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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Achtes/Neuntes Heft (August/September 1906)
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: David Koch, Peter Cornelius ein deutscher Maler - Christian Eckert, Peter Cornelius]Ernst Jaffé
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Friedländer, Max J.: [Rezension von: Handzeichnungen alter Meister der vlämischen Schule - XV., XVI. und XVII. Jahrhundert]
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Gensel, Otto Walther: [Rezension von: G. H. Marius, Die holländische Malerei im neunzehnten Jahrhundert]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0160

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152

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Aug./Sept.-Heft.

vorliegenden, kurz hintereinander herausgekom-
menen Publikationen dafür zu sprechen.
Man kennt David Kochs frische und warm-
herzige Art, und man wird sie in seinem Cornelius-
Buch wiederfinden. Cornelius ist für ihn ein Held,
an dem er sich begeistert und von dem er in be-
geistertem Tone der deutschen Jugend kündet.
Heroen haben keine Fehler, und so ist in dem Buch
auch von Kritik nur wenig die Bede. In ge-
schickter Weise wird der Lebensgang des Cornelius
geschildert, seine Werke werden aufgezählt und
umschrieben. Auf die interessanten Probleme, die
sich aus der eigentümlichen Technik des Künstlers
ergeben, wird nur sehr kurz eingegangen.
Eckerts Buch ist in der Darstellung trockner,
aber dafür auch knapper und häufig treffender.
Er geht auch mehr auf das Formale ein.
Die Ausstattung ist bei dem ersteren Buch
besser, als bei dem des Velhagen und Klasingschen
V erlages.
Beide Bücher stützen sich auf die bekannte
reiche Literatur über Cornelius, und so ist eine ge-
wisse Gleichartigkeit in der Anordnung des Stoffes
weiter nicht verwunderlich. Aber wenn sie auch
nur wenig neues bringen, so sind sie doch als
kurze Darstellungen einer ebenso interessanten wie
für die Entwicklung der neueren deutschen Kunst
wichtigen Persönlichkeit zu begrüssen.
Ernst Jaffe
Niederländische Kunst.
Handzeichnungen alter Meister der vlämi-
schen Schule - XV., XVI. und XVII. Jahr-
hundert — Serie I. Lieferung 3. Druck und
Verlag H. Kleinmann & Co., London —
Haarlem.
Von Zeichnungen des 15. Jahrhundert enthält
diese Lieferung nur das berühmte, bereits mehrfach
publizierte Blatt von Jan van Eyck, die Vor-
zeichnung in Silberstift zu dem Wiener Porträt
des Kardinals della Croce aus dem Dresdener
Kupferstichkabinet. Gegenüber neuerdings ge-
äusserteu Zweifeln halte ich diese Zeichnung für-
echt und für die am besten gesicherte, die wir von
Jan van Eyck überhaupt besitzen. Sonst bringt
die Mappe eine Studie von Rubens und 6 Blätter-
unter dem Namen van Dycks. Die Rötelzeich-
nung von Rubens mit Entwürfen von Herkules-
Taten ■— aus dem British Museum — ist flüchtig,
nicht sehr bedeutend, aber echt. Die Zeichenmanier
v. Dycks wird in verschiedenartigen Aeusserungen
vorgeführt. Drei vortreffliche, sorgfältig in Kreide

durchgebildete Porträts — für die Ikonographie —
2 aus Amsterdam, 1 aus dem British Museum —
stehen über jedem Zweifel. Eine Serie von
6 Charakterköpfen in Federzeichnung, aus der
früheren Zeit des Meisters, mit übertrieben euer
gischen Accenten — aus dem Boymans-Museum
zu Rotterdam — ist nicht weniger sicher. Wahr-
scheinlich echt schliesslich die Grablegung Christi
aus Bonnats Sammlung und ein grosser Frauen-
kopf (?) aus dem Rijksmuseum zu Amsterdam.
lieber das Unsystematische der ganzen Publi-
kation habe ich schon früher geklagt. In dieser
Lieferung sind wenigstens auf jedem Blatte die
Masse des Originals notiert.
Max J. Friedländer
G. H. Marius. Die holländische Malerei im
neunzehnten Jahrhundert. Deutsch von
H. Rossmann-Kliver. Berlin in Kommission
bei S. Fischer, Verlag. 1906. Mk. 13, — .
Man geht mit ein wenig Misstrauen an dieses
Buch heran, das uns auf nicht weniger als 486
Seiten die moderne Malerei Hollands vorführt, und
man muss sich in der Tat auch erst etwas hin-
einlesen, ehe man warm wird. Die Malerei der
Pieneman und Kruseman ist allerdings für unser
Empfinden kein dankbares Thema. Aber dann wird
man umso angenehmer enttäuscht. Die Verfasserin
weiss vortrefflich zu charakterisieren, ihre Zitate
klug auszuwählen und uns durch Wiedergabe von
intimen Aeusserungen und Briefstellen der Künstler
diese auch menschlich nahe zu bringen. Ihre
Liebe gilt vor allem der Haager Schule um 1870,
und dies macht sich so stark geltend, dass die
früheren Maler eigentlich nur als deren Vorläufer
und Lehrmeister, die letzten Kapitel aber als eine
Art Anhängsel erscheinen. Als die Hauptmeister
der Schule treten Bosboom, der letzte der alten
und der erste der modernen Holländer, Jozef
Israels, die drei Brüder Maris — der farbenfrohe
Jacob, der Maler des Sonnenlichtes Willem und
der träumerische, halb zum Engländer gewordene
Matthys, den man bei uns am wenigsten kennt —,
endlich der liebenswürdige Tiermaler Mauve her-
vor. Sehr fein wird auch der ihnen nahestehende
Halbpariser Jongkind charakterisiert, in dem wir
jetzt den ersten grossen Impressionisten verehren.
Wie eine Renaissance der alten holländischen
Malerei nimmt sich diese Schule aus, weil ähn-
liche Temperamente aus demselben Lande, in der-
selben Luft und demselben Lichte ihre Motive
entnommen haben. Am höchsten lernt man sie
im Mesdag-Museum schätzen, wo sie neben den
Barbizonern hängen und sich neben ihnen halten.
Zuweilen erscheint uns die Begeisterung der Ver-
 
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