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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Erstes Heft (Januar 1906)
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Lichtenberg, Reinhold von: [Rezension von: Beda Kleinschmidt, O. F. M. Das Rationale in der Abendländischen Kirche - Beda Kleinschmidt, O. F. M. Das Rationale im Domschatz zu Regensburg]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0020

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12

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

J anuar-Heft.

Beda Kleinschmidt, O. F. M. Das Rationale
in der Abendländischen Kirche. Mit 11 Ab-
bildungen. Separat -Ab druck aus dem Ar-
chiv für christliche Kunst.“ Stuttgart 1904.
25 Seiten und 3 Tafeln.
Beda Kleinschmidt, O. F. M. Das Rationale
im Domschatz zu Regensburg. Separat-Ab-
druck aus dem „Kirchenschmuck.“ 1904
No. 3. Graz 1904. 12 Seiten und 2 Tafeln.
Zwei kleine Schriften, die gewiss jedem, der
sich mit kirchlicher Kunst, Geschichte und Ikono-
graphie beschäftigt, manches Brauchbare und "Will-
kommene bieten werden. Die erstgenannte Arbeit
behandelt das Rationale im Allgemeinen, und gibt
in kurzem eine Erklärung der Herkunft und des
Gebrauches dieses merkwürdigen Kleidungsstückes,
sowie eine Heb ersieht über die künstlerischen Monu-
mente, auf denen es erscheint; was umso dankens-
werter ist, da gerade über das Rationale mehrere
Streitfragen bestehen, über die es zwar eine ziem-
lich umfangreiche, aber fast nur Theologen zu-
gängliche Literatur giebt. In diesem Schriftchen
nun findet der Forscher auf dem Gebiete der kirch-
lichen Kunst alles Wichtige und Wissenswerte
vereinigt und die gesamte einschlägige Literatur
in den Anmerkungen angegeben. Besonders die
Ikonographie wird manche Belehrung aus der Arbeit
ziehen können; denn da das Rationale, ein Bestand-
teil des bischöflichen Ornates, niemals bei allen
Bischöfen in Gebrauch war, sondern einzelnen
Bischöfen persönlich oder auch Kirchen von den
Päpsten verliehen wurde, heute nur noch in vier
Bisthümern, nämlich in Paderborn, Eichstädt, Toul-
Nancy und Krakau, in Gebrauch ist, und da es
ferner an verschiedenen Orten und zu verschiedenen
Zeiten auch sehr verschiedene Gestaltung erfuhr,
wird jeder, der bischöfliche Bildnisse nach Zeit,
Ort und Persönlichkeit zu bestimmen hat, aus dieser
gedrängten und dennoch erschöpfenden Uebersicht

sich leicht Rates erholen und dankenswerte Auf-
schlüsse finden können.
Die zweite Schrift beschäftigt sich nur mit
einem einzigen, wohl noch erhaltenen, aber nicht
mehr gebrauchten Denkmale dieser Gattung, dem
Rationale im Domschatze zu Regensburg, von dem
es ausserdem noch eine Kopie im National-Museum
zu München gibt. Zuerst werden nach den Monu-
menten, als Siegeln, Glasgemälden und Grabdenk-
mülern, die verschiedenen Wandlungen der Form
kurz geschildert, die dieses liturgische Gewandstück
auch in Regensburg von vor 1126 bis etwa 1579
durchgemacht hat; dann folgt eine Beschreibung
und Erklärung des reichen bildlichen Schmuckes,
der dem erhaltenen Rationale eingewirkt ist. Es
wird nachgewiesen, dass den Bildern der Vorder-
seite eine Stelle des Hohenliedes Salomonis zu
Grunde gelegt ist, während die Darstellungen der
Rückseite auf der Apokalypse beruhen, und das
Ganze wird gedacht als „einheitliche Vorstellung
von dem Verhältnis der gläubigen Seele zu dem
göttlichen Seelenbräutigam Christus unter dem
Gesetz der Strenge, unter dem Gesetze der Liebe
und in der ewigen Vereinigung im Himmel.“ Ein
religös, mystischer Gedankengang der zur Ent-
stehungszeit dieses Rationale — es wird aus
stilistischen Gründen in den Anfang des 13. Jahr-
hunderts gesetzt, — gewiss gut passt.
Derartige Untersuchungen und Publikationen
sind besonders darum freudig zu begrüssen, weil in
Kirchenschätzen sicher noch manches wertvolle
alte Stück verborgen liegt, das so der allgemein
kunstgeschichtlichen, besonders aber der typo-
logischen Forschung nutzbar gemacht wird, und
dessen Erklärung von berufener, theologischer Seite
auch auf die den Kunstwerken zu Grunde liegenden
Gedanken und religiösen oder liturgischen An-
schauungen willkommenes Licht wirft.
Reinhold Freiherr v. Lichtenberg


Deutsche Kunst.
Aufsätze:
Kunst und Künstler III. Ein Alphabet von Max
Liebermann (E. Heilbut). — Niederdeutsche
Künstler (E. Heilbut).
Die Rheinlande 12. Ringel-Illzach. Ein elsässischer
Bildner (Th. Knorr).

Zeitschrift für christliche Kunst 9. Bilderhandschrift
der Biblia Pauperum mit 48 Bildtafeln auf 24
Pergamentblättern. XV. Jahrh. (A. Schmitgen).
Die christliche Kunst I. Aus dem Karlsruher Kunst-
verein (B. Irw). — Kunstverein München. —
Defregger-Ausstellung in München — Kunst-
leben in Köln (H. Reiners).
— 2. Ein Pfarrkirchenbau von Dominions Zimmer-
mann (A. Schröder).
 
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