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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

DOI Heft:
Elftes/Zwölftes Heft (November/Dezember 1905)
DOI Artikel:
Hampe, Theodor: [Rezension von: Alfred Peltzer, Antoni der Meister vom Ottheinrichsbau zu Heidelberg]
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Halm, Philipp Maria: [Rezension von: Richard Hoffmann, Der Altarbau im Erzbistum München und Freising in seiner stilistischen Entwicklung vom Ende des 15. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0256

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248

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Nov./Dez.-Heft.

Vestnertor („pastey vor der vesten“) betraut, auch
zu anderen Fortifikationsarbeiten oder gutachtlicher
Aeusserung über schon bestehende Festungswerke
— mit „Lichtnau“ ist übrigens kein einzelner
Festungsteil (vgl. S. 7), sondern die seit 1406 nürn-
bergische Festung 8 km östlich von Ansbach ge-
meint — herangezogen worden sei. Durch seine
Kenntnis und seine Geschicklichkeit erwarb er sich
nicht nur die hohe Anerkennung des Rates, sondern
auch weitreichenden Ruhm, sodass z. B. im Mai 1539
der Rat der Stadt Danzig bat, ihm von der neuen
Bastei ,,visir“, d. h. Pläne zukommen zu lassen.
Allein erst 1545 ward dieselbe fertig. Zum Jahre
1555 hören wir dann noch einmal von dem Meister
Antoni, der diesmal als „von Augsburg“ bezeichnet
wird, dass er auf einer Reise in Welschland be-
raubt worden ist und die Nürnberger um Unter-
stützung angeht. Der Rat lässt ihm ein Pferd
sowie ,,15 oder 16 Taler“ zuwenden; von einer er-
neuten Anstellung verlautet indessen nichts.
Ein halbes Jahr später bestieg Ottheinrich den
kurpfälzischen Thron zu Heidelberg und begann
den Bau des Schlosses. Er hatte, schon während
er als Regent in Neuburg an der Donau residierte,
mannigfache Beziehungen zu Nürnberger Künstlern
und Kunsthandwerkern, namentlich zu dem Stein-
metz Paulus Beheim unterhalten. Dieser, meint
Peltzer, könne den Kurfürsten sehr wohl auf den
Meister Antoni aufmerksam gemacht, seines Bastei-
baues in rühmenden Worten gedacht haben. Durch
die Identität unseres Meisters mit jenem ,, Anthonj
Bildthawer“ würde sich weiterhin leicht sowohl
der italienische Charakter der Konzeption, als auch
die Übertragung Flötnerscher Motive, ja Flötner-
sehen Geistes auf den Heidelberger Schlossbau er-
klären lassen und ebenso die Berufung einiger unter-
geordneter Nürnberger Handwerker, des Schreiners
Abraham Weisskopf, des Steinmetzen Hans Fuchs,
nach Heidelberg eigentlich erst verständlich werden.
Hätte doch der welsche Meister sieben Jahre lang
mit Peter Flötner zusammen in der gleichen Stadt
gewirkt, seinen Einfluss erfahren und in derselben
Zeit ohne Zweifel die Trefflichkeit auch der ge-
ringeren Nürnberger Kunsthandwerker schätzen
gelernt. Möglich, dass er auch mit dem Meister
Antonio di Teodoro, der 1553 am Bau des Piasten-
schlosses zu Brieg tätig ist, zu identifizieren sei.
Wenn nun auch zugegeben werden muss, dass
der Verfasser die einschlägigen urkundlichen Nach-
richten mit Sorgfalt gesammelt und, was sie bieten,
geschickt zu einem einheitlichen Bilde gestaltet
hat, so wird man die aufgestellte Ansicht doch
noch keineswegs als bewiesen betrachten können,
sondern ihr höchstens die Qualität einer ansprechen-
den Hypothese zuerkennen dürfen. Vor allem:

wer sagt uns, ob der italienische Meister Antoni,
der lediglich bald als Baumeister, bald als Stein-
metz bezeichnet wird, auch zugleich Bildhauer ge-
wesen sei, als der uns der Heidelberger Antoni
vor allem begegnet? Aus der Vielseitigkeit der
italienischen Renaissancekünstler im allgemeinen
und daraus, dass Signor Antoni während seines
Aufenthalts in Nürnberg einmal vier Goldschmieds-
gesellen in seiner Behausung beschäftigen darf,
die ihm für seinen Architektenberuf „ührlein, com-
pass und instrument“, sowie einen Becher fertigen,
kann auf eine Begabung und Betätigung als
Plastiker, wie sie die spätere Bezeichnung als Bild-
hauer rechtfertigen würde, doch nicht ohne weiteres
geschlossen werden. Und ebenso liessen sich
manche der Nachrichten, die Peltzer zu Eides-
helferdiensten heranzieht, wohl auch anders erklären,
als es der Verfasser zu Gunsten seiner Hypothese
getan hat. Warum z. B. muss Kurfürst Ottheinrich
bei der Berufung der Nürnberger Handwerksmeister
— Abraham Weisskopf war übrigens schon 1554
als „ein künstlicher gesell berümbt“, vgl. Ratsver-
lässe I, 3493 — gerade dem Rate Antonis gefolgt
sein? Läge es nicht fast näher, anzunehmen, dass
sie ihm von Paulus Beheim, auf dessen Urteil in
Kunstsachen der Kurfürst viel gegeben zu haben
scheint, empfohlen wurden?
Kurzum, dem Gewölbebau der Beweisführung
fehlt noch mehr als nur der Schlussstein, der Meister
des Ottheinrichsbaus ist auch durch Peltzers Unter-
suchung noch nicht sicher ermittelt. Aber seine
kleine Arbeit hat ohne Zweifel das Verdienst, den
Meister „Anthoni Bildthawer“ wieder, wie ihm ge-
bührt, in den Vordergrund des Interesses gerückt
und die Forschung wiederum nachdrücklich auf
den Weg gewiesen zu haben, der überhaupt allein
zu einem völlig sicheren Ergebnis führen kann,
auf den Weg des Studiums unserer so überaus
reichen und zu Zwecken der Kunstgeschichte noch
so wenig ausgebeuteten archivalischen Bestände.
Theodor Hampe
Richard Hoffmann. Der Altarbau im Erz-
bistum München und Freising in seiner stilistischen
Entwicklung vom Ende des 15. bis zum Anfang
des 19. Jahrhunderts. München 1965. J. Lin-
dauersche Buchhandlung (Schöpping) 8°,
326 S., 59 Abb. 4 M.
Das stattliche, 20 Druckbogen starkeWerk bildet
den 9. Band der für die Kunstgeschichte Altbayerns
höchst wertvollen „Beiträge zur Geschichte, Topo-
graphie und Statistik des Erzbistums München und
Freising" von Deutinger, nunmehr herausgegeben
von Dr. Fr. A. Specht. Hoffmann, der uns schon in
 
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