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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Siebentes Heft (Juli 1905)
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Pazaurek, Gustav Edmund: [Rezension von: Ferdinand Laban, Heinrich Friedrich Füger, der Porträtminiaturist]
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Sachs, Curt: [Rezension von: Daniel Burckhardt, Der Klassizismus in Basel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0164

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156

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Juli-Heft.

schon bewährt, wo noch einige, bisher unbekannte
Füger-Miniaturen, darunter' namentlich die beiden
interessanten, von Graf F. Bellegarde-Wien, dem
Werke hinzugefügt werden konnten.
Den Inhalt des Labanschen Buches hier
wiederzugeben, erscheint uns nicht erforderlich.
Es genügt die Bemerkung, dass der ganze Stoff
sehr gut gegliedert ist und zu zwei Hauptab-
teilungen geführt hat; in der ersten wird die
rektifizierte Biographie — nebst einigen inter-
essanten Briefen —, sowie die Stellung, die Füger
in der Kunstgeschichte von nun an einzunehmen
hat, festgelegt; in der zweiten Abteilung folgt das
kritische Verzeichnis seiner Miniaturen (nicht nur
der „Porträtminiaturen“)- Aber einen Hauptvorzug
dürfen wir nicht mit Stillschweigen übergehen:
die überreiche illustrative Ausstattung. In 36
Textbildern und auf 13 Farben- und Lichtdruck-
tafeln sind in tadellosen Reproduktionen fast alle
wichtigeren Miniaturen Fügers, von denen der
Text handelt, vereinigt; somit ist ein Material ge-
boten, wie wir es uns nicht schöner denken können.
Die Abbildungen sind so vorzüglich, dass wir
ihnen sogar die Technik der Pinselführung und
Farbenbehandlung ganz deutlich entnehmen können.
— Also alles in allem: Ein in jeder Beziehung
empfehlenswertes Werk.
Gustav E. Pazaurek
Schweizerische Kunst.
Daniel Burckhardt, Der Klassizismus in
Basel. Beilage zum LVII. Jahres-Bericht
der Oeffentliehen Kunstsammlung in Basel.
Basel 1905. 19 S.
Nach anderthalb Jahrzehnten eines reichen,
internationalen Kunstlebens trat mit dem Beginn
der 1770 er Jahre in Basel ein plötzlicher Stillstand
ein. Die Reaktion bildete die Tätigkeit der Sitten-
prediger, die wie Isaak Iselin („Palaemon oder
von der Ueppigkeit“) der Kunst als Luxusartikel
den Krieg erklärten. Der Utilitarismus der neuen
Zeit tritt am grellsten zu Tage, wenn Jakob
Sarasin in einem Aufsatz über die Beschränkung
des Aufwandes ausruft: „Habe Millionen verbauen
sehen und keines einzigen Handwerkers Fortun
dabei erlebt.“ Die Kunst, gegen die man Front
machte, bewegte sich in den Formen des aus-
klingen den Barockstiles, der in Basel später als
anderswo, aber überaus glänzend, besonders in der
Innendekoration, auftrat. Der Stil Louis XV. trug
den Keim der Opposition in sich selbst, in seinem
anspruchsvollen Auftreten, in seiner tektonischen

Sorglosigkeit. War einmal Ueb er Sättigung einge-
treten, so konnte über die Art der neuen Formen-
sprache, die man sich zu erringen hatte, kaum ein
Zweifel obwalten. Die neue Gesinnung, deren be-
geistertster Vertreter Joh.Joach. Winckelmann war,
zog unwiderstehlich zu den Ausdruckformen des
klassischen Altertums hin, des Ausgangspunktes
der modernen Kunst, auf den sie sich besinnen
musste, um ihre gefährdete Gesundheit zu retten.
In Wahrheit hat nicht Winckelmann der Kunst
diese Richtung gegeben; vielmehr hatte Frankreich
niemals aufgehört, aus der Antike, wenn auch aus
zweiter oder dritter Hand, zu schöpfen. Das er-
klärt, dass die antikisierende Kunst nicht als etwas
fremdes auf Widerstand stiess, zumal sie, aus
Frankreich importiert, nicht ganz dei’ Anmut des
Rokoko entbehrte. Basel trottete zunächst ein
wenig nach und blieb bei dem prunkvollen Barock.
Den Wendepunkt führte erst Christian von Mechel
herbei, der, 1737 zu Basel geboren, sich in Paris
unter Joh. Georg Wille und in Rom in der Nähe
Winckelmanns bildete. Winckelmanns Einfluss
war bestimmend für seine Kunstanschauung. Seine
Kunstgeschichte bestand aus der Antike und den
Namen Oeser und Mengs. 1767 baut Mechel in
seiner Vaterstadt das Haus St. Johann vor stadt 15/17
in klassizistischem Geschmack um. Von diesem
Haus geht die neue Richtung in Basel aus.
Indessen liegt wohl Mechels Hauptbedeutung nicht
in seiner künstlerischen, sondern in seiner agita-
torischen Tätigkeit. Basel freilich folgte nur
langsam seinem Zuge. Eine Belebung erfuhr das
Interesse erst, als sich beim projektierten Bau des
Brsus-Münsters zu Solothurn das Publikum in eine
Barockpartei mit dem Rat und eine Klassizismus-
partei mit Isaak Iselin spaltete und endlich die
antikisierenden Pläne des italienisch-niederländi-
schen Architekten Gaetano Matteo Pisoni den Sieg
davon trugen. Mechel nährte das Feuer durch Aus-
stellungen von Werken des neuen Geschmackes und
konnte mit der Zeit Aufträge seiner Mitbürger
vermitteln. Dabei verstand er es ausgezeichnet,
auf die Eigenart des Bestellers einzugehen und
manche Konzession am rechten Platz zu machen.
Die neue Skulptur bürgerte sich zuerst in Basel
ein; die alten Familien besassen noch die antiken
Augster-Funde des 16. und 17. Jahrhunderts und
hatten ihr Auge an deren Formensprache gewöhnt.
Das Grabdenkmal besonders, das zu den lustigen
Formen des Rokoko niemals in rechte Beziehungen
gekommen war, bedurfte der neuen ernsten For-
mensprache, und die Vorliebe der Basler für das
Grabmonument leistete auf diese Weise dem Ein-
dringen des klassischen Stils den besten Vorschub.
Der zweite grosse Förderer des Klassizismus
 
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