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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Fünftes Heft (Mai 1905)
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Haupt, Albrecht: [Rezension von: Theodor Alt, Die Entstehungsgeschichte des Ottheinrichsbaues zu Heidelberg]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0113

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MONATSHEFTE
DER KUNSTWISSENSCHAFTLICHEN LITERATUR
unter Mitwirkung vieler Kunstgelehrten herausgegeben von
Dr. Ernst Jaffe und Dr. Curt Sachs.
npu ■ ■■ ,,-. 4jn
□Th- Fünftes Heft. oSMa. ,9o5.

Deutsche Kunst.
Theodor Alt. Die Entstehungsgeschichte
des Ottheinrichsbaues zu Heidelberg. Erörtert
im Zusammenhang mit der Entwicklungs-
geschichte der deutschen Renaissance.
Heidelberg, Karl Winter. Mk. 4,-—
Der Verfasser hat den Drang in sich gefühlt,
in diesem Buche alle Ergebnisse der letzten 2 Jahr-
zehnte über die künstlerische und technische Ent-
stehung des berühmten Bauwerkes zusammen-
zufassen, den Weizen von der Spreu zu sondern
und das wirklich Verbürgte definitiv festzustellen.
Als Liebhaber der Kunst, der sich seit vielen Jahren
mit dem fraglichen Bauwerk forschend und
schreibend beschäftigte, wie als Jurist erachtete
er sich zu diesem Amte besonders berufen und hat
nun auch seinem Buche diesen Charakter als den
eines abschliessenden Urteils oberster Instanz schon
im äusseren aufzuprägen gesucht, indem er die nach
seiner Ansicht feststehenden Ergebnisse in 18 „Leit-
sätzen“ in fetter Schrift hervorhob und sie in ver-
schiedenen Exkursen zu begründen suchte, die frei-
lich da am langatmigsten sind, wo die zu beweisenden
Leitsätze am wenigsten sich begründen lassen.
Denn leider muss es gesagt werden: Ist es
an sich schon sehr fraglich, ob es überhaupt
wünschenswert ist, dass heute irgend Jemand, sei
es auch der stärkste Fachkenner, ein ganz zuver-
lässiges und monumentales Urteil über all das
abzugeben versuche, was bisher geleistet ist, und
einen Katechismus aufstelle über das, was wir
glauben dürfen und was nicht, so beweist der
Versuch, dass das sogar kaum möglich ist. Am
allerwenigsten von Seiten eines Mannes, der vor-
her im Streit lebhaft Partei genommen hat und,
ohne eigentlich selber grosse Ergebnisse oder Funde
geliefert zu haben, Avie das ja auch in seiner nicht-
fachmännischen Stellung zur Sache begründet ist,
schon seit 20 Jahren mehr journalistisch sich stark
persönliche Ansichten gebildet hat, die nun in
Gestalt eines letzten Urteils nach der Oberfläche
zu kommen und zur Geltung zu gelangen streben.
Da nun die hier gegebenen monumental hervor-

gehobenen, künftig als unanfechtbar gelten sollenden
Schlüsse zu einem Viertel offenbar unrichtig sind,
und auch die als richtig anzuerkennenden mit
Falschem oft ganz durchwirkt erscheinen, so ist
es leider nicht möglich, der Arbeit die erstrebte
Stellung zuzubilligen. Vielmehr ist und bleibt
sie eine Streitschrift, die sichtlich dem Zwecke
dienen soll, dem Verfasser und seinen Ansichten
eine massgebende und womöglich entscheidende
Stellung in den Fragen nach der künstlerischen
Geschichte des Otto-Heinrichsbaues zu erzwingen.
Aus diesen Gründen kann das Buch nicht als
irgendwie notwendig, — ja kaum als nützlich be-
zeichnet werden. Denn so Mancher möchte doch
sich von der angenommenen Position und Lehr-
haftigkeit betäuben lassen.
Schon diese Lehrhaftigkeit ist unbehaglich.
So belehrt man uns, dass der Bau „Ottheinrichs-
bau“ genannt werden müsse, weil der Kurfürst
sich sein Lebtag Ottheinrich genannt habe. —■ Mit
Verlaub: in dem von Alt selber abgedruckten
Kontrakt nennt er sich „Otthenrich“; über dem
Portal seines Baues steht „Otthainrich“. Man wird
also ohne besonderen Schaden bei dem herkömm-
lichen Otto Heinrich bleiben können. — Weiter
hören wir, dass der Bildhauer Colin heisse (nach
Schönherr, dem „Colinforscher“). In Mecheln aber,
wo der Mann herkommt, schreibt man ihn nach
Neefs (histoire ... de la sculpture äMalines) Colyns,
Colins, Colyn oder Colin; meist Colins. — U. s. w.
Solche Erwägung lässt erkennen, wie viel dem
Verfasser zu wirklicher Objektivität fehlt, und wie
wenig er eigentlich geeignet ist, sine ira et Studio
das „abschliessende“ Urteil zu liefern, besonders,
wenn man Aeusserungen beachtet, wie dass er
endlich jetzt „Gelegenheit finde, mit Herrn Max
Bach eine alte Rechnung zu begleichen“, — und
zwar eine aus dem Jahre 1884! Oder dass er, da
er mir vorwirft, ihn in einer Sache zitiert zu
haben, die ihm nicht recht passt, hinzufügt: „Sonst
hat er mich nicht zitiert!“
Lieber Gott! Sind wir nicht dazu da, zu
nützen und zu forschen im Interesse der Sache!
Der Name schwindet, aber die Leistung bleibt, das
 
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