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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Drittes Heft (März 1905)
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Bassermann-Jordan, Ernst von: [Rezension von: H. Schweitzer, Geschichte der deutschen Kunst]
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Voll, Karl: [Rezension von: Josef Kern, Die Grundzüge der Linearperspektivischen Darstellung in der Kunst der Gebrüder van Eyck und ihrer Schule]
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Zimmermann, E. Heinrich: [Rezension von: Pitcairn Knowles. Dutch pottery and porcelain]
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Schottmüller, Frida: [Rezension von: Wilhelm Bode, Denkmäler der Renaissance-Skulptur Toskanas in historischer Anordnung]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0069
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März-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

61

zwischen Wandteppich und Wandmalerei, bis gegen
Mitte des 15. Jahrhunderts fast den einzigen wand-
schmückenden Faktoren, sind Parallelen hierzu eben-
so gezogen, wie zur höfischen Dichtkunst des
früheren Mittelalters, die zu mancher Szene eines
Bilderteppiches das Thema gegeben. Schweitzers
gut illustrierte Arbeit ist umso dankbarer zu be-
grüssen, als die mittelalterlichen Wandteppiche
eine der wenigen und spärlich fliessenden Kunst-
quellen sind, aus denen wir unsere Kenntnis pro-
faner dekorativer Kunst und profanen Lebens im
Mittelalter schöpfen können. — Der berühmte Mal-
tererteppich des Freiburger Museums ist nach einem
Aquarell des Verfassers in der ganzen Farbenfreu-
digkeit der Gotik wiedergegeben.
Ernst Bassermann - Jordan
Niederländische Kunst.
Josef Kern, Die Grundzüge der Linear-
Perspektivischen Darstellung in der Kunst der
Gebrüder van Eyck und ihrer Schule. Leipzig,
Seemann. 1904. I. Die perspektivische Pro-
jektion. M. 6.—
Kern untersucht die Gemälde des Broederlam
in Dijon, die meisten des Jan van Eyck und einige
des Petrus Cristus auf ihre Perspektive. Es gelingt
ihm dabei, wie ein Blick auf die beigefügten Tafeln
lehrt, von Generation zu Generation einen bedeu-
tenden Fortschritt nachzuweisen, derart, dass Cristus
endlich dazu kommt, die Bilder nach einem ein-
zigen Fluchtpunkt zu orientieren. Damit hat sich
der Verfasser um unsere Kenntnis des Altnieder-
länders ein sehr anerkennenswertes Verdienst er-
worben. Er führt ein bisher nicht benutztes Kri-
terium in die Beurteilung jener Kunst ein, das in
manchen Fällen, wie bei dem jetzt allerdings auch
auf andere Weise völlig klar gelegten Verhältnis
der Burleighhousemadonna zu ihrem Vorbild bei
Baron Rothschild absolute Gewissheit gibt.
Kern hat auch versucht, die Werke .des Jan
van Eyck vermöge dieses Kriteriums zu datieren.
Hier scheint allerdings die Beweiskraft zu versagen.
Das Gesetz der Einheitlichkeit des Fluchtpunktes
ist selbst von Jan nicht klar erkannt worden. In
manchen Bildern vernachlässigt er es ganz, in
anderen, wie bei der Rolinmadonna, glaubt Kern
seine Kenntnis nachweisen zu können, ohne dass
er diese Anschauung zwingend darzutun vermöchte.
So bleibt innerhalb des Werkes dieses Meisters das
Ergebnis noch verhältnismässig unsicher. Auf jeden
Fall aber bedeutet Kerns Untersuchung einen Fort-
schritt innerhalb unserer Erkenntnis der Altnieder-

länder, und es wäre nur zu wünschen, dass er sie
auf die ganze Schule ausdehnen möchte.
Karl Voll
Pitcairn Knowles. Dutch Pottery and
Porcelain. London. George Newnes. L.
Vorliegendes Werk gehört zu jenen billigen
und populären Monographien der Kunstgeschichte,
•wie sie jetzt auch bei uns von Jahr zu Jahr immer
üppiger ins Kraut schiessen. Das muss bei einer
Beurteilung von vornherein berücksichtigt werden.
Es will nicht eigentlich Neues bringen, vielmehr
dem fremden Sprachen nicht besonders zugeneig-
ten Engländer die an anderer Stelle und in anderen
Sprachen niedergelegten Resultate der Forschung
mundgerecht machen, wobei es auch noch einige
Rücksicht auf die Sammler holländischer Keramik,
d. h. in der Praxis von Delfter Fayence, nimmt.
Hauptgrundlage ist daher Naverd’s klassisches Buch
über die Delfter Fayence. Wirklich neu ist in
diesem Buch nur der Versuch, einmal die ganze
holländische Keramik an einer Stelle zusammenzu-
fassen. Wäre nur der Verfasser selber genügend über
dieselbe orientiert. Es fehlt so manches, was heute
doch garnicht mehr so ganz unbekannt ist, z. B. die
Fayence-Fabrik von Looscheght, deren Erzeugnisse
so leicht mit denen von Delft verwechselt werden,
vor allem aber alle jenen roten Thonwaren, die
Holland schon lange vor der Erfindung des Böttger-
steinzeugs in Nachahmung des chinesischen roten
Steinzeugs hergestellt hat, über die vor einigen
Jahren ein so interessanter, auf eingehenden archi-
valischen Untersuchungen beruhender Aufsatz in
Oud Holland erschienen ist. Sehr dankenswert
sind dagegen die zahlreichen und dabei guten Ab-
bildungen ausschliesslich nach den in englischen
öffentlichen und privaten Sammlungen befindlichen
Beständen, die das auf dem Gebiet der Delfter
Fayence bisher noch gar nicht so umfangreiche
publizierte Material wesentlich vermehren. Frei-
lich verweilen sie etwas lange bei den eigentlich
aparten Stücken dieser Produktion, ohne immer
genügend die eigentlichen Typen festzustellen. Das
aber wäre doch wohl bei einem populären Werk
zunächst die Hauptsache gewesen.
Ernst Zimmermann
*31
Italienische Kunst.
Denkmäler der Renaissance-Skulptur Tos-
kanas in historischer Anordnung heraus-
gegeben von Wilhelm Bode. Mit Registern
von Frida Schottmüller. München, Verlags-
 
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