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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Zweites Heft (Februar 1905)
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Semper, Hans: [Rezension von: Francesco Malaguzzi Valeri, Gio. Antonio Amadeo, Scultore e architetto lombardo. (1447-1523)]
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Sachs, Curt: [Rezension von: Paul Schubring, Luca della Robbia und seine Familie]
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Stegmann, Hans: [Rezension von: Luca Beltrami, Die Certosa von Pavia. Geschichte (1396-1895)]
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Rothes, Walter: [Rezension von: Giulio Carotti, Le opere di Lionardo, Bramante e Raffaelo]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0049
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Februar -Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

41

Illustrationen, welche zwar ein reiches Bild dieser
üppig wuchernden Kunst geben, leider aber nicht
mit dem Text in genaue Beziehung gesetzt sind,
so daß man viel blättern muß.
Ein chronologisches Verzeichnis der Werke
Am ade,os, Register der Kapitel, der Illustrationen,
der Künstler und Ortsnamen erleichtern die Be-
nutzung des sonst nicht sehr übersichtlichen
Buches. Hans Semper.
Paul Schubring, Luca della Robbia und
seine Familie. Leipzig und Bielefeld, Vel-
hagen & Klasing, 1905. 172 Abbild. 155 S.
8 °. Preis 4 M.
Nach Bodes Arbeit in Böhmes „Kunst und
Künstler“ vom Jahre 1878 liegt hier die erste
deutsche Robbia-Monographie vor. Schubring ist
der schwierigen Aufgabe, in dem ungeheuren
Material zu orientieren und den Anteil einer jeden
der drei Generationen Luca, Andrea und Giovanni
herauszuschälen, durchaus gerecht geworden. Daß
Andrea und noch mehr Giovanni etwas knapp
davonkamen, lag wohl im Blan der Arbeit, deren
Titel das Hauptgewicht auf Luca legt. Einige
Einwendungen dürfen indessen nicht unterdrückt
werden.
Der Verfasser spricht die Vermutung aus,
daß wir in Donatellos Schlüsselverleihungsrelief in
South-Kensington den verlorenen Vorderseiten-
schmuck des Betrusaltars Lucas im Florentiner
Dom zu erblicken hätten. Obgleich die Maße nicht
genau stimmen, glaubt er doch ausschlaggebende
Gründe auf seiner Seite zu haben. Schubrings
Hypothese ist als völlig ungerechtfertigt zurück-
zuweisen. Die Urkunde über den Auftrag an Luca
della Robbia vom 20. April 1439 (publ. von Frey,
Codice Magliabecchiano p. 311) sagt ausdrücklich:
„.cum tribus compassis in facie anteriori,
uno in qualibet testa . . . .“ Dies „tribus com-
passis in facie anteriori“, im Gegensatz zu Schub rings
Behauptung, daß man auf der Vorderseite und den
Schmalseiten je ein Compassum ausbedungen habe,
wirft die Hypothese um.
Eine zweite Ausstellung ist an der Datierung
des Impruneta - Tabernakels zu machen. Da
Michelozzo schon 1456 nach Mailand weggehe, so
müsse sein Tabernakel in die Jahre 1453—1455
fallen. Indes wissen wir nichts davon, daß
Michelozzo 1456 nach Mailand gegangen sei; Vasari
sagt zwar, Michelozzo habe den Banco Mediceo,
den Cosimo 1455 von Herzog Francesco Sforza zum
Geschenk erhielt, ausgebaut; allein sein Gewährs-
mann Filarete schweigt davon. Es ist um so mehr
zweifelhaft, daß Michelozzo damals, wenigstens auf
längere Zeit, in Mailand weilte, als einerseits das
Werk lombardischen Charakter trägt, andererseits

aber gerade in jenen Jahren größere Werke bei
Florenz, wie Villa Medici und Villa Careggi ent-
stehen oder ausgebaut werden. (Cf. von Fabriczy,
Michelozzo di Bartolomeo, Beih. z. Jahrb. d. k. preuß.
Kunsts. 1904, p. 41, 42.) Curt Sachs.
Luca Beltrami, Die Certosa von Pavia.
Geschichte (1396—1895) mit Beschreibung.
Mailand, Ulrico Arepli. 1904. 72 Abb. und
12 Tafeln, kl. 8°.
Der 1895 zum 500 jährigen Jubiläum der Certosa
erschienenen italienischen Originalausgabe dieses
Büchleins hat der Verleger Ende 1904 eine deutsche
Uebersetzung folgen lassen, nachdem eine solche
in französischer Sprache schon 1898 vorausgegangen
war. Beltramis grundlegende Arbeiten über die
Geschichte der Certosa bedürfen hier nicht der
nochmaligen Erläuterung. Daß seine Verdienste
mehr auf dem Gebiete der Urkundenforschung
als dem der Stilkritik liegen, braucht hier ebenso-
wenig erörtert zu werden. Wohl aber darf bei
der kurzen Besprechung der neuen Uebersetzung
eines älteren Werkes wiederholt werden, daß die
Aufgabe, eine ausführliche und doch populäre
Geschichte eines kunstgeschichtlichen Denkmals
von allererster Bedeutung zu schreiben, in gerade-
zu mustergültiger Form gelöst worden ist. Dem
Kunsthistoriker, der zum ersten Male seine Schritte
nach dem zauberhaften Kloster lenkt, wird dieser
„kleine Beltrami“ ein nützlicher Führer, dem
kunstverständigen Laien wegen der hübschen, fiir
italienische Verhältnisse auch technisch ziemlich
befriedigenden Illustrierung ein hübsches Andenken
bilden. Mit einer Einschränkung allerdings: nur
dem, der der italienischen Sprache noch nicht
mächtig ist. Denn jedem anderen empfehle ich
die italienische Originalausgabe. Der italienische
Uebersetzer und der italienische Setzer haben
nämlich getreulich zusammengewirkt, die deutsche
Sprache stilistisch, grammatikalisch und orthogra-
phisch in einer Weise zu behandeln, daß dem
deutschen Leser eine richtige Gänsehaut auf-
laufen muß. Hans Stegmann.
Giulio Carotti, Le opere di Lionardo,
Bramante e Raffaelo. Mailand, Ulrico Hoepli,
Mit 88 Illustrationen. XII u. 370 S. 8°.
G. Carotti, Professor der Kunstgeschichte an
der Konigl. Akademie der schönen Künste in Mai-
land und Honorarprofessor an der Königl. Uni-
versität zu Rom, hegte nicht die Absicht, in seinem
umfangreichen Buche über die drei Hauptmeister
der Hochrenaissance, Lionardo, Bramante, Raffael,
die bisher über diese Künstler gewonnenen An-
schauungen wesentlich zu erweitern oder gar zu
verändern und zu diesem Zwecke nach Möglichkeit
 
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