Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Georg Gaissers Tagbücher. Anhang.

523

Urspringen. Älagistra oiroa iniiilnn Lopt. Oenipon-
tum abiit, moclio Xovoiullri äonnnn rockiit (1654).
Xmptonüausori. FlaviaOoronaäovanosikonsoü^vo^I
puolla simplsx. usciue aä viiiuin et tere all terminos f»tni-
t3tisi vicletur 3 pürentidus eirea enrain oäueationis neg-
loota. Lrliar6i blauZ tilia monasterio »stnte, nisi oeeurr»-
tur, obtrncletnr, non reeipienäa ob eert^s oausas: 1) czuia
matsr notoria kuit saga, publioo oombosta. 2) si boo ox-
prodraretur illi suo tempore (ut moniales linguae non
imperare possunt,) mille rixae, cbsoorcbao, invicliae et
siinult3tes orirentur. 3) Numerus eognatarum niinis ouge-
retur ollooczuo tliMäentiu ereseeret. Inna Ilaria Äla^sin
sola cbmissa Ltulingknn inense DIartio, reäiit bobäoinaäo
saneta. XuIIa cloinoops sola cbrnittatnr.

Zum 11. Nov. 1654 hat Gaisser einen Stammbaum der Gra-
fen von Fürstenberg-Heiligenberg beigeschrieben, der mit Egon XI.
beginnt nnd in aussteigender Linie bis auf seinen Urgroßvater zurück
geht und die väterliche und mütterliche Abkunft umfaßt. Die An-
ordnung ist etwas undeutlich, weshalb im Abdruck nachgeholsen
wurde.
Cenoalogia mociornorum oomitum k'urstenborgo-Lnnoti-
montonsium.
(Sohn) kgon (XI.) eom. c!o kiwstonborZ. (Gemahlin) Xnna
Ilaria 00m. ^olioronsis.
(Vater) kiaclolsiob cis kurst. (Gemahlin) klisabstb eom. äs
8ul^.
(Großvater) .loaebiin eom. äs kurst. (Gemahlin) Xnna eom.
cko wimmern.
(Urgroßvater) kriäsrio. eom. clo kurst. (Gemahlin) Inna eie
^VsräsnbsrZ.
(Mütterliche Abkunft. Gemahlin Egons XI.) Inna eom. ?lol-
iereusis. (Aeltern derselben) lob. Eeorg. äs Rollern, kran-
eisca eom. bbsni. (Großältern) kitsl kriä. clo Rollern. 2im-
ruoru. (Urgroßältern) Rollern. Laäsn. wimmern. kbstsin.

Anhang.
Diesen Tagbüchern füge ich eine Kapitelsrede bei, welche Gaisser
nach dem ersten Jahre seiner Abtswahl an seine Conventualen ge-
halten und auf 4 losen Blättern eng zusammengeschrieben hat.
Da sie den Charakter der damaligen Ansichten und Meinungen mit
rücksichtsloser Schärfe darstellt, so hat sie eben so gut ein geschicht-
liches Interesse wie die Tagbücher, und ist auch für deren Beur-
theilung nicht ohne Brauchbarkeit.
^.ä lratres. Ouae praoeepit tibi äeus, illa eoZiia ssmper.
Loel. 3, 22.
Es ist nurmehr ein Jahr, daß ich von einem ehrw.
Convent zuo einem ohnwürdigen Haupt und Vorsteher
eligirt, auch baldt darüber von dem oräinario confirmirt
und bestetiget worden und möchte wohl wünschen, das
ich disen Namen biß anhero nit vergebenlich getragen,
sonder mit Worten und Werckhen vleißig vertretten und
Danketsweiler im O.A. Ravensburg.

erfüllet hette; solches aber kan ich umb desto weniger
sagen, dieweilen ich weder auß mir selbsten, noch von
andern Leüthen diß fahr hero genuogsam erlchrnet habe,
wie sich ein Prälat in praxi gegen Jedcrman, sonder-
lich aber gegen seinen undergebnen oonventualidus ver-
balten soll. Wan dan ich mich bep den weltweisen
Menschen hierinnen Bescheids zuo verholen begehre, so
würt mir das Ampt eines Prälaten dermaßen under-
schiedlich desinirt und beschrieben, das mir onmöglich,
selbigen allen samentlich Satisfaction zuo thuon.
Erstlich sagt der Politicus: Ein Prälat soll sich in
Zeitlich- und weltlichen, auch geistlichen Dingen nach
den jetzigen Sitten der Menschen aceommodiren, sein
Profession und Religion höher nit achten, dan so vil
sie in nutzet. Befindt er, das seine eonvenluales ab
der Austeritet der Negul stutzen, klagen, wieder ihne
wiederspännig sein, so soll er dispensiren, moderiren,
tcmporisiren, und ehender etwas Ohngleichs laßen hin-
durch gehn, als den lavor seiner Conventualen verlieh-
ren. Bei den Weltmenschen soll er sich also verhalten,
das man erkennen könne, das er in alle Sattel recht sey
und eben so ein guoten oder beßern Weltmenschen ab-
geben hete, als ein Religiosum. Mit den llaeretieis
soll er so deich umbgehn, das er darvor gehalten wer-
de, er laße ihme ihr Thuen und Laßen nit gar miß-
fallen. Mit einem Wort, er solle sich einem Jedwede-
ren aceommodiren nach seinem Humor.
Ein anderer sagt, dem Prälaten gebür am vordcri-
sten und gleichsam allein darob zuo halten, damit die
Temporalitet wohl adwinistrirt werde; das Convent und
geistliche Wesen solle er dem Priori zuo verwalten under-
geben, er aber solle verschafen, damit den eonlratribus
Essen und Trincken auf den Tisch gestelt werde, damit
hab er genuog gethon. Es laße sich nit bede mit ern-
anderen versehen:
pluribus inwntus minor est all sinoula sensus.
Wiederumb werden andere gefunden, die sagen, ein
Prälat sein, ist nit ein geringes Ding. Darumb soll er
auch sein Auctoritet und Gravitet mit gebührender ma-
sesta wißen zuo erhalten, sowohl gegen seinen Mit-
bruedern als Weltmenschen. Er soll nit sein wie ein
anderer Gemeiner aus dem Convent, seine Kleyder sollen
etwas kostlichers, auch die Geberdeu etwas ansehcnlichers
sein; mit den Gastereyen und Mahlzeiten soll er etwas
kostfrep, in Schanckungen liboraiis sein, stattliche Pserdt
halten, wackhere und dapsere Diener und Aufwarter
halten, sich köstlich tractiren laßen, dan diß Alles bringe
der Nammen praelatus mit sich, das er pras reliljuis
oder elatus sein solle.
66"
 
Annotationen