegnen sie uns auch in den monumentalen Darstellungen, die
noch dem XIII. Jahrhundert angehören: in St. Segolene in Metz, Kirchbrühl (Schweiz
ca. 1300) und in Melfi, — Gemälden, die ohne Zweifel ikonographisch von den
betrachteten französischen Miniaturen abhängig sind, als deren wenn nicht frühestes
so doch vollendetstes Beispiel wir Arsenal 3142 f. 311 ansehen dürfen.
(1) Die Handschrift zeigt in gleichem Maße eine Verrohung, wie etwa die Rijmbibel in Brüssel (1500/1)
in der nordfranzösischen Malerei.
(2) Etwas späterer Zeit (etwa 1300—1350) gehören die frühen englischen Darstellungen In Barnstaple,
Battle, Hustbourne Tarrant, Knockmoy Abbey an. — Über alle diese Darstellungen, sowie über die Ent-
wicklung der verschiedenen Typen wird mein Buch ausführlich handeln. — Das interessante Fresko
in der Grotte S. Margherita bei Melfi, dessen Kenntnis und Photographie ich Herrn Prof. Dr. Haseloff
verdanke, ist ohne Zweifel französisch beeinflußt, wie ich demnächst ausführlich zeigen werde.
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In der Initiale auf Goldgrund eng zusammengedrängt die Lebenden und Toten.
Übereinstimmende Motive: der erste Lebende hält einen Falken, der dritte hat die
Hände gefaltet zum Gebet.
f. 2ior T(roi damoisel furent jadis).
(Chi commenche li III mors et li III vis ke maistres nicholes de marginal fist).
Der erste Lebende trägt den Falken, der dritte erhebt den Finger. Die Skelette
sind nicht ganz sichtbar, aber das zweite hat die Arme gekreuzt wie die Arsenal-
miniatur.
f. 215% D(iex pour trois pechours retraire).
Hier ist der Zusammenhang noch deutlicher. Der erste Lebende faßt seinen
Nachbarn bei der Hand; der zweite legt dem ersten die Hand auf die Schulter
und der dritte verschränkt die Arme. Von den Skeletten sind nur zwei in den
engen Raum gedrängt: das erste hat die Hand erhoben, das zweite hat die Arme
gekreuzt. — —
Die Tatsache, daß diese fünf Miniaturen die wir betrachtet und deren Zusammen-
gehörigkeit wir erörtert haben, die frühesten uns bekannten Fassungen der Legende
illustrieren und dem XIII. Jahrhundert angehören, hat eine weitere Bedeutung. Wir
glauben nämlich in ihnen den frühesten, wenn nicht den Urtypus, der künstlerischen
Darstellung der Legende erkennen zu dürfen: Die Lebenden stehen den Toten
gegenüber. So begegnen sie uns auch in den monumentalen Darstellungen, die
noch dem XIII. Jahrhundert angehören: in St. Segolene in Metz, Kirchbrühl (Schweiz
ca. 1300) und in Melfi, — Gemälden, die ohne Zweifel ikonographisch von den
betrachteten französischen Miniaturen abhängig sind, als deren wenn nicht frühestes
so doch vollendetstes Beispiel wir Arsenal 3142 f. 311 ansehen dürfen.
(1) Die Handschrift zeigt in gleichem Maße eine Verrohung, wie etwa die Rijmbibel in Brüssel (1500/1)
in der nordfranzösischen Malerei.
(2) Etwas späterer Zeit (etwa 1300—1350) gehören die frühen englischen Darstellungen In Barnstaple,
Battle, Hustbourne Tarrant, Knockmoy Abbey an. — Über alle diese Darstellungen, sowie über die Ent-
wicklung der verschiedenen Typen wird mein Buch ausführlich handeln. — Das interessante Fresko
in der Grotte S. Margherita bei Melfi, dessen Kenntnis und Photographie ich Herrn Prof. Dr. Haseloff
verdanke, ist ohne Zweifel französisch beeinflußt, wie ich demnächst ausführlich zeigen werde.
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