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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Siebentes Heft (Juli 1905)
DOI Artikel:
Sachs, Curt: [Rezension von: Daniel Burckhardt, Der Klassizismus in Basel]
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Wulff, Oskar: [Rezension von: Wilhelm Suida, Florentinische Maler um die Mitte des XIV. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0165

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Juli-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

157

ging unmittelbar aus dem Kreise des Christian von
Mechel hervor, der Architekt Johann Ulrich
Büchel, der, 1753 geboren, wahrscheinlich in Paris
gebildet wurde und sich als Aquarellist, besonders
aber auch als Kupferstecher auszeichnete. In
seinen Blättern tritt uns eine raffinierte Theatralik
entgegen. Er betätigte sich denn auch viel auf
dem Gebiete der Dekorationsmalerei. Sein Haupt-
werk ist der „Kirschgarten“, Joh. Bud. Burck-
hardts Haus, des trefflichen Förderers der neuen
Kunst.
Neben Architektur und Plastik musste die
Malerei in den Hintergrund treten, vor allem, weil
der ^Zeitgeschmack energisch gegen die Farben-
freudigkeit des Barock reagierte. Nichsdesto-
weniger fasste man den Entschluss, einen Basler
Maler zur Ausbildung zu A. R. Mengs nach Born
zu senden. 1790 kehrte Peter Birmanin mit Joh.
Aug. Nahl nach Basel zurück und beide schufen
im Sinne ‘des Klassizismus, wenigstens im Sinne
der „edlen Einfalt“, wenn auch nicht in dem der
„stillen Grösse“. Trockenheit verbindet sich mit
Süsslichkeit. Die Antike ist nur eine äusserliche
Maske. Der eigentliche Kern der Nahlsdien und
Birmannschen Kunst ist französisch, wie auch die
neue Architektur letzten Endes französich war.
Von einem wirklichen Klassizismus kann erst im
19. Jahrhundert beim Empire-Stil die Bede sein.
Curt Sachs
Italienische Kunst.
Wilhelm Suida, Florentinische Maler um
die Mitte des XIV. Jahrhunderts. Zur Kunst-
Geschichte des Auslandes. Heft XXXII.
Strassburg. J. H. Ed. Heitz. 50 S. mit 34
Tafeln. Preis 8 M.
Die Aufteilung des überreichen Denkmälerbe-
standes der Trecentomalerei unter die bekannten
oder anonymen Künstlerpersönlichkeiten hat in
den letzten Jahren wesentliche Fortschritte ge-
macht, und der Verfasser war daran mit gutem
Erfolge beteiligt. Sein neuester Beitrag fasst
weiter ausgreifend einen ganzen Kreis von Meistern
der zweiten und dritten Generation zusammen, der
sich um die Brüder Andrea und Nardo Orcagna
und um Giovanni da Milano gruppiert. Sind auch
die Grenzen glücklich gezogen, so fordern Einzel-
heiten und noch mehr die Gesamtabschätzung
diesmal doch zu baldiger Erörterung heraus, bei
der einige Abstriche unvermeidlich werden.
In der Charakteristik Andreas (in Florenz
1344—1368 beurkundet) geht S. vom Altar der

Strozzikapelle aus, an dem er treffend die sichere,
etwas nüchterne Bildung der Gestalten hervorhebt.
Den Tabernakelreliefs in Or. S. Michele wird er
nicht ganz gerecht. In der geistigen Durch-
dringung des Gegenstandes stehen sie gewiss hinter
Andrea Pisanos Schöpfungen zurück, aber unver-
kennbar bezeichnen sie einen weiteren Schritt in
der Entwicklung der malerischen Reliefauffassung
in Baumgestaltung und Lichtwirkung. Die Zu-
weisung des Entwurfs einer Domkanzel für Orvieto
(daselbst und in Berlin) an Orcagna ist durch
mehrere verwandte Bewegungsmotive und Züge
der Komposition kaum ausreichend begründet, wo
das Architektonische und die Figurenhäufung so
stark an Sienesisches gemahmen. Wenn S. ferner
als eignes malerisches Werk Andreas den Bern-
hardaltar der Akademie zu erweisen sucht, so ist
seinen zahlreichen, aber nicht gerade zwingenden
Hinweisen vor allem die vom scharfzügigen Ge-
wandstil des Strozzi- (u. Matthäus)altars wesentlich
abweichende weichere Faltenbildung entgegenzu-
halten. In dieser verrät sich wohl vielmehr ein
zwischen Giovanni da Milano und der Orcagna-
schule stehender jüngerer Meister. Zum mindesten
aber erlaubt der durchgebildete Figuren typus
nicht, hier ehr Frühwerk Orcagnas zu erkennen,
durch das sich dieser an Daddi anknüpfen liesse.
Ungleich wahrscheinlicher bleibt es überhaupt,
dass der Einfluss des jüngeren Meisters die spä-
teste Stilphase des letzteren in Or. S. Michele zum
Teil bedingt. Beharrt doch eine wirkliche Jugend-
arbeit Andreas, wie die von S. wohl mit Recht
dafür angesprochene Somzeesche Madonna, noch
viel strenger im Schema der reinen Flächenkom-
position (bezw. -dekoration). Es handelt sich hier
eben nur um ein neu aufgebrachtes primitiveres
Kompositionsschema (s. u.) —, und gerade so bei
NardosFresken des jüngsten Gerichts und Paradieses.
Man wird S. durchaus zustimmen müssen, wenn
er die Wandgemälde der Strozzikapelle überein-
stimmend mit Ghibertis Zeugnis sehr entschieden
dem älteren Bruder A. Orcagnas zuspricht. Er
hebt mit feiner Nachempfindung ihres Gegen-
ständlichen und Stimmungsgehalts zugleich ihre
besonderen Stileigentümlichkeiten hervor, — den
Reichtum an Typen und individuellen Bewegungen
und eine „leichte und graziöse Gewandbehandlung“,
angesichts der Hölle aber „eine einzigartige Natur-
beobachtung“ und „Kenntnis des menschlichen
Körpers und seiner Stellungen“. Dennoch sieht S.
auch hier nur ein mosaikartiges Nebeneinander
und spricht bei einem Meister, der seine Gruppen
so plastisch aufzustellen weiss — und das gilt auch
von den vorderen (bezw. unteren) Reihen der
anderen beiden Fresken —, von „Flächenfüllung“
 
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