Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

DOI issue:
Viertes Heft (April 1906)
DOI article:
Popp, Hermann: [Rezension von: K. Münzer, Die Kunst des Künstlers. Prolegomena zu einer praktischen Ästhetik]
DOI article:
Popp, Hermann: [Rezension von: Ernst Berger (Maler), Böcklins Technik. Sammlung maltechnischer Schriften]
DOI article:
Habich, Georg: [Rezension von: Rudolf Bosselt, Ueber die Kunst der Medaille]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0082

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

74

April-Heft.

Lösung der eigenen Probleme, sondern um die der
Kunst zu tun ist, sollten alle Künstler schreiben.
' Sie leisten der Menschheit unschätzbare Dienste
damit. Wenn auch die Künstler im allgemeinen
Feinde jeglichen Theoretisierens sind, so sollten
«ie doch nicht vergessen, dass es stets die Besten
waren, die ihren Gedanken über Kunst Ausdruck
verliehen haben, dass es ein Zeit gab in der die
Theorie und das Nachdenken über die Kunst als
ebenso bedeutungsvoll galt wie die Praxis. Schon
Lodovico Doce schrieb einst: „Die da lachen, wenn
sie von theoretischen Schriften über Malerei hören,
die haben vom Maler nur den Namen.“ Und
Sandrart sagt sogar: „Zur Vollkommenheit in der
Kunst wird erfordert, dass der Künstler davon
reden könne.“ Allerdings muss gesagt werden,
dass Verf. mit seiner Forderung „nur der Künstler
sollte von Kunst sprechen“, zu weit geht, denn
wenn es auch gewiss ist, dass man von Künstlern
die feinsten und lehrreichsten Urteile über Kunst-
werke hören kann, sobald diese ihrer eigenen künst-
lerischen Persönlichkeit entsprechen, so gewiss ist
auch, dass das Stupideste und Unsinnigste eben-
falls von Künstlern gesagt wurde, sobald es sich
um Kunstwerke handelt, die ihrer Eigenart fremd
sind. Verf. hat ferner äusser Berücksichtigung
gelassen, dass es zu allen Zeiten feinsinnige und
kunstfreudige Laien gab, deren Verständnis und
Empfinden sie befähigte und berechtigte, in Sachen
der Kunst mitzureden. Uebrigens hat Verf. in
seinem Buche mehr wie einmal die Aesthetiker zur
Bekräftigung seiner eigenen Anschauungen heran-
gezogen. Hermann Popp
Hilfswissenschaften.
Ernst Berger (Maler), Böcklins Technik.
Sammlung maltechnischer Schriften. 1.
Band. München 1906, G. D. W. Callwey. IX.
174 S. Mk. 3,-.
In einer Zeit, in der die Maltechnik und das
Interesse für den handwerklichen Teil der Malerei
immer grösserei' Verwahrlosung anheimzufallen
droht, ist es von doppeltem Werte, zu erfahren,
wie einer der grössten deutschen Maler sich zu
den einschlägigen Fragen und Problemen stellte.
Zwar sind die Erkenntnisse des vorliegenden Buches
in verschiedenen Werken (Schick, Floerke, Frey,
Lasius) enthalten, aber umso dankbarer muss man
sein, wenn einer sich die Mühe nimmt und das
verstreute Material sammelt, systematisch zu-
sammenfügt und durch reiche persönliche Er-
fahrungen erweitert. Dadurch wird der praktische

Gebrauch erleichtert und dann ist grössere Ge-
währ geboten, dass gerade diejenigen das Buch
zur Hand nehmen, an die es sich in erster Linie
richtet — die Maler. Diese mögen daraus erkennen,
wie der Grössten einer sich nicht damit begnügte,
ein Genie zu sein, sondern Zeit seines Lebens un-
aufhörlich bestrebt war, sein Handwerk zu ver-
vollkommnen und dadurch aufs nachdrücklichste
die unauflösliche Zusammengehörigkeit des geistigen
und technischen Teiles der Kunst dokumentierte.
Aber auch dem Kunstforscher, namentlich dem
der Nachwelt, ist damit eine ungemein wichtige
Quelle erschlossen. Eine Quelle, deren Bedeutung
uns mit besonderer Deutlichkeit zum Bewusstsein
kommt, wenn wir bedenken, dass es gerade der
Mangel an derartigen Aufzeichnungen ist, der uns
heute die Technik der alten Meister als ein Rätsel
erscheinen lässt, um dessen Lösung wir uns ver-
geblich mühen.
Auf Böcklins technische Eigenheiten einzu-
gehen, ist hier nicht der Platz. Es hiesse den
mühevollen Weg, die unzähligen Versuche und
Experimente zurückverfolgen, die Böcklin während
seiner Künstlerlaufbahn, unverdrossen und unbe-
kümmert ob mancher Misserfolge, vornahm, in der
klaren Erkenntnis, dass die heute allgemein ge-
bräuchliche Oelfarbe kein künstlerisches Ausdrucks-
mittel ist und dass die Alten mit anderen Materi-
alien malten als wir. Die mikro-chemische Unter-
suchung der bedeutendsten italienischen, nieder-
ländischen und deutschen Gemälde des XVI Jahr-
hunderts hat ihm Recht gegeben. Aber hat
Böcklin nun auch den Ersatz gefunden, nach dem
er strebte? Sicherlich entsprach sein Material so
weit als möglich seinen künstlerischen Absichten
und gestattete ihm, der „innwendig voller Figur"
war, eine unmittelbare Verkörperung seiner male-
rischen Ideen — aber schon hört man, wie ernste
Besorgnisse (Werkstatt der Kunst. III. Jhrg. p. 455)
über den Zustand seiner Bilder in der Münchener
Schack-Gallerie laut werden.
Hermann Popp
<31
Verschiedenes.
Rudolf Bosselt, Ueber die Kunst der Medaille.
Verl, von J. Köstler. Darmstadt 1905. Mit
18 Abb. nach ausgeführten Arbeiten des
Verfassers- 8°. 39 S.
Bosselt ist Medailleur vom Fach. Die kleine
Broschüre, die er ausgeben lässt, soll das schlafende
Interesse für die Kunst der Medaille wecken.
Man fragt sich, ob das nicht besser durch Taten
 
Annotationen