— 44 —
habe ich ja in anderem Zusammenhänge schon ge-
redet. Sie kommt immer schlecht weg: die Ledige
sucht den einen Mann, die Verheiratete den ande-
ren usw. Perversitäten von Einzelfällen werden
stets wieder hervorgeholt. So wird der „Achanti-
neger“ der deutschen Frau nie vergessen: „Dein
Großvater hat noch Menschen gefressen; wie süß
du bist“. Das Witzblatt muß bis zu einem gewis-
sen Grade mit Sensationen arbeiten, um seinen
ernsten Tendenzen ein Publikum zu sichern, wo-
selbst es solche nicht zu verfechten gilt. Klassen,
die weder seiner Tendenz noch der Sensation ent-
gegenkommen, läßt es ganz aus. Daher ist es
wohl teilweise mit zu erklären, daß der gute Mit-
telstand als solcher nie herangezogen wird. Der
Kaufmann vielleicht einmal als der „Großkauf-
mann“, der für alles Detail Verachtung empfin-
det. Die Handwerker werden gar nicht beachtet.
Vielleicht einmal als Staffage verwendet, wie zum
Beispiel der Metzger bei der aktuellen Fleischnot.
Der echte Spießer typ fehlt hingegen natür-
lich nicht und zwar ist er im Sachsen festgelegt,
der meist mit seiner Gattin reist. Er ist ein dick-
bauchiger Jägerianer; sie das Urbild ideal teutschen
Unchicks im Vergleich zur verpariserten Dame;
überall Unverständnis für’s Elegante, Kunstunver-
ständnis usw. Sie probiert meist Pariser Toilet-
ten, die ebenso zu ihr passen, wie zu ihm die Pa-
riser Grisetten, die er gerne probiert.
Der Münchner Spießbürger tritt immer wieder
auf im Lokalwitze: Seine Weltanschauung mit der
Weißwurst im Zentrum und der Maß Bier als dem
Maß aller Dinge. Harmlose Witze, die ganz allge-
mein menschliche Torheit und Beschränktheit zei-
habe ich ja in anderem Zusammenhänge schon ge-
redet. Sie kommt immer schlecht weg: die Ledige
sucht den einen Mann, die Verheiratete den ande-
ren usw. Perversitäten von Einzelfällen werden
stets wieder hervorgeholt. So wird der „Achanti-
neger“ der deutschen Frau nie vergessen: „Dein
Großvater hat noch Menschen gefressen; wie süß
du bist“. Das Witzblatt muß bis zu einem gewis-
sen Grade mit Sensationen arbeiten, um seinen
ernsten Tendenzen ein Publikum zu sichern, wo-
selbst es solche nicht zu verfechten gilt. Klassen,
die weder seiner Tendenz noch der Sensation ent-
gegenkommen, läßt es ganz aus. Daher ist es
wohl teilweise mit zu erklären, daß der gute Mit-
telstand als solcher nie herangezogen wird. Der
Kaufmann vielleicht einmal als der „Großkauf-
mann“, der für alles Detail Verachtung empfin-
det. Die Handwerker werden gar nicht beachtet.
Vielleicht einmal als Staffage verwendet, wie zum
Beispiel der Metzger bei der aktuellen Fleischnot.
Der echte Spießer typ fehlt hingegen natür-
lich nicht und zwar ist er im Sachsen festgelegt,
der meist mit seiner Gattin reist. Er ist ein dick-
bauchiger Jägerianer; sie das Urbild ideal teutschen
Unchicks im Vergleich zur verpariserten Dame;
überall Unverständnis für’s Elegante, Kunstunver-
ständnis usw. Sie probiert meist Pariser Toilet-
ten, die ebenso zu ihr passen, wie zu ihm die Pa-
riser Grisetten, die er gerne probiert.
Der Münchner Spießbürger tritt immer wieder
auf im Lokalwitze: Seine Weltanschauung mit der
Weißwurst im Zentrum und der Maß Bier als dem
Maß aller Dinge. Harmlose Witze, die ganz allge-
mein menschliche Torheit und Beschränktheit zei-